Am Dienstag ist der große US-Autovermieter Hertz sozusagen zum zweiten Mal an die Börse gegangen: Nach einer Insolvenz in der Corona-Wirtschaftskrise konnte er überraschend neue Investoren finden und brachte jetzt für eine neue Notierung an der Nasdaq zusätzliche Aktien auf den Markt. Vielleicht getragen von der Ankündigung Ende Oktober, 100.000 oder mehr Elektroautos von Tesla zu kaufen, nahmen Anleger mehr Hertz-Aktien ab als zunächst vorgesehen, und das am oberen Rand der geplanten Preisspanne. Am Tag des Neu-Börsengangs gaben Mitglieder der Führung Interviews zu den zukünftigen Plänen – und Tesla spielte darin eine prominente Rolle.
„Kunden wollen Tesla-Elektroautos“
Möglicherweise beeinflusst vom Ausverkauf bei der Aktie von Tesla am Dienstag ging Hertz schon knapp unter dem Ausgabekurs in den Handel und verlor bis zum Schluss knapp 10 Prozent auf 26,17 Dollar. Dennoch ist das Unternehmen nach der Pleite wieder gut kapitalisiert und will in die Elektroauto-Offensive gehen. Die Nachricht vom Kauf der 100.000 Tesla Model 3 sorgte an der Börse für Begeisterung für die Aktien beider Beteiligten. Tesla-CEO Elon Musk dämpfte sie allerdings zwischendurch, indem er erklärte, es gebe noch gar keinen Vertrag mit Hertz über die Lieferung.
Dennoch setzt Hertz einstweilen offenbar voll auf den Elektroauto-Pionier, wie aus Äußerungen des Managements zum Neu-Börsengang hervorgeht. Auf auffälligsten ist das in einem Interview, das Bloomberg TV mit drei Mitgliedern des Boards führte. „Wir wissen, dass unsere Unternehmenskunden Elektroautos wollen“, sagte darin der Chairman Gregory O’Hara. Das Gleiche gelte für private Mieter, und zwar konkret mit Blick auf nur eine Marke: „Sie wollen Teslas. Sie mögen Teslas, und sie wollen Teslas mieten“, erklärt O’Hara.
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Das war eine deutliche Festlegung – auch wenn ein anderes Board-Mitglied im gleichen Interview sagte, Hertz wolle die Zusammenarbeit mit verschiedenen Autoherstellern stärken. Bei Yahoo Finance erklärte der Interim-CEO Mark Fields zudem, er sei „begeistert“ von der Beziehung zu Tesla. Sie werde den Kern der eigenen Strategie bilden, führend bei der Einführung von Elektroautos zu werden. Aktuell baue Hertz die Lade-Infrastruktur auf und werde so früher als Konkurrenten lernen, eine große Elektro-Flotte richtig zu verwalten.
Hertz sieht keine hohen Rabatte
Allerdings verhandelt Hertz offenbar tatsächlich noch mit Tesla über die Lieferung der ersten 100.000 Autos dafür. Nachdem CEO Musk erklärt hatte, dass es noch keinen Vertrag gebe, bekräftigte der Großkunde, 100.000 Model 3 bestellt zu haben. Die ersten davon sind schon da, wie man in Hertz-Werbespots und manchen Filialen sehen kann. Im Gespräch mit CNBC beantwortete Tom Wagner aus dem Board nicht die konkrete Frage, ob es eine feste Liefer-Zusage für diese Elektroautos gibt, obwohl sie ihm zweimal gestellt wurde. Er bestätigte aber grob die Aussage von Tesla-Chef Musk, dass es jedenfalls keinen Rabatt dafür geben werde: „Die Vorstellung, dass man mit einem erheblichen Preisnachlass kaufen könnte, funktioniert bei Elektroautos wahrscheinlich nicht“, sagte er.