Nach einem mutmaßlichen Brandanschlag auf die Stromversorgung in der Region ruht seit dem frühen Dienstagmorgen die Produktion in der Gigafactory von Tesla im brandenburgischen Grünheide. Die Fabrik wurde evakuiert, kurz nachdem dort ebenso wie in Gemeinden in der Nähe gegen 5 Uhr der Strom ausgefallen war. Die Ursache dafür war nach Angaben der Feuerwehr ein brennender Strommast einige Kilometer entfernt von dem Tesla-Werk. Laut einem Bericht des RBB bestätigte ein Sprecher am Vormittag, dass die Polizei nach den ersten Ermittlungen von einem Anschlag ausgehe. Aktualisierung: Zudem soll ein Bekenner-Schreiben einer Gruppe aufgetaucht sein, die bereits die Verantwortung für einen Tesla-Anschlag im Frühjahr 2021 übernommen hatte (s. ganz unten).
Gigafactory und Region ohne Strom
Mit als erste berichtete am Dienstagmorgen die Boulevard-Zeitung B.Z. von dem Vorfall. In ihrem Bericht ist bereits von einem Brandanschlag die Rede, den Tesla unter Berufung auf Behörden und den Versorger Edis bestätigt habe. Tausende Beschäftigte seien nach Angaben des Unternehmens nach Hause geschickt worden. Für die Produktionsanlagen seien „Maßnahmen zur Sicherung“ getroffen worden. Laut B.Z. verzögerte sich die Wiederherstellung der Stromversorgung auch dadurch, dass nah an dem Brandort eine Warnung vor Kampfmitteln gefunden wurde, die zunächst einen Einsatz des Räumdienstes erzwang.
Als nicht richtig erwies sich am Vormittag die B.Z.-Angabe, dass ein brennendes Umspannwerk in der Nähe der Tesla-Fabrik zu dem Stromausfall führte. Stattdessen habe ein Oberleitungsmast auf einem Feld gebrannt, berichteten später der RBB und andere Medien. Kurz vor Mittag hieß es, der Brand sei mittlerweile gelöscht, und bis alle Gebiete wieder versorgt werden können, werde es noch „kurze Zeit“ dauern. Tesla rechnete zunächst nicht damit, dass die Störung nach wenigen Stunden behoben sein würde.
Neben der Elektroauto-Gigafactory im Grünheider Gewerbe-Gebiet Freienbrink waren laut RBB auch der nahe Ortsteil Fangschleuse, mehrere umliegende Gemeinden sowie Teile des Berliner Südens betroffen. In Erkner stand am späteren Vormittag wieder Strom zur Verfügung, aber die IT-Infrastruktur sei „noch tot“, zitierte der Sender den Bürgermeister des Ortes. Teile der Stadt würden lahmliegen. Brandenburgs Innenminister sprach laut dem Bericht von einem perfiden Anschlag auf die Strom-Infrastruktur.
Zweiter Anschlag gegen Tesla-Fabrik?
Ob sich der Anschlag gezielt gegen die Tesla-Fabrik richtete, die nur etwa fünf Kilometer von dem Brandort entfernt liegt, blieb zunächst offen. Einen möglichen Zusammenhang wollten Behörden laut dem RBB-Bericht nicht bestätigen. Vergangene Woche hatten Aktivisten Baumhäuser in einem Waldstück direkt östlich des Gigafactory-Geländes errichtet und es für besetzt erklärt. Tesla möchte es als Erweiterung nutzen und hatte dafür zunächst die Unterstützung der Gemeinde Grünheide, die den nötigen Bebauungsplan nach einem ablehnenden Votum der Bevölkerung aber nicht mehr verfolgen möchte.
Die Aktivisten trauen dieser Zusage nach eigenen Angaben nicht und wollen den Wald schützen, dessen Rodung allerdings längst noch nicht ansteht. Zum Teil kritisieren sie den Kapitalismus allgemein und speziell Tesla als ausbeuterisch und umweltschädlich. Ihre Versammlung wurde von der Polizei im Nachhinein zunächst bis 15. März unter Auflagen genehmigt. Nach dem Brand eines Stromkabels zur Versorgung der damaligen Tesla-Baustelle im Mai 2021 tauchte ein Bekenner-Schreiben einer ähnlich argumentierenden „Vulkangruppe“ auf.
Update: Bekenner-Schreiben gemeldet
Aktualisierung: Wie der Tagesspiegel berichtet, ging dort ein Schreiben einer Gruppe mit dem gleichen Namen zu dem neuen Vorfall ein. Gemeinsam würden sie Tesla in die Knie zwingen, schreiben die Personen, die in dem Bericht als Linksextremisten bezeichnet werden, und grüßen „alle auf der Flucht, im Untergrund in den Gefängnissen und im Widerstand“. Man habe Tesla sabotiert. Zudem wird in dem Schreiben zu Anschlägen gegen Elektroautos von Tesla aufgerufen, wie es sie insbesondere in Berlin schon häufiger gegeben hat.