Die gleichzeitig neu entstehenden Tesla-Gigafactorys im deutschen Grünheide und im US-Bundesstaat Texas sehen nicht nur von außen ähnlich aus, sondern auch innen. So wurden in beiden schon Giga-Pressen installiert, die bald große Teil des Rahmens für Model Y aus einem Stück gießen sollen. Wohl wegen dieser Maschinen-Gleichheit kam es jetzt zunächst zu einer Verwechslung, als ein deutscher Ingenieur auf LinkedIn ein Foto eines gewaltigen Aluminium-Elements veröffentlichte und allen Tesla-„Geburtshelfern“ dazu gratulierte: Erst wurde das Giga-Gussteil der deutschen Fabrik zugeschrieben, doch dann stellte sich heraus, dass es in Texas fotografiert wurde.
Erstes Front-Element für Model Y?
Bei dem fast mannshohen und noch breiteren Element dürfte es sich um den vorderen Teil des Rahmens für das Tesla Model Y handeln. In Texas wie in Grünheide soll es zusammen mit einem ähnlich großen Heck-Element und dazwischen einem Batterie-Teil mit den neuen 4680-Zellen die tragende Struktur von dort produzierten Elektroautos bilden. Laut Tesla-CEO Elon Musk spart das viel Platz und 600 Roboter in der weiteren Verarbeitung.
Eigentlich sollte die deutsche Gigafactory die erste sein, in der das Model Y auf diese Weise zusammengesetzt wird, hatte Musk dazu im Oktober 2020 angekündigt. Als Axel Turck von dem Gießerei-Dienstleister Emil Turck aus Nordrhein-Westfalen am Wochenende zunächst ohne nähere Informationen zur Herkunft das große graue Teil mit „130kg Schussgewicht“ präsentierte, glaubten deshalb viele auf Twitter, es sei in der ersten Giga-Presse in Grünheide hergestellt worden. Nach vielen Nachfragen ließ Turck, laut seinem Profil Diplom-Ingenieur Fertigungstechnik, aber wissen: „Das Foto kommt als Texas USA“.
Dort waren tatsächlich vergangene Woche aus größerer Drohnen-Entfernung die ersten Teile aus einer der Giga-Pressen gefilmt worden. Wie jetzt die Nahaufnahme zeigte, war offenbar auch schon das Front-Element darunter. Das wäre gänzlich neu, denn das Heck-Teil für in Kalifornien und China produzierte Model Y kommt bereits jetzt aus Giga-Pressen.
Tesla treibt Druckguss-Technik an
Wie sich im weiteren Verlauf der interessierten LinkedIn-Diskussion herausstellte, hat Turck mit der möglichen Guss-Weltpremiere in den USA direkt nichts zu tun. Er habe nur von einem alten Kollegen das Foto bekommen und dann veröffentlicht, erklärte der Gesellschafter und Geschäftsführer des Familienunternehmens. Aber er ist offensichtlich ein Fan wenn nicht von Tesla, dann zumindest der Druckguss-Technologie, die von dem Elektroauto-Hersteller in immer neue Dimensionen getrieben wird. Er habe nur ein kleines Gießerei-Unternehmen, erklärte Turck bescheiden, mit Maschinen mit bis zu 530 Tonnen Schließkraft. Die für das Model Y dagegen sollen mit 6000 Tonnen pressen, und für den Cybertruck hat Tesla eine noch größere mit 8000 Tonnen bestellt.