Nach dem Magazin Time hat am Mittwoch auch die Financial Times Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk zu ihrer Person des Jahres 2021 gekürt. Trotz all seiner exzentrischen und provokativen Twitter-Nachrichten, die manchen kindisch vorkämen, sei er eine der am stärksten transformativen Personen der heutigen Geschäftswelt, schreibt die Zeitung in ihrer Begründung. Frühere Mitarbeiterinnen bei Tesla wie SpaceX werfen ihm allerdings vor, in seinen Unternehmen eine frauenfeindliche Kultur zuzulassen.
Sechs neue Klagen gegen Tesla
Eine erste Klage dieser Art gegen Tesla wurde Ende November bekannt – ein seltener Fall, denn nach Berichten ist dort vertraglich vereinbart, dass solche Beschwerden in außergerichtlichen Schiedsverfahren behandelt werden. Nach der Darstellung einer ehemalugen Mitarbeiterin in der Nachtschicht für das Model 3 in Fremont wurde sie drei Jahre lang fast täglich sexuell belästigt und Tesla unternahm trotz mehrerer Meldungen an Vorgesetzte nichts dagegen. Laut einem Bericht der Washington Post reichten am Dienstag zudem sechs weitere Tesla-Mitarbeiterinnen wegen ähnlicher Vorwürfe Klagen ein.
Wie schon die erste Klägerin sehen laut dem Post-Bericht auch mehrere der neuen einen Zusammenhang zwischen der Twitter-Aktivität von CEO Musk und Sexismus bei Tesla. So macht er dort häufig Scherze mit der Zahl 69 und erklärte im Oktober, er denke über die Gründung einer Universität mit der Abkürzung TITS nach. Kollegen und Vorgesetzte der Klägerinnen sollen sich bei der Arbeit über solche Äußerungen amüsiert und sie als Vorlage genutzt haben, um damit weiterzumachen. Bei Tesla existiere ein „erschreckendes Muster zügelloser Belästigung“, sagte der Anwalt der Frauen der Washington Post, und das gelte nicht nur für die Fabrik in Fremont.
Ähnliche Vorwürfe wurden in dieser Woche zudem in Bezug auf SpaceX als das zweite Milliarden-Unternehmen von Musk bekannt. Sie begannen mit einem Artikel einer Ingenieurin, die als Praktikantin bei SpaceX anfing und bis in diesen November dort arbeitete. Dann ließ sie sich zunächst wegen Panik-Attacken krankschreiben und kündigte wenig später. In der ganzen Zeit wurde sie nach ihren Angaben mehrmals sexuell belästigt, was sie jeweils der Personal-Abteilung gemeldet habe, aber ohne Konsequenzen.
Sexuelle Übergriffe bei SpaceX gemeldet
Derartige Übergriffe habe es auch auf Kolleginnen bei SpaceX gegeben, schrieb die Ingenieurin, und kurz darauf berichtete die Publikation The Verge von vier weiteren Frauen, die von solchen Erfahrungen sprachen. SpaceX interessiere sich mehr als für Arbeitskultur für die Arbeit selbst, sagte eine von ihnen. Bei männlichen Mitarbeitern, die gute Leistungen zeigen, nehme das Unternehmen hin, wenn sie sich gegenüber Frauen unangemessen verhalten. Alle fünf, die sich gegenüber The Verge äußerten, waren laut dem Bericht der Meinung, dass dies mit der von Musk geprägten SpaceX-Kultur zusammenhänge.
Weder Tesla noch SpaceX äußerten sich auf Anfrage der Publikationen zu den Vorwürfen. Die SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell soll aber nach dem Bericht der früheren Ingenieuren eine E-Mail an alle im Unternehmen geschrieben haben, in der sie um Hinweise auf Fehlverhalten bat und eine zunächst interne und dann externe Überprüfung des Prozesses für solche Meldungen ankündigte.