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Elektroauto-Bremse: Studie sieht Lade-Markt von teuren Regional-Monopolen geprägt

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Bild: Lichtblick

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Köln soll 1000 neue Elektroauto-Ladepunkte an 500 zusätzlichen Säulen bekommen. Das hat der Rat der Stadt Ende Juni beschlossen und die Verwaltung beauftragt, den Plan bis 2024 umzusetzen. Das hört sich rundum positiv an, allerdings ist dem Beschluss auch zu entnehmen, dass der konkrete Auftrag dazu per „Direktvergabe“ an die Stadtwerke Köln (SWK) gehen soll. „Schon wieder“, könnte man sagen, denn laut einer aktuellen Studie befindet sich der Ladesäulen-Markt auf dem Gebiet der Stadt ohnehin schon zu 71 Prozent in der Hand der SWK-Tochter Rheinenergie. Wie die Auswertung des Strom-Anbieters Lichtblick ebenfalls zeigt, ist das in Deutschland der regionale Normalfall – und führt zu überhöhten Ladepreisen vor allem für auswärtige Elektroauto-Fahrer.

Regionale Monopole auf Ladesäulen-Markt

Lichtblick ist ein bundesweiter Versorger für Strom und Gas mit Sitz in Hamburg und Öko-Schwerpunkt. Er bietet eine eigene Elektroauto-Ladekarte für 100.000 Säulen – und klagt schon länger über den deutschen Markt dafür. Erstmals 2017 kritisierte Lichtblick kompliziertes und oft teures Laden in deutschen Städten, und an den wichtigsten Punkten änderte sich bis heute nichts. In der neuen Analyse von dieser Woche macht das Unternehmen für die hohen Preise auch den hohen Konzentrationsgrad bei Ladesäulen auf regionaler Ebene verantwortlich.

Auf gewisse Weise ist Deutschland im Elektroauto-Rennen ohnehin benachteiligt, denn die Strompreise gehören schon für Haushalte zu den höchsten in Europa – und damit auch an schnellen Säulen wie Teslas Superchargern. An öffentlichen Säulen aber kostet selbst Wechselstrom mit mäßiger Leistung hierzulande teils noch viel mehr als zuhause, hat Lichtblick im November 2020 (zusammen mit einem anhaltenden Tarifdschungel) festgestellt.

Und laut der neuen Auswertung hat das auch mit mangelnden Wettbewerb beim Elektroauto-Laden zu tun. Meist würden sich ­– wie in Köln – die regionalen Stromversorger das Monopol für diese Infrastruktur sichern, wird darin der Rechtschef von Lichtblick zitiert. Regelmäßig würden ihre Marktanteile über 60 Prozent liegen, in sehr vielen Fällen sogar bei 70 Prozent und mehr.

Den deutschlandweit höchsten Wert soll es in Hannover mit 95 Prozent Enercity geben. Von dort kann teslamag.de sowohl hohe Preise als auch umständliches Laden bestätigen: Die Kilowattstunde kostet meist 0,48 Euro, und abgerechnet wird nicht direkt, sondern über das Plugsurfing-Netz. Dort muss sich also erst einmal anmelden, wer in Hannover Elektroauto-Strom will. Mit der App lassen sich dann aber diejenigen Säulen nicht nutzen, die zusätzlich mit einer Sperre vor der Buchse gesichert sind. Dafür braucht es vermutlich eine RFID-Karte – und wo das der Fall ist, lässt sich nur vor Ort herausfinden.

Gast-Elektroautos diskriminiert

Mit den 71 Prozent (und bis 2024 wohl mehr) bei Rheinenergie liegt Köln laut der Lichtblick-Karte (s. Ausschnitt oben) bei der Monopolisierung im Mittelfeld. Mehr als 80 Prozent sind es zum Beispiel in Bremen, Dortmund, oder München; Stuttgart sticht mit einem Duopol aus EnBW und den Stadtwerken Stuttgart heraus.

Selbst in den Städten (wie Hannover), in denen öffentliche Ladesäulen ausgeschrieben werden, besteht laut Lichtblick die Konzentration weiter. Denn die lokalen Versorger seien oft über Töchter gleichzeitig die Netzbetreiber vor Ort, sodass sie aufgrund von Synergie-Effekten das beste Angebot vorlegen könnten. Als Anbieter einer übergreifenden Ladekarte meldet Lichtblick zudem die Erfahrung, dass die Säulen-Betreiber ihren Lade-Strom für Roaming-Kunden aus anderen Gegenden deutlich teurer machen. Diesem Teil des deutschen Elektroauto-Markts fehle es also nicht nur an fairem Wettbewerb, es herrsche auch noch „Preisdiskriminierung“ gegen Gast-Ladende auf ihm.

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