Dachziegel mit integrierter Solartechnik für die Erzeugung von Strom sind eine interessante Idee, die seit 2016 auch von Tesla verfolgt wird – das Unternehmen will nicht nur mit Elektroautos das Transportwesen sauberer machen, sondern mit Photovoltaik und Speichern dafür auch das Energie-System. Trotz mehrerer Anläufe ist es Tesla bislang aber nicht gelungen, sein Produkt Solar Roof so billig und leicht installierbar zu machen, wie es CEO Elon Musk gerne hätte. Jetzt scheint er den Bereich selbst in die Hand zu nehmen: Unzufrieden mit der bisherigen Entwicklung, soll er zwei wichtige Manager für die Solar-Dachziegel mitten in einer Telefonkonferenz entlassen haben.
Chef von Tesla Energy gefeuert
Mitte April habe es eine Konferenz mit Musk und mehreren Solar-Führungskräften gegeben, berichtete am Mittwoch die Nachrichten-Agentur Bloomberg. Daran teilgenommen hätten unter anderem RJ Johnson, Chef des Energie-Bereichs bei Tesla, und Ryan Nungesser, operativer Leiter der Fabrik in New York, in der das Solar Roof hergestellt wird. Schon nach wenigen Minuten habe Musk diese beiden Manager gefeuert, schreibt Bloomberg unter Berufung auf mehrere andere Teilnehmer.
Nachfolger für Johnson und Nungesser habe der Tesla-Chef nicht genannt, weshalb ihre Entlassung für Verwirrung sorgte, heißt es in dem Bericht weiter. Seitdem seien noch viele weitere Führungskräfte entlassen worden. Sie hätten sich dazu nicht äußern wollen, aber bestätigt, dass sie nicht mehr für Tesla arbeiten.
Das Problem beim Solar Roof scheint weniger in der Nachfrage zu liegen und anders als zeitweise bei den Elektroautos von Tesla auch nicht in zu wenig Produktionskapazität, sondern in der Installation der Dächer. In einer Anspielung auf die vom CEO so bezeichnete „Produktionshölle“ beim Start des Model 3 schreibt Bloomberg von einer „Installationshölle“.
Musk jetzt „wild entschlossen“
Zuletzt soll sich Musk der Angelegenheit persönlich angenommen haben. Laut dem Bericht wurden in diesem Jahr mehrere Häuser seines zweiten Milliarden-Unternehmens SpaceX in Brownsville mit Tesla-Dächern ausgestattet. Darunter soll auch das gewesen sein, das er jetzt nach eigenen Angaben selbst bewohnt – und Musk soll sich sogar selbst an den Arbeiten beteiligt haben. Anders als die Produktion von Elektroautos sei das Decken von Dächern aber keine standardisierte Fließband-Arbeit. „Musk kann nicht auf der Couch von jedem einzelnen Haus schlafen, das ein Solar Roof bekommt“, erklärt Bloomberg. Während der Produktionskrise mit dem Model 3 hatte er nach eigenen Angaben mehrere Nächte in der Fabrik in Fremont verbracht.
Als Ziel für Tesla hat Musk die Installation von 1000 Solardächern pro Woche ausgegeben, bislang sind es laut Bloomberg kaum 200. Um den höheren Wert zu erreichen, müsste das Unternehmen nach Einschätzung einer Energie-Analystin den Preis wieder deutlich senken. Dennoch sei unwahrscheinlich, dass der CEO seine ehrgeizigen Dach-Pläne aufgibt – eher scheine er wild entschlossen, sie zum Funktionieren zu bringen.