Eine Zeitlang war ein Unicorn, also ein junges Unternehmen mit einer vorbörslichen Bewertung von mehr als eine Milliarde Dollar, getreu dem Einhorn-Namen etwas ganz besonderes, doch zuletzt sind mit viel Liquidität und späten Börsengängen hunderte davon entstanden. Um selten zu sein, muss man inzwischen also mehr bieten – wie zum Beispiel Redwood Materials, das von dem Tesla-Mitgründer JB Straubel gestartete Unternehmen für Batterie-Recycling im großen Maßstab: Es ist erst gut vier Jahre alt und hat soeben 700 Millionen Dollar Risikokapital auf einen Schlag eingesammelt.
Tesla-Lieferant Panasonic früher Partner
Den Rekord bei privatem Kapital für junge Unternehmen dürfte immer noch Softbank mit seinen Milliarden für den kurzlebigen Immobilien-Highflyer WeWork halten. Doch laut einer Übersicht bei AlleyWatch bedeuten die 700 Millionen Dollar für Redwood zumindest die fünfthöchste Risiko-Finanzierung in diesem Jahr – davor steht übrigens noch die Tesla-Schwesterfirma SpaceX, die 850 Millionen Dollar neu aufgenommen haben soll. Straubels Startup gehört also zu den Großen unter den Einhörnern. Im Stil von Tesla hat es sich auch viel vorgenommen.
Straubel zählt wie Elon Musk offiziell zu den Mitgründern von Tesla und war viele Jahre lang Technik-Vorstand des Unternehmens. 2017 verließ er es, um zunächst im Geheimen Redwood Materials zu gründen. Einer den ersten Partner für sein Recycling-Konzept war Panasonic mit seiner Batterie-Fabrik mit Tesla im US-Bundesstaat Nevada. Bei der ersten größeren Finanzierung (über 40 Millionen Dollar) im Jahr 2020 investierte auch Amazon.
Tesla oder Musk dagegen werden auch in der Redwood-Mitteilung zu der neuen Kapital-Injektion nicht genannt – aber man muss kein Investor sein, um Dienste eines Unternehmens zu nutzen. Stattdessen zählen erneut andere große Namen zu den Geldgebern. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Fonds und Vermögensverwalter wie unter anderem Goldman Sachs oder den frühen Tesla-Investor Baillie Gifford. Amazon ist über den Climate Pledge Fonds ebenfalls wieder dabei.
Redwood will geschlossene Akku-Wirtschaft
Jeglicher Transport werde in den kommenden Jahrzehnten elektrisch abgewickelt werden, und sämtlicher Strom werde nachhaltig sein, erklärte Redwood anlässlich der hohen Finanzierungsrunde. Die Lithium-Ionen-Batterien und andere Materialien dafür müssten mehrfach verwendet werden, weshalb das Unternehmen eine „closed loop“-Lieferkette für Elektroautos und Energie-Produkte entwickle. Einmal in den Kreislauf gebrachte Akku-Rohstoffe sollen also dauerhaft darin verbleiben und immer wieder genutzt werden.
Die Mission sei, Batterie-Materialien nachhaltig und bezahlbar zu machen, wird Straubel in der Mitteilung zitiert, und mit dem neuen Geld werde es damit schneller vorangehen. Laut einer Twitter-Meldung von Anfang Juli bezieht Redwood aktuell etwa 3 Gigawattstunden an Lithium-Ionen-Batterien pro Jahr. Bis zu 95 Prozent der darin steckenden Materialien wie Nickel, Kobalt, Kupfer, Aluminium, Lithium und Graphit können demnach derzeit zurückgewonnen werden. Zu den aktuell 130 Beschäftigten sollen in den nächsten zwei Jahren 500 weitere hinzukommen. Laut der Publikation TechCrunch kündigte Straubel zudem an, nach dem nordamerikanischen zunächst den europäischen Markt erschließen zu wollen und dann Asien.