Die groß angekündigte und teils als historischer Moment für Tesla erwartete Übergabe der ersten Cybertrucks in der Gigafactory in Texas am Donnerstagabend erwies sich als recht kurze und unspektakuläre Veranstaltung: Nach einer etwa 20-minütigen Rede mit Video-Einspielungen und hauptsächlich alten Informationen von CEO Elon Musk kamen nacheinander etwa zehn Cybertrucks zu ihm und wartenden Abholern gefahren, denen er nach kurzem Plaudern die Tür öffnete, und dann endete die Live-Übertragung. Kurz danach erschienen auf der Tesla-Website allerdings doch noch detaillierte Cybertruck-Daten – die eine Überraschung bergen.
Cybertruck-Auslieferung wirklich begonnen?
Wie aus der Seite hervorgeht, gibt es den Tesla-Pickup wie bei der Vorstellung vor vier Jahren angekündigt in drei Versionen. Ansonsten aber unterscheiden sich die technischen Kerndaten merklich, und die Preise liegen weit über den ursprünglich genannten. Ein Cybertruck, den man seit der Aktualisierung wieder weltweit für 250 Dollar reservieren kann, kostet jetzt mindestens 60.990 Dollar statt 39.000 Dollar. Die für 69.000 Dollar vorgestellte Top-Version mit drei Motoren erhielt den Beinamen Cyberbeast und kostet 99.990 Dollar. Dazwischen gibt es eine Allrad-Variante für 79.990 Dollar, die einst 49.000 Dollar kosten sollte.
Zu den neuen Preisen ist zu ergänzen, dass Tesla sie als „geschätzt“ bezeichnet. Oben auf der Bestellseite steht zudem „Jetzt reservieren“ und unten der Hinweis, dass Kunden eingeladen werden, wenn ihr Cybertruck bereit zum Konfigurieren ist. In den Details weist Tesla darauf hin, dass die kleinste Version erst 2025 verfügbar sein wird. Für die beiden teureren Varianten ist ohne nähere Eingrenzung 2024 angegeben. Ob auf die ungefähr zehn Cybertruck-Übergaben aus der Hand von CEO Musk am Donnerstag in Texas bald weitere folgen, ist also ungewiss.
Weitere wichtige Daten, die zwischendurch fehlten, sind jetzt aber ebenfalls aktualisiert auf der Website zu sehen: Die Basis-Version hat eine (ebenfalls noch geschätzte) Reichweite von 250 Meilen (gut 400 km), was der Angabe von November 2019 entspricht. Der mittlere Cybertruck soll bis zum Nachladen 340 Meilen (knapp 550 km) zurücklegen können und hat damit gut 10 Prozent zugelegt. Für das Cyberbeast nennt Tesla 320 Meilen, also bei weitem nicht mehr die 500 Meilen, die Tesla am Anfang für die Version mit drei Motoren angekündigt hatte.
Tesla-Pickup jetzt mit Range Extender
Darüber hinaus enthalten die Daten zur Cybertruck-Reichweite allerdings buchstäblich eine Erweiterung, die überraschend kommt und Fragen aufwirft: Für Cyberbeast und Allrad-Version gibt es eine zusätzliche Angabe zu „Range (+Range Extender)“, die mit 470 Meilen bzw. 440 Meilen, sogar jeweils mit Größer-Zeichen davor, deutlich höher ist als der reguläre Wert (s. Bildschirm-Foto oben).
Ohne dass CEO Musk beim feierlichen Übergabe-Auftakt etwas dazu gesagt hätte, hat Tesla also offenbar entschieden, eine Reichweiten-Verlängerung für den Cybertruck anzubieten. Wie die technisch aussieht, blieb zunächst ebenso offen wie der Preis dafür. Der Konkurrent Ram hat vor kurzem einen elektrischen Pickup mit optionalem V6-Motor als Generator für insgesamt 690 Meilen Reichweite vorgestellt, aber mit einer solchen Lösung ist bei Tesla als von Beginn an reinem Elektroauto-Hersteller nicht nur wegen der niedrigeren Angabe nicht zu rechnen. Eher könnte es sich deshalb um ein zusätzliches Akku-Paket handeln, das unter die Ladefläche oder in den Front-Kofferraum passt.