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„Ruf in die Werkstatt“: Porsche will Software bei 43.000 Taycan-Elektroautos aktualisieren

taycan

Bild: Porsche

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Seit Mitte Mai untersuchte die US-Verkehrsbehörde NHTSA ein mögliches Software-Problem bei dem Porsche-Elektroauto Taycan, das laut einer Reihe von Verbraucher-Beschwerden zum plötzlichen Antriebsverlust führen kann – und am Donnerstag bestätigte der USA-Chef von Porsche, dass es deshalb einen globalen Taycan-Rückruf für das Aufspielen neuer Software geben wird. Der Fall erinnert an Tesla, das in China erst in dieser Woche alle dort verkauften Model 3 und Model Y zurückrief. Allerdings ließ sich die leicht veränderte Software zur Behebung wie bei Tesla üblich rasch per Funk-Update verteilen. Porsche dagegen kann das offenbar immer noch nicht.

Aktualisierung: Am Freitag hat die deutsche Porsche-Zentrale den Rückruf bestätigt, dieses Wort dabei aber wie zuvor der USA-Chef vermieden. „Porsche ruft Fahrzeuge des Typs Taycan in die Werkstatt“, lautet der Titel der Pressemitteilung dazu (aber in der Internet-Adresse steht „rückruf“). Software für Leistungselektronik und das Motorsteuergerät werde „überprüft und aktualisiert“, heißt es im Text. Besitzer betroffener Fahrzeuge könnten sie weiter benutzen und würden wegen des Updates von ihrem Porsche-Partner kontaktiert. Es solle „schnellstmöglich“ erfolgen. Der Rückruf betrifft 43.000 Fahrzeuge aus 2020 und 2021 einschließlich der neuen Kombi-Variante Taycan Cross Turismo. Das dürften alle bislang verkauften sein. In der laufenden Serie ist das „Thema“ laut Porsche bereits gelöst.

Tesla erledigte China-Rückruf rasch

Bei dem von der Marktaufsicht so bezeichneten Tesla-Rückruf in China ging es darum, dass sich der Tempomat in Model 3 und Model Y ihrer Ansicht nach zu leicht versehentlich aktivieren ließ. Betroffen waren 285.520 Fahrzeuge, also offenbar alle dieses Typs im Land. Aber so groß die Zahl klang, so schnell hatte Tesla das Thema auch erledigt: Am Montag bekamen erste Model 3 ein Funk-Update, das ein zusätzliches Gong-Signal bei Tempomat-Bestätigung brachte, und am Donnerstag meldete ein chinesischer Tesla-Nutzer, die Aktion sei schon abgeschlossen.

Ein großer Rückruf ist selten positiv für das Image, aber bei diesem Fall in China könnte es tatsächlich so sein: Das Problem wurde von Kritikern zwar zu „unerwünschter Beschleunigung“ aufgebauscht, war aber letztlich nicht sehr bedeutend – und wurde von Tesla auf technisch elegante Weise rasch aus der Welt geschafft. Mit dem Taycan-Rückruf hätte Porsche jetzt eine solche Chance gehabt. Doch daraus wird nichts, geht aus Äußerungen von Kjell Gruner hervor, CEO von Porsche Cars North America.

https://twitter.com/TeslaNY/status/1410633852075323392

Zwar nahm er im Gespräch mit CNBC das Wort nicht in den Mund, sondern bezog sich auf „das Thema“, das der Moderator erwähnt habe. Gruner widersprach aber nicht der Formulierung „globaler Rückruf“ in der Frage, womit er als bestätigt gelten kann. Das Problem des Antriebsverlusts trete nur sehr selten auf, erklärte der CEO weiter. Bei 20 Fällen von 10.000 Taycans in den USA habe es dazu kommen können.

Porsche Taycan kann stehenbleiben

„Ein Ladungsverlust in der 12-Volt-Batterie könnte das gesamte elektrische System deaktivieren und den Betrieb des Fahrzeugs verhindern“, fasste die NHTSA im Mai die zum Taycan eingehenden Beschwerden zusammen. Damals waren es 9, inzwischen sind laut der Datenbank der Behörde mehrere dazugekommen – es könnte also sein, dass sich Porsche-CEO Gruner nur auf die bislang gemeldeten Fälle bezog, nicht auf die Zahl der potenziell betroffenen Fahrzeuge.

Zu dem Ausfall kann es offenbar bei beliebiger Geschwindigkeit und ohne Vorwarnung kommen. Das Porsche-Elektroauto verliert nach den Schilderungen gegenüber der NHTSA dann einfach den Antrieb und bleibt auf der Straße stehen. Laut ihrer Mitteilung von Mai geht es um geschätzte 12.146 Taycans von 2020 und 2021 – viel mehr dürfte es in den USA nicht geben.

Porsche schafft keinen Online-Rückruf

Aber er habe auch eine gute Nachricht, sagte Gruner auf CNBC weiter – „wir haben eine Lösung dafür“, in Form von Software. Wer dann hoffte, jetzt werde die Ankündigung eines Funk-Updates wie bei Tesla folgen, wurde allerdings enttäuscht: „Wir laden alle Kunden ein, in ein Porsche-Zentrum zu kommen“, fuhr der CEO fort. Dort werde die Aktualisierung etwa 90 Minuten dauern, und schon sei der Rückruf (den er immer noch nicht so nannte) erledigt. Porsche werde sehr bald mit der Aktion beginnen.

Damit scheint klar: Tief greifende Software-Veränderungen wie an der Steuerung der 12-Volt-Hilfsbatterie, die mit dem Hochvolt-Akku verbunden ist, sind bei Porsche anders als bei Tesla immer noch nicht auf Entfernung möglich. Erst in diesem März hatte das deutsche Unternehmen bestehende Taycan-Besitzer „eingeladen“, sich auf den neuesten Software-Stand bringen zu lassen – kostenlos, aber ebenfalls in der Porsche-Werkstatt. Damals wurden auch neue „functions on demand“ für den Taycan-Jahrgang 2021 vorgestellt, die „per Online-Übertragung“ kommen sollten – aber auch die neuesten Porsche müssen für den Software-Rückruf jetzt wie schon immer in die Werkstatt.

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