Klima- und Umwelt-Aspekte mögen bei der Entscheidung für ein Elektroauto eine Rolle spielen, mindestens ebenso wichtig aber ist laut Umfragen der Kosten-Vergleich zu Verbrenner-Alternativen. Abgesehen vom Kauf, der in vielen europäischen Länder mit Prämien oder Steuervorteilen subventioniert wird, sind dabei die Strom- oder Treibstoff-Kosten zu beachten. Und wie die Auswertung eines Vergleichsportals zeigt, fallen die innerhalb von Europa nirgendwo höher aus als in Deutschland mit seiner hohen Elektroauto- und Erneuerbaren-Förderung.
Teures Elektroauto-Laden in Deutschland
Die Europa-Auswertung legte in dieser Woche das irische Portal switcher.ie vor, das Preisvergleiche von Internet über Energie bis Finanzen auflistet. Im Text wird es nicht explizit erwähnt, aber die Daten dürften sich nur auf Laden zuhause beziehen, also nicht an kommerziellen Stationen. Hier zeigen die Preise ohnehin europaweit nach oben, seitdem Tesla das kostenlose Laden am Supercharger abgeschafft und andere Netze wie Ionity von niedrigen Start-Tarifen auf reguläre umgestellt haben.
Bei Tesla in Deutschland konnte man ab Mai 2019 für durchschnittlich 33 Cent schnell laden, inzwischen sind es laut Website 36 Cent pro Kilowattstunde. Ein höherer Europa-Preis ließ sich in Stichproben am Dienstag nur für die Schweiz mit 0,41 Franken (umgerechnet 0,37 Euro) finden. Und bei den Stromkosten für das Laden zuhause ist Deutschland laut switcher.ie sogar das absolute Schlusslicht auf dem Kontinent: Mit 30 Cent kostet die Kilowattstunde so viel wie in keinem anderen der 38 Länder.
Noch recht nah daran liegen Dänemark und Belgien mit jeweils 28 Cent für heimischen Strom (also wohl zu normalen Haushaltstarifen, obwohl es teils spezielle Elektroauto- oder Wärmepumpen-Tarife gibt). Dann folgen die switcher-Heimat Irland mit 24 Cent pro Kilowattstunde, in Spanien sowie Italien kostet Strom mit 22 Cent schon mehr als 25 Prozent weniger als in Deutschland.
Tesla-Szene in Ukraine dank billigem Strom?
Einen ganzen Sprung weiter vorn liegen die Niederlande, wo die Kilowattstunde für durchschnittlich 14 Cent zu haben ist. Entsprechend verringern sich die Kosten für 100 Kilometer Elektroauto-Strom gegenüber den deutschen 6,27 Euro um mehr als 50 Prozent auf knapp unter 3 Euro. In dem Nachbarland ist auch der Tarif für Tesla-Supercharging der niedrigste, der sich in den Europa-Stichproben finden ließ – 24 Cent pro Kilowattstunde.
Geradezu traumhaft niedrig sind die Stromkosten für Elektroautos laut der Übersicht aber in einem Land, das so weit am Rand von Europa liegt, dass Tesla dort noch gar keine Vertretung hat: Ukrainer bezahlen laut switcher.ie umgerechnet nur 5 Cent pro Kilowattstunde, laden also 100 Kilometer für weniger als 1 Euro und für 2,91 Euro einmal den Norm-Akku voll. Das dürfte teils auch erklären, warum trotz fehlender offizieller Vertretungen (und, soweit bekannt, staatlicher Elektroauto-Förderung) eine lebhafte Tesla-Szene in der Ukraine gibt, die CEO Elon Musk schon im Juni 2019 mit einem Video um (mindestens) einen Supercharger für die Ukraine bat.