Ziemlich genau ein Jahr nach dem offiziellen Produktionsstart im März 2022 hatte die Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin einen wichtigen Meilenstein genommen: Die Produktion dort habe 5000 Model Y pro Woche erreicht, teilte das Unternehmen mit – hochgerechnet etwa 250.000 Elektroautos pro Jahr, was nach einer Definition von Tesla-CEO Elon Musk als Massenproduktion angesehen werden kann. Weitere Tausender-Meldungen blieben seitdem allerdings aus. Und laut einem Bericht ist die Elektroauto-Produktion in Grünheide zuletzt sogar wieder gesunken.
Ziele für Model Y laut Bericht verfehlt
Schon in diesem Juni hatte die Publikation Business Insider von einer „Krise“ der deutschen Gigafactory berichtet. Statt Produktion und Beschäftigten-Zahl weiter zu steigern, sei die Erhöhung auf 6000 Model Y pro Woche auf Eis gelegt, Sonderschichten seien gestrichen und eine dreistellige Zahl von Leiharbeitern entlassen worden. Tesla bestätigte, dass weniger Sonderschichten gefahren und Leiharbeiter benötigt würden, erklärte aber, die Fabrik befinde sich weiter erfolgreich im Hochlauf.
Wie am Dienstag erneut Business Insider (hinter einer Paywall) berichtete, sollen aber selbst die 5000 Model Y in einer Woche von diesem März nur ein einmaliges Ereignis gewesen sein. Aus Aussagen mehrerer Beschäftigter der Gigafactory sowie aus internen Unterlagen gehe hervor, dass das Ziel für Juli und August stattdessen bei 870 Model Y pro Tag oder 4350 in jeder Fünf-Tage-Woche gelegen habe. An manchen Tagen soll nicht einmal dieses niedrigere Ziel erreicht worden sein. Am 25. Juli zum Beispiel habe die Fabrik nur 692 Elektroautos komplett produziert.
Q1 and Q2 production numbers you see here by factory should be close to what actually happened because we get Tesla China production numbers from CPCA and I'm using VIN data for Fremont, Giga Berlin, and Giga Texas production and Tesla releases the global production numbers. pic.twitter.com/3BVlxXekWA
— Troy Teslike (@TroyTeslike) August 19, 2023
Das würde einer Wochenproduktion von rund 3500 Model Y an fünf Tagen entsprechen, also ungefähr dem Stand, der nach den früheren Meilenstein-Meldungen von Tesla irgendwann zwischen Dezember 2022 und diesem Februar erreicht wurde. Als Grund für den Rückgang nennt Business Insider Personal-Mangel. Tesla habe wegen zunehmender Krankmeldungen Schwierigkeiten, die Schichten in der deutschen Gigafactory zu besetzen. Im Juli und August seien zusätzliche Probleme durch die Ferienzeit hinzugekommen.
Tesla-Beobachter nennt ähnliche Zahlen
Die Angabe, dass Tesla in Deutschland bislang nur einmal wirklich 5000 Model Y in einer Woche produziert hat, deckt sich ungefähr mit Berechnungen, die der X-Beobachter @TroyTeslike dazu vorgenommen hat. Für das ganze zweite Quartal dieses Jahres kam er auf eine Produktion von 45.327 Model Y in Grünheide, was durch 13 geteilt nur etwa 3500 pro Woche ergibt. Im Quartal zuvor sollen es 38.600 gewesen sein, pro Woche also durchschnittlich knapp 3000. Die bislang genehmigte Kapazität beträgt 500.000 Model Y pro Jahr oder knapp 10.000 pro Woche. Nach im Juli veröffentlichten neuen Anträgen will Tesla sie ebenso verdoppeln wie die Beschäftigten-Zahl.