Bild: Tesla (Archiv)
Als CEO Elon Musk ab Dienstag in zwei E-Mails erst nur die Führung und dann auch alle anderen Beschäftigten bei Tesla aufforderte, mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro präsent zu sein oder zu kündigen, argwöhnten manche Beobachter gleich, er wolle ein paar von ihnen loswerden. Und diese Vermutung scheint sich jetzt zu bestätigen: Laut der Nachrichten-Agentur Reuters kündigte Musk am Donnerstag intern die Streichung von 10 Prozent der Jobs bei Tesla und einen weltweiten Einstellungsstopp an. Aktualisierung: Der Plan scheint differenzierter zu sein: Am Freitag wurde eine weitere E-Mail von Musk bekannt, in der er erklärt, nur bei Büro-Jobs werde jeder zehnte gestrichen. In der Produktion dagegen solle die Zahl der Tesla-Beschäftigten weiter steigen (s. unten)
„Pause für Tesla-Einstellungen weltweit“
Beobachter erwarten für das zweite Quartal erstmals seit langem wieder weniger Elektroauto-Auslieferungen und Gewinn bei Tesla. Hauptsächlich liegt das daran, dass die wichtige Gigafactory in China ab Ende März gut drei Wochen lang schließen musste und anschließend zunächst nur begrenzt wieder produzieren konnte. Mittlerweile soll sie wieder annähernd voll in Gang sein, aber beim lokalen Verkauf waren der April und der Mai für Tesla praktisch Total-Ausfälle.
Über solche vorübergehenden Sonderfaktoren würden Anleger hinwegblicken und bald wieder die langfristig gute Entwicklung von Tesla in den Fokus nehmen, erklärte dazu der Fondsmanager Gary Black. Doch laut der Nachrichten-Agentur Reuters ist CEO Musk nach eigenem Bekunden der Meinung, dass es noch länger Schwierigkeiten geben wird: Er habe ein „superschlechtes Gefühl“ mit Blick auf die Wirtschaftsentwicklung, soll er am Donnerstag an die Tesla-Führung geschrieben haben. Der Titel der E-Mail lautete nach Reuters-Angaben „Pause für alle Einstellungen weltweit“. Im Text soll zudem stehen, dass Tesla 10 Prozent seiner Stellen streichen werde.
Probably 5-6% of $TSLA workforce will be laid off. Elon’s memo says 10% of salaried employees, and does not apply to anyone building cars, battery packs, or solar.
These are ests of mfg workers:
Fremont 22K
Shanghai 19K
Nevada 7K
Berlin 6K
Austin 3K
Buffalo 1.5K
Total 58.5K pic.twitter.com/8V27WKUoEv— Gary Black (@garyblack00) June 3, 2022
Aktualisierung: Wie schon zuvor bei seinem Ruf zurück ins Büro von Anfang der Woche wurde am Freitag eine zweite interne E-Mail von Musk zum gleichen Thema mit zusätzlichen Informationen bekannt. Demnach will Tesla nur seinen „salaried headcount“ um 10 Prozent verringern, also wohl die Zahl der Beschäftigten in Bereichen wie Verwaltung und Entwicklung, schrieb der CEO laut mehreren Twitter-Nutzern. Für Personal in der Elektroauto- oder Batterie-Produktion sowie für Solar-Installationen gelte dies aber nicht. Der „hourly headcount“, also die Zahl der nach Stunden bezahlten Produktionsmitarbeiter, werde sogar zunehmen.
Nach den neuesten Angaben hatte Tesla Ende 2021 knapp 100.000 Beschäftigte weltweit, und seitdem sind zum Beispiel in der deutschen Gigafactory weitere hinzugekommen. Nach der Klarstellung von Musk in der zweiten E-Mail dürfte es damit auch weitergehen. Insgesamt sind nach einer Schätzung des Fondsmanagers Black gut 58.000 Tesla-Beschäftigte in der Produktion tätig und somit von den angekündigten Streichungen ausgenommen. Wenn wirklich 10 Prozent vom Rest gehen müssen, würde das zunächst etwa 5000 Büro-Jobs weniger bedeuten – die aber von Neueinstellungen für die hochlaufenden Gigafactorys in Deutschland und Texas mehr als ausgeglichen werden könnten. Allein für die Fabrik in Grünheide bei Berlin sucht Tesla auf seinen Job-Seiten derzeit hunderte Produktionskräfte.
Musk will bei Büro-Beschäftigen ansetzen
Schon die Musk-Mails von Anfang der Woche sprachen dafür, dass er bei den Stellen-Streichungen eher im Büro-Bereich ansetzen will. Nachdem er zunächst nur an das eigene „ExecTeam“ gerichtet geschrieben hatte, jeder müsse mindestens 40 Stunden pro Woche in einem Tesla-Büro anzutreffen sein, stellte er später klar, dass damit nicht nur das Management gemeint war. „Wenn Sie nicht kommen, gehen wir davon aus, dass Sie gekündigt haben“, schrieb der Tesla-Chef laut mehreren Berichten. Wer seine Dollar stundenweise am Band verdient, hatte aber natürlich schon vorher nicht die Option, das stattdessen von zuhause oder woanders aus zu erledigen oder nach dem Verdacht von CEO Musk eher nur so zu tun.