Bild: Tesla (Produktion in deutscher Fabrik)
Begleitet von Protesten begann vor einem Jahr offiziell die Produktion von Model Y in der deutschen Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin, und mit Protesten begingen Gegner in dieser Woche auch den nahen ersten Jahrestag der Fabrik. Dieses Mal hätten „nicht die Klima-Kleber“ gestört, sondern eine Gruppe, die als linksextrem beobachtet werde, berichtete die Berliner Zeitung: Vermummte hätten Plakate gegen die Gigafactory an eine Tesla-Filiale im nahen Berlin geklebt. Kritik an ihr war also eine Konstante, aber bislang zwecklos. Seit ihrem Start dürfte die Fabrik eine hohe fünfstellige Zahl von Elektroautos produziert haben, und viele Millionen sollen noch folgen.
Tesla-Antrag kurz vor Jahrestag
Die vorläufig endgültige Bestätigung für weiter gehende Pläne von Tesla in Grünheide kam erst vergangene Woche. Nachdem schon früh von 2 Millionen Elektroautos pro Jahr nach den zunächst beantragten 500.000 Model Y pro Jahr die Rede war, hieß es zwischendurch auch, Tesla habe weitere Stufen aufgegeben. Das stimmte aber, wenn überhaupt, nur vorübergehend: Am vergangenen Mittwoch bestätigte das Unternehmen, Anträge für eine erste Erweiterung gestellt zu haben, mit dem Ziel von zunächst 1 Million Fahrzeugen pro Jahr.
Wann es damit losgeht, ist vorerst offen – bei der ersten Phase ließ der Start nach dem Hauptantrag nicht lange auf sich warten, weil Tesla reihenweise Vorab-Genehmigungen für Teilarbeiten beantragte und bekam. Bis zur abschließenden Genehmigung im März 2022 dauerte es gut zwei Jahre, aber auch, weil Tesla selbst zweimal mit Änderungen lange neue Verfahren erforderlich machte. Am 22. März 2022 aber konnte der Delivery Day mit CEO Elon Musk und der Übergabe der ersten 30 Model Y Performance stattfinden.
Mehr Gigafactory-Flächen benötigt
Im laufenden Betrieb hat sich das Unternehmen mit mehrfachen Verstößen gegen Auflagen und Bauen ohne Genehmigung bei Gegnern nicht beliebter gemacht, genießt aber weiter die Unterstützung von Brandenburgs Regierung, wie ihr Wirtschaftsminister vor kurzem bei einem Besuch bei Tesla in Texas ausrichtete. Probleme bereiten demnach Wasser- und Energie-Versorgung, aber das Land will helfen, sie bis zum Sommer zu lösen. Das dürfte sich auf noch weitere Stufen als nur die vergangene Woche bestätigte Million pro Jahr beziehen, denn dafür soll jetzt die bisherige Wasser-Menge genügen.
Für noch viel größere Pläne von Tesla spricht auch, dass das Unternehmen für seine Verhältnisse recht geduldig die Voraussetzungen für die Ausweisung eines Grundstücks direkt östlich seines bisherigen Gigafactory-Geländes als Industrie-Fläche schafft. Dazu muss die Gemeinde Grünheide einen Bebauungsplan aufstellen, was sie Ende 2022 beschlossen hat, aber laut dem Bürgermeister nicht vor Anfang 2024 abschließen kann. Tesla plant dort große Logistik-Flächen auf 100 zusätzlichen Hektar, also nur für Unterstützung und Abtransport der Produktion. Und die ursprünglichen 300 Hektar Gigafactory-Gelände sind auch dann noch lange nicht voll, wenn dort wie wohl geplant demnächst ein zweites Hauptgebäude zur Elektroauto-Produktion steht.
Bislang etwa 80.000 Model Y produziert
Eher als eine Million wird Tesla also langfristig wohl zwei Millionen Elektroautos pro Jahr in Grünheide produzieren – danach sah schon ein Dokument mit vier identischen Produktionsgebäuden auf dem bisherigen Grundstück aus, das nach den ersten Anträgen Anfang 2020 öffentlich wurde.
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On March 1st, 2023, Tesla tweeted that they have produced their 4 millionth car at Giga Texas on that day. This makes it possible to calculate global production in Jan+Feb 2023. https://t.co/HAGl7inJHt
— Troy Teslike (@TroyTeslike) March 15, 2023
Gemessen daran wirkt die bislang erreichte Produktion der deutschen Tesla-Fabrik winzig: Für die ganze Welt meldete das Unternehmen Anfang März insgesamt 4 Millionen produzierte Elektroautos, woraus der Beobachter @TroyTeslike berechnete, dass die Gigafactory in Grünheide in diesem Januar und Februar 21.192 Model Y dazu beigesteuert habe. Tesla selbst hatte Ende Februar gemeldet, dort erstmals 4000 davon in einer Woche produziert zu haben.
Insgesamt dürften es bis zum ersten Jahrestag des Delivery Day an diesem Mittwoch in 2023 damit um die 30.000 Model Y gewesen sein. Für ganz 2022 schätzt @TroyTeslike gut 52.000 Model Y, sodass sich bislang gut 80.000 produzierte Elektroautos seit dem Start ergeben. Tesla hat also auch innerhalb seiner aktuellen Grünheider Grenzen und Gebäude noch Spielraum, um sich zu steigern.