Auch wenn von ihm neuerdings gelegentlich Wochenend-Ausflüge nach Europa gemeldet werden, dürfte Elon Musk mehr von seinem Leben mit Arbeiten verbringen als die meisten anderen Menschen. Dass er sich eine ähnlich strenge Arbeitsethik auch bei einfachen Tesla-Beschäftigten wünschen würde, ließ er vor kurzem erkennen, indem er die Bereitschaft chinesischer Mitarbeiter lobte, bis weit nach Mitternacht in der Fabrik zu bleiben. Und von seinen Managern verlangte er jetzt, die neuerdings beliebte Praxis des Arbeitens auf Entfernung weitgehend einzustellen – oder Tesla zu verlassen.
Mindestens 40 Stunden im Tesla-Büro
Manche Technologie-Unternehmen wie Apple haben die Wellen von Corona-Lockdowns seit Anfang 2020 genutzt, um auf Dauer mehr Arbeiten von zuhause oder anderen Orten aus zu ermöglichen. Theoretisch können sie auf diese Weise sogar Geld für Büros sparen, und manche Beschäftigten wissen die wegfallenden Pendler-Wege und ein potenziell ungestörtes Umfeld sehr zu schätzen. Tesla-Chef Musk aber will zumindest seine wichtigsten Leute während regulärer Arbeitszeiten offenbar stets physisch greifbar haben: Am Mittwoch bestätigte er indirekt, sie per E-Mail dazu aufgefordert zu haben.
„Sie sollten anderswo so tun, als würden sie arbeiten“, kommentierte der CEO eine E-Mail, die er laut einem Twitter-Nutzer kurz vorher an das „Executive Staff“ bei Tesla geschrieben hatte. „Arbeiten auf Entfernung ist nicht mehr akzeptabel“ sollte ihr Betreff gelautet haben. Der Twitter-Kommentar von Musk dazu kann wohl als Bestätigung dafür verstanden werden, dass die veröffentlichte Mail wirklich von ihm stammte.
#Tesla no longer allowing remote work@TeslaPodcast @SawyerMerritt @WholeMarsBlog @garyblack00 @GerberKawasaki pic.twitter.com/DKAgh9ptSX
— Sam Nissim (@SamNissim) June 1, 2022
Darin fordert der CEO die Mitglieder seines Managements auf, mindestens („und ich meine *mindestens*“) 40 Stunden pro Woche im Büro zu verbringen. Das sei weniger, als Tesla von Beschäftigten in seinen Fabriken verlange, schrieb Musk. Außerdem sei mit Büro ein wichtiger Standort von Tesla gemeint, nicht irgendeine Filiale, die nichts mit der jeweiligen Aufgabe zu tun habe. Als Beispiel nannte Musk Verantwortung für den Bereich Personal in der Fabrik in Fremont, die nicht von einem Büro in einem anderen Bundesstaat aus wahrgenommen werden könne. Ausnahmen von der neuen Stundenregel soll es geben können, dann aber nur vom CEO selbst genehmigt.
Musk kein Freund von Telearbeit
Wer genau bei Tesla zum Verteiler ExecTeam zählt, der als Empfänger oben in der E-Mail steht, war zunächst nicht klar. Üblicherweise bezeichnet „Executive“ nur die Führung eines Unternehmens im engeren Sinn und umfasst zum Beispiel keine einfachen Team-Leiter. Nach zunächst unbestätigten Meldungen soll Musk allerdings eine Mail mit ähnlichem Inhalt später noch an alle Beschäftigten bei Tesla geschickt haben. Was auch immer dort in den vergangenen Monaten an Telearbeit-Kultur eingezogen ist, soll jetzt also offenbar beendet werden. Zumindest in seiner Post an das Management schrieb Musk, wer die mindestens 40 Stunden vor Ort nicht einhalte, solle gehen. Mit Blick auf sein Übernahme-Ziel Twitter hatte er zuvor gelästert, das Unternehmen könne sein Hauptquartier in San Francisco auch zum Obdachlosen-Heim machen, weil dort ohnehin niemand zum Arbeiten auftauche.