Auf einigen tausend Seiten Antragsunterlagen hat Tesla detailliert die Pläne für seine deutsche Gigafactory bei Berlin beschrieben, aber die letzten Worte zu dem Projekt scheinen damit noch längst nicht gesprochen. Schon die Anfang Juli überarbeitet eingereichten Tesla-Pläne sehen größere Änderungen gegenüber der ersten Version von diesem Januar vor, doch selbst diese dürften erstens nur vorläufig sein und zweitens lediglich der Anfang: In einem Bericht ist jetzt von perspektivisch sogar bis zu 2 Millionen Elektroautos pro Jahr aus Teslas Gigafactory in Brandenburg die Rede.
Tesla-Pläne zeigen mehrere Phasen
Die in den neuen Anträgen genannte Produktionszahl für die Gigafactory lautet jetzt offiziell 500.000 Teslas pro Jahr, beginnend mit dem Model Y. Zuvor waren schon sowohl niedrigere als auch höhere Zahlen genannt worden – der Wirtschaftsminister von Brandenburg zum Beispiel sprach im Dezember 2019 von 750.000 Elektroautos von Tesla pro Jahr aus seinem Bundesland. Schon das hätte die deutsche Gigafactory zur (vorerst) größten Tesla-Fabrik weltweit gemacht.
Die auf längere Sicht sogar 2 Millionen Teslas aus Grünheide brachte jetzt das Magazin Focus unter Berufung auf Beteiligte an dem Verfahren ins Spiel, ohne weitere Details zu nennen. Die hohe Zahl ist aber gar nicht sehr überraschend: Die aktuell von Tesla veröffentlichten Detail-Pläne beziehen sich nur auf die Phase 1, die zunächst nur ein Hauptgebäude mit kleinen Satelliten und einem größeren für die Antriebsfertigung vorsieht. Doch auf dem Gelände ist noch Platz für viel mehr – nämlich für drei nur als „future production“ bezeichnete weitere Rechteck-Bauten in derselben Größe. Wenn für das erste große Gebäude jetzt 500.000 Teslas pro Jahr vorgesehen sind, würden vier davon für 2 Millionen rechnerisch reichen.
Deutsche Gigafactory viel produktiver
Andersherum gesehen ist die neue inoffizielle Gesamt-Zahl eine Bestätigung dafür, dass Tesla tatsächlich schon in dem ersten Gigafactory-Hauptgebäude in Grünheide eine Produktion von 500.000 Elektroautos pro Jahr erreichen will. Dieser Wert wäre sehr hoch: In der seit Ende 2019 laufenden Gigafactory in China ist Tesla dabei, die Produktion auf 4000 Model 3 pro Woche zu steigern. Schon das soll mehr sein als zunächst geplant und würde auf rund 200.000 pro Jahr hinauslaufen – also nicht einmal halb so viel wie für die dann neueste Tesla-Fabrik in Deutschland vorgesehen.
Erst vor kurzem hatte CEO Elon Musk passend dazu erklärt, die Giga Berlin werde „endlich“ eine Revolution in der Karosserie-Technik bringen. Dabei dürften unter anderem riesige Druckguss-Maschinen eine Rolle spielen, aus denen Tesla immer größere Teile seiner Elektroautos am Stück herstellen will. Kurz vor seiner durch einen breiten Hacker-Angriff erzwungenen Twitter-Pause schrieb Musk noch, die Weiterentwicklung der Giga-Fabriken sei sogar wichtiger als die von Teslas Autos.
Tesla-Akkus könnten noch kommen
Ob und wann die weiteren Bau-Phasen für die deutsche Gigafactory folgen, ist derzeit offen – erst einmal wird mit hohem Tempo weiter die erste Stufe vorangetrieben, die Tesla Anfang Juli unter Vorbehalt, aber sehr weitgehend vorab genehmigt bekam. Die früheren End-Pläne sahen zudem auch die Fertigung eigener Batterie-Zellen bei Tesla in Grünheide vor, während in den jetzigen Unterlagen zur ersten Phase nicht einmal mehr die Produktion von Akku-Paketen aus diesen Zellen vor Ort stattfinden soll.