Bild: Renault
Mit 194.000 Neuzulassungen reiner Elektroautos hat deren Marktanteil in deutschland im vergangenen Jahr den Rekordwert von 6,7 Prozent erreicht, wobei er sich vor allem in den letzten Monaten erhöhte und im Dezember mit 10 Prozent so hoch war wie in keinem anderen. Diese Zahlen waren bereits bekannt und erweckten den Eindruck, der deutsche Elektroauto-Markt werde vor allem durch die Verfügbarkeit neuer Modelle angetrieben. Tatsächlich standen jedenfalls an der Spitze der deutschen Neuzulassungen drei alte Bekannte, zwei davon sogar sehr alt und einer von diesen ein Verbrenner-Umbau.
Renault Zoe vor VW e-Golf und Tesla Model 3
Das geht aus Daten zu den einzelnen Modellen im Jahr 2020 hervor, die Ende vergangener Woche vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) veröffentlicht wurden. Das beliebteste Elektroauto in Deutschland war demnach Renaults Zoe, das auch in den meisten Einzelmonaten die glatte Nase vorn hatte: Insgesamt kam es auf 30.376 Neuzulassungen und machte damit fast ein Viertel der Renault-Verkäufe in Deutschland aus. Gleichzeitig war es das bestverkaufte Modell des Herstellers und lag auch deutlich über seinem fossilen Plattform-Verwandten Clio, der im vergangenen Jahr 24.654-mal neu zugelassen wurde.
Den zweiten Platz bei den reinen Elektroauto-Neuzulassungen in Deutschland 2020 erreichte ebenfalls noch nicht etwa Tesla mit dem viel gelobten Model 3, sondern ein Fahrzeug, das aufgrund seiner großen Nähe zu einem Verbrenner vom KBA nicht einmal einzeln ausgewiesen wird: der Volkswagen e-Golf. Die Zahlen dafür verstecken sich in den insgesamt 136.324 Neuzulassungen des Golf, der damit auch in 2020 das meistverkaufte Auto Deutschland überhaupt war, wie VW stolz mitteilte.
Wow, was war das für eine Schlussrunde – nach sieben Jahren! Der #VW #eGolf aus #Wolfsburg & zuletzt #Dresden stromerte 2020 mit 17.438 neu zugelassenen e-Fahrzeugen auf den starken zweiten Platz aller #Elektroautos in #Deutschland! Hut ab! #emobility #Elektromobilität pic.twitter.com/cbuO2n0U6T
— Gläserne Manufaktur (@vwmanufaktur_de) January 10, 2021
Nicht vom Kraftfahrtbundesamt, aber von VW selbst war zu erfahren, dass es sich 17.438 dieser Golfs um die rein elektrische Variante handelte, die sich äußerlich wenig von dem Verbrenner-Bruder unterscheidet. Die Information ist einer Twitter-Nachricht des als Gläserne Manufaktur bezeichneten VW-Werks in Dresden zu entnehmen, in dem die Elektro-Variante zuletzt ebenfalls produziert wurde. Damit ist jetzt allerdings ebenso Schluss wie in Wolfsburg, denn im Dezember wurde die Produktion des e-Golf eingestellt.
Als Ersatz hat in 2020 die Produktion des von Grund auf elektrisch entwickelten VW ID.3 begonnen, der ab September ausgeliefert wurde und in dieser kurzen Zeit auf respektable 14.493 deutsche Neuzulassungen kam. Damit wurde er zum Teil als die Nummer Zwei des Jahres hinter Renault Zoe bezeichnet. Doch wie die Zahlen der Manufaktur zeigen, ist das nicht korrekt, denn dieser Titel gebührt noch dem alten e-Golf.
Elektroauto-Jahr im Übergang
Beinahe wäre das neue VW-Elektroauto zumindest noch auf Platz 3 in 2020 gekommen, doch den besetzt als das bislang einzige von Grund auf elektrische Modell im deutschen Spitzentrio das Tesla Model 3. Nach den Zahlen des KBA kam der Basis-Tesla in Deutschland auf 15.202 Neuzulassungen, also etwas mehr als der VW ID.3. Doch anders als Model 3 und Renault Zoe wurde der E-VW nur in den letzten dreieinhalb Monaten von 2020 ausgeliefert. Das spricht dafür, dass das Interesse an modernen Elektroautos im Land durchaus hoch ist – 2020 war also wirklich bereits ein Elektroauto-Jahr, aber gleichzeitig noch eines des Überganges.