Nach gut zwei Monaten mit einem fast vollständigen Lockdown hat die chinesische Metropole Shanghai mit Beginn des Juni ihre strengen Beschränkungen deutlich gelockert. Kaum ging am Dienstag um Mitternacht der Mai zu Ende, strömten nach Berichten Menschen auf die Straßen, um die neu gewonnene Teil-Freiheit zu genießen. Auch die Arbeit in der Elektroauto-Fabrik von Tesla in der Stadt wird durch die endenden Restriktionen erleichtert – allerdings sollen die Teams dort zunächst noch gut eine Woche in einem geschlossenen System bleiben. Und wer jetzt in Shanghai zu einem Supercharger möchte, muss dort einen aktuellen PCR-Test vorlegen.
Tesla und VW noch mit „closed loop“
Ab Ende März durften die meisten Bewohner der Stadt ihre Wohnungen nicht mehr verlassen, weil Chinas Regierung die Zahl der Corona-Infektionen auf 0 drücken will. Unter Inkaufnahme vieler persönlicher Härten scheint das zu gelingen. Vorher aber musste auch Tesla seine Arbeit in der chinesischen Gigafactory 22 Tage lang ganz einstellen. Ab Mitte April war wichtigen Unternehmen wieder eine begrenzte Produktion mit Mitarbeitenden erlaubt, die in einem „closed loop“-System zeitweise ihr ganzes Leben in die Fabriken verlagern. Im Rest des Monats wurden bei Tesla so noch etwa 11.000 Model 3 und Model Y produziert.
Immer noch im Lockdown konnte Tesla in Shanghai vergangene Woche bereits wieder eine zweite Schicht in der Gigafactory arbeiten lassen. Damit soll die Produktion bald wieder einen Stand von 2600 Elektroautos pro Tag wie vor der Lockdown-Störung erreichen. Aktuell sind laut einem Bericht der Agentur Bloomberg von Dienstag gut 10.000 Beschäftigte in der Gigafactory-Blase – und dort sollen sie trotz der Öffnung von Shanghai noch bis zum 10. Juni bleiben. Das Unternehmen wolle diesen Puffer, um die Produktion abzusichern, soll es den Mitarbeitern dazu erklärt haben. Die gleiche Vorgehensweise hat laut dem Bericht VW für seine Fabrik mit SAIC in Shanghai gewählt.
On June 1st, 2022 (Today), Tesla China will re-open 61 Supercharger Stations across Shanghai, China.
According to each location 72hr PCR test result is required, @TeslaCharging @ElonMusk $TSLA pic.twitter.com/TQSsk5pkU5
— Jay in Shanghai 电动 Jay (@JayinShanghai) May 31, 2022
Die BBC berichtete am Mittwoch von großer Erleichterung über die Lockdown-Lockerungen in der Stadt mit rund 25 Millionen Einwohnern. Die zeigte sich auch bei @JayinShanghai, der von dort aus die westliche Welt mit Tesla-Informationen aus China versorgt. Mit seiner Familie machte er gleich einen Ausflug in einem neu gekauften Kayak. Näher an seiner üblichen Mission berichtete er außerdem, dass auch 61 Supercharger-Standorte in Shanghai wieder geöffnet wurden. Ein Foto dazu zeigt eine mit sechs Teslas voll ausgelastete Station.
Supercharging nur mit PCR-Test
Einfach so kann man dort aber noch nicht wieder laden: Erst muss man laut @JayinShanghai einen maximal 72 Stunden alten PCR-Test vorzeigen. Die gleiche Regelung gilt laut dem BBC-Bericht für alle in der Stadt, die öffentlichen Nahverkehr benutzen oder Banken oder ein Einkaufszentrum besuchen wollen. Rund 650.000 Bewohner Shanghais dürfen zudem ihre Wohnungen immer noch nicht verlassen. Kinos, Museen und Fitness-Studie bleiben einstweilen geschlossen. Mit einem 50-Punkte-Programm soll die durch die lange Totalsperre schwer beschädigte regionale Wirtschaft jetzt wieder in Schwung gebracht werden. Vorgesehen sind unter anderem schnellere Genehmigungen für Bauprojekte. Das könnte hilfreich für Tesla sein, denn nach Berichten ist sowohl eine noch höhere Produktion in der bestehenden Fabrik in Shanghai geplant als auch der Bau neuer Gebäude für noch einmal rund 500.000 Elektroautos pro Jahr direkt nebenan.