Schon seit 1981 nimmt die Versicherung Axa nach Angaben auf ihrer Schweizer Website eigene Crash-Tests vor. Seit 2016 gibt es auch spektakuläre Videos zu den Versuchen, die jeweils einem aktuellen Thema gewidmet sind, und in diesem Jahr waren passend zu deren zunehmender Verbreitung Elektroautos an der Reihe. Statt Aufklärung brachten die neuesten Tests aber eher Verwirrung. Vor Zuschauern in Zürich ließ die Versicherung unter anderem einen alten Tesla brennen, was sich als inszeniert herausstellte. Außerdem veröffentlichte sie Zahlen zu einer erhöhten Unfall-Häufigkeit bei Elektroautos, die aber nur für die Schweiz gelten.
Explosionen und Feuer nach Tesla-Unfall
Durch Elektroautos gebe es „mehr Kollisionen und neue Risiken“ heißt es in der Überschrift einer Presse-Mitteilung, die Axa Deutschland vergangene Woche über die Tests in der Schweiz veröffentlichte. In einer Zusammenfassung wird wiederholt, „eindrucksvolle Crashs“ hätten gezeigt, dass Elektroautos mehr Kollisionen verursachen als Verbrenner, insbesondere leistungsstarke Modelle durch ihre „ruckartige Beschleunigung“. Der Unterboden von Elektroautos erweise sich zudem als Achilles-Ferse.
Dazu veröffentlichte Axa Video-Material, in dem ein altes Tesla Model S über eine halbe Rampe fährt, dadurch über die Seite kippt und auf dem Dach liegenbleibt. Zögernd beginnt Applaus aus dem Publikum, aber das war noch nicht alles: Ungefähr zwischen den Vorderrädern des liegenden Tesla gibt es eine Explosion, dann bricht dort ein Feuer mit viel Rauch aus, nach einer zweiten Explosion ist ein Martinshorn zu hören, und zum Schluss fährt ein Feuerwehr-Wagen ins Bild.
Laut dem Axa-Text sollte das die Gefahren des so genannten Overtapping zeigen. Das hohe Drehmoment vieler Elektroautos könne zu ungewollter Beschleunigung bei nur leichter Betätigung des Strom-Pedals führen, die der Fahrer nicht mehr kontrollieren könne, erklärt der Leiter der Schweizer Unfall-Forschung bei der Versicherung. Zusammen mit einem ungeschützten Unterboden als der „Achillesferse von Elektroautos“ könne es dadurch zum Überfahren von Straßen-Inseln oder -Kreiseln mit Akku-Beschädigung und dann -Brand wie in dem Video kommen.
An diesem Dienstag war bei den letzten Szenen des Crash-Filmes mit dem Model S in Flammen der Hinweis „Brand nachgestellt“ eingeblendet, doch der scheint neu zu sein: Die Video-Datei wurde nach den Angaben dazu in einem Online-Ordner am Montagnachmittag verändert. Ebenfalls darin zu finden war ein pdf-Dokument mit einer „Einordnung“ des Tesla-Brandes; als letzte Änderung dafür ist Dienstagvormittag angegeben. Bei dem Crash-Event sei gezeigt worden, dass bei einer Beschädigung des Unterbodens unter Umständen die Batterie beschädigt werden und brennen könne, schreibt Axa Schweiz darin. Weil ein echtes Feuer vor Gästen aber zu gefährlich gewesen wäre, habe man die Tesla-Batterien ausgebaut und einen Brand nur „nachgestellt“.
Mehr Elektroauto-Schäden nur in der Schweiz
All das wurde laut der Versicherung bei der Veranstaltung klar kommuniziert, aber es stand weder in der deutschen noch in der Schweizer Version der Presse-Mitteilung von vergangener Woche. Erst als ein Auto-Magazin nachfragte, bestätigte Axa die Inszenierung mit Pyrotechnik und dürfte dann die Hinweise im begleitenden Material nachgeschoben haben. So erschienen zunächst mehrere Berichte, die den Eindruck erweckten, das Model S habe bei dem Test tatsächlich angefangen zu brennen.
Darüber hinaus berichteten mehrere Online-Medien, laut Axa würden Fahrer von Elektroautos 50 Prozent mehr Unfälle verursachen als die von Verbrennern. Auch das steht in beiden Presse-Mitteilungen, in der deutschen Version kommt aber der Vorstand Sachversicherungen bei Axa Deutschland zu Wort, der wissen lässt, hierzulande würden Elektroautos nicht mehr Unfälle erzeugen als konventionelle. Beide Aussagen seien tatsächlich richtig, erklärte eine Sprecherin der Versicherung auf Anfrage von teslamag.de. Die erste beziehe sich auf die Schweiz, wo Studien das höhere Elektroauto-Risiko festgestellt hätten, und bei Axa Deutschland lasse sich „keine erhöhte Schadenfrequenz für die Antriebsart ‚Elektro‘ erkennen“.