Bild: Tesla-Gigafactory in Texas Mitte Mai 2021 (Foto: @JoeTegtmeyer)
Der voraussichtliche Termin für Auslieferungen von Tesla Model Y in Europa wurde im Web-Konfigurator vor kurzem auf Ende 2021 verschoben. Das deckt sich grob mit den neuesten Angaben von CEO Elon Musk, der während seines Besuchs auf der deutschen Gigafactory-Baustelle bei Berlin an diesem Montag erklärte, es sehe so aus, als könne die Produktion dort zum Jahresende beginnen. Das Gleiche hatte er vor kurzem mit Blick auf die später begonnene Tesla-Gigafactory in Texas gesagt. Aber laut einem Bericht ist beides nicht ganz richtig: Die neue US-Fabrik soll angeblich schon in diesem Oktober mit der Produktion von Model Y beginnen – und bis ins zweite Halbjahr 2022 hinein auch den europäischen Markt versorgen.
Tesla-Chef in Berlin vorsichtig
Das berichtete am Mittwoch in einem Artikel eines Korrespondenten im Silicon Valley ohne nähere Quellenangaben die deutsche Zeitschrift Wirtschaftswoche. Die Gigafactory in Texas werde „wohl früher fertig“ als die in Grünheide bei Berlin, heißt es im Vorspann vorsichtiger, aber im Text legt sich der Autor fest: „Jetzt werden sie die verzögerten Lieferungen in Berlin ausgleichen müssen“, schreibt er mit Blick auf Model Y aus der Texas-Fabrik. Denn die deutsche Fabrik werde, wenn sie es denn dieses Jahr noch bis zum Start schaffe, allenfalls geringe Stückzahlen liefern.
Bei seinem Deutschland-Besuch in dieser Woche wirkte der Tesla-Chef müde, aber entspannt. Wann Giga Berlin wirklich loslegen könne, lasse sich schwer voraussagen, schränkte er bei einem kurzen Auftritt vor Fans und Journalisten am Montag allerdings ein. Am Dienstag rief er über Twitter Zulieferer für die deutsche Fabrik auf, möglichst schneller zu arbeiten. Unabhängig davon braucht Tesla vor dem Start eine Genehmigung für das Projekt. Ende April wurde bekannt, dass zusätzlich eine Batterie-Fertigung auf dem Gigafactory-Gelände beantragt werden soll. Wenn die Gesamt-Pläne dafür vorliegen, würde es laut Brandenburgs Wirtschaftsminister drei Monate dauern, bis sie genehmigt werden können.
Für die Wirtschaftswoche sind das offenbar Indizien genug, um von bestenfalls einigen wenigen Tesla Model Y aus Grünheide in diesem Jahr auszugehen. Aber in der scheinbar schlechten Nachricht steckt auch eine gute: Die später gestartete Gigafactory in Texas komme besser voran als die deutsche und werde wohl schon im Oktober mit der Produktion beginnen, heißt es in dem Bericht. Und anders als bislang geplant vor allem an die US-Ostküste gebracht zu werden, sollen die Model Y aus der neuen US-Fabrik jetzt den verzögerten Start in Deutschland ausgleichen. Das sei sogar „zumindest bis in die zweite Jahreshälfte“ geplant. Für einen Vorsprung von Texas spricht auf jeden Fall die Tatsache, dass dort testweise bereits Teile für das Model Y gegossen wurden, obwohl das Gebäude anders als das deutsche außen noch nicht fertig ist.
Hoher Preis für Model Y aus USA?
Für Tesla würde der neue Plan aus geschäftlicher Sicht eine Verzögerung bedeuten, die das Unternehmen mit seinen zweistelligen Milliarden-Reserven inzwischen aber problemlos verkraften dürfte. Wartende in Europa wiederum könnten sich sogar freuen, denn mit Model Y aus Deutschland deutlich vor Jahresende war zuletzt nicht mehr zu rechnen. Ein Nachteil an US-Exporten ist, dass dann auch die Preissenkung noch auf sich warten lassen dürfte, die es in China nach dem Start der lokalen Tesla-Produktion für das Model Y gab. Auf der anderen Seite wurden viele davon schon zu den aktuell angegebenen Preisen vorbestellt, sodass vorerst genügend Zahlungsbereitschaft dafür vorhanden sein sollte – bei all dem vorausgesetzt, dass sich der Bericht als richtig erweist.