Bild: Tesla
Tesla-CEO Elon Musk ist deutlich besser darin geworden, ambitionierte Ankündigungen pünktlich umzusetzen, aber nicht perfekt: Nach seinen Worten sollte das Autopilot-System für autonomes Fahren mit den Elektroautos von Tesla (FSD) schon bis Ende 2019 technisch komplett entwickelt sein, was er Mitte Januar aber auf ein unbestimmtes „bald“ korrigierte. Jetzt wurde der Tesla-Chef wieder etwas konkreter und sprach von „in ein paar Monaten“. Und fast nebenbei informierte er darüber, dass eine grundlegende Überarbeitung des Autopilot-Systems vor dem Abschluss steht.
Wie zuerst dem Blog Electrek auffiel, hat Tesla auf seinen Webseiten eine eigene Unterseite für das Autopilot-System eingerichtet. Dort werden Hardware und Software für autonomes Fahren vorgestellt, und Bilder und ein Video zeigen, wie das neuronale Netzwerk der Tesla-Software seine Umgebung wahrnimmt. Als Leser spricht Tesla Personen an, die sich für das Autopilot-Team bewerben sollen – ganz unten auf der Seite genügt es, Name, E-Mail und eine kurze Beschreibung bisheriger „außergewöhnlicher“ Tätigkeiten einzugeben, um Kontakt zu Tesla aufzunehmen.
Die neue Indikation für die Fertigstellung der für autonomes Fahren nötigen Teilfunktionen („feature complete“) nannte CEO Musk vergangene Woche in einer Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen von Tesla 2019. Er habe die Erreichung dieses Zwischenziels bis Ende 2019 nicht angekündigt, sondern nur gesagt, er hoffe darauf, korrigierte der Tesla-Chef zunächst. Jetzt sehe es so aus, „als könnten wir in ein paar Monaten feature complete sein“, erklärte er dann. Das bedeute nicht unbedingt, dass das System zu diesem Zeitpunkt schon gut funktionieren würde. Aber Tesla-Fahrer hätten ab dann „eine gewisse Chance, ohne Interventionen zum Beispiel von zuhause zur Arbeit zu kommen“.
Von außen betrachtet werde nicht klar, wie viel Arbeit Tesla in Verbesserungen der Grundlagen für autonomes Fahren stecke, sagte Musk weiter. Das Kernteam für Autopilot und KI sei „sehr, sehr stark“ und mache hervorragende Fortschritte. Tesla beginne gerade erst, von den Fähigkeiten der selbst entwickelten FSD-Hardware in vollem Umfang Gebrauch zu machen.
Eine grundlegende Neuerung bei der Autopilot-Entwicklung bei Tesla ist laut dem CEO der Umstieg auf Video-Training. Die Effizienz bei der Kennzeichnung von Objekten und anderen Verkehrsteilnehmern nehme dadurch um annähernd drei Größenordnungen zu, sagte Musk – das sei „extrem grundlegend“. Seine Aussage dürfte bedeuten, dass Teslas neuronales Netz für FSD jetzt nicht mehr nur anhand von realen Fahrdaten lernen kann, sondern auch anhand von Videos. Videos wiederum dürften auch im Computer erzeugte Bewegtbilder einschließen, denn eines der Autopilot-Bilder auf der neuen Job-Seite für Entwickler zeigt eine Straßenszene, durch die im Hintergrund ein Tesla Cybertruck fährt.
Part 2 of Elon's Story starts with a little announcement…
"There's quite a significant foundational rewrite in the Tesla Autopilot system that's almost complete" –– @elonmusk pic.twitter.com/am58oVz6Rb
— Third Row Tesla Podcast (@thirdrowtesla) January 30, 2020
Mit dem Podcast Third Row Tesla hatte Musk schon kurz vor der Quartalskonferenz ebenfalls über die Autopilot-Neuerungen gesprochen, wie dessen Team jetzt mitteilte. „Es gibt einen ziemlich grundlegenden Rewrite im Autopilot-System von Tesla, der fast abgeschlossen ist“, sagt der Tesla-Chef in einem auf Twitter veröffentlichten Interview-Ausschnitt. Planung, Wahrnehmung und Bilderkennung würden darin kombiniert erfolgen, das neuronale Netz übernehme statt Einzelaufgaben einen immer größeren Teil des Gesamtproblems. Die „nächste große Sache“ sei Pfad-Planung in 3D auf der Grundlage der Bilder aller acht Kameras, sagte Musk.