Die seit Herbst 2020 anhaltende Knappheit bei Automobil-Halbleitern und anderen Komponenten scheint nach mehreren verfrühten Entwarnungen allmählich tatsächlich zu Ende zu gehen. Dank besserer Teile-Versorgung sollen laut einer asiatischen Publikation bald auch die neuen Tesla-Fabriken in Deutschland und den USA ihren Ausstoß deutlich erhöhen können. Allerdings sollen Zulieferer die zuvor angespannte Situation genutzt haben, um auch bei Tesla Preis-Erhöhungen durchzusetzen – was wohl auch für die Kunden steigende Preise bedeute.
Bessere Tesla-Versorgung ab September
Quellen in der Lieferkette würden bereits deutlich mehr Nachfrage von Tesla registrieren, heißt es in dem Bericht von DigiTimes Asia, der in dieser Woche veröffentlicht wurde. In der vor kurzem noch einmal umgerüsteten Gigafactory in China sei die Produktion wieder gut in Gang. Die Strom-Unterbrechungen in der wichtigen Zulieferer-Provinz Sichuan hätten sich auf Tesla bislang nicht negativ ausgewirkt.
Viele Auto-Unternehmen gingen in der Chip-Krise dazu über, große und elektrische Modelle mit höheren Margen zu bevorzugen. Die Folge waren sinkende Verkaufszahlen, aber Gewinne auf Rekord-Niveaus. Angeführt wurden die Margen von Tesla, das allerdings eine andere Strategie wählte: Unbedeutend erscheinende Funktionen wie eine verstellbare Lordosen-Stütze für Beifahrer wurden gestrichen. Außerdem nutzte Tesla seine interne IT-Kompetenz, um kurzfristig Software für alternative Hardware zu schreiben.
Das ermöglichte höhere Stückzahlen inmitten der weltweite Knappheit, und da sie jetzt zu Ende geht, dürfte Tesla seine Produktion laut DigiTimes umso mehr steigern. Durch die intensive Beschäftigung mit Chips stünden dafür jetzt mehr unterschiedliche Produkte zur Auswahl. Einigen Zulieferern sei es „in intensiven Verhandlungen“ mit Tesla allerdings gelungen, höhere Preise durchzusetzen. Als Folge würden Markt-Beobachter mit Preis-Erhöhungen auch für die Elektroautos des Unternehmens rechnen. Die Rede sei von 1000-2000 Dollar mehr ab September.
Berater sehen niedrigere Auto-Margen
Unterdessen meldete die Beratungsfirma EY, dass der Umsatz der 16 größten Auto-Hersteller der Welt im zweiten Quartal 2022 trotz 10 Prozent weniger Verkäufen auf einen neuen Rekord gestiegen ist. Der operative Gewinn nahm aber um 9 Prozent ab, und die durchschnittliche Marge sank auf 7,9 Prozent – führend war bei diesem Wert mit 14,6 Prozent weiter Tesla. Die Zeiten der Traum-Margen seien bald vorbei, kommentierte ein EY-Berater die Analyse. In den kommenden Monaten werde die Pkw-Produktion dank besserer Halbleiter-Versorgung voraussichtlich zunehmen – so wie wegen wirtschaftlicher Schwäche und einer möglichen Energie-Krise die Probleme auf der Nachfrage-Seite.