Willkommen in 2021 – endlich, werden viele sagen, denn das verheißungsvoll gestartete 2020 wurde aufgrund der dann ausbrechenden Coronavirus-Pandemie ein Rohrkrepierer, der mit dem deutschen Böller-(Verkaufs)verbot zu Silvester ein wohl treffendes Ende fand. Eines aber konnte der weltweite Ausnahmezustand nicht verhindern: Für 2020 hatten Beobachter ein Elektroauto-Jahr insbesondere in Europa vorhergesagt, weil strengere Abgas-Grenzwerte der EU in Kraft traten. Und tatsächlich trotzte erst vor allem Tesla dem Corona-Wirtschaftseinbruch, und auch die ab der zweiten Jahreshälfte kommenden Elektroautos anderer Hersteller verkauften sich immer besser. Für 2021 sind noch viel mehr neue Modelle angekündigt – und Tesla will zwar nicht die Auswahl vergrößern, aber viel mehr produzieren.
Tesla setzt 2021 auf Model Y
Tatsächlich scheint Tesla für Wachstum in 2021 in seiner Elektroauto-Sparte (auch das Energie-Geschäft wird wichtiger, doch insbesondere der Speicher-Verkauf scheint weiter von Batterie-Knappheit gebremst zu werden) hauptsächlich auf das Model Y zu setzen. In dessen Segment der Crossover- oder SUV-Elektroautos kommen auch die meisten neuen Konkurrenz-Modelle heraus.
Die Produktion des Model Y in einer zweiten Riesenhalle der Tesla-Gigafactory in China hat laut Beobachtern mindestens testweise schon begonnen, der offizielle Start wird in Bälde erwartet. Schon wenig später könnte der Export des Elektroautos nach Europa beginnen. Denn Mitte Oktober hatte Tesla überraschend tausende Model 3 aus China auf den Weg dorthin geschickt, und weitere sowie das Model Y sollen nach noch inoffiziellen Informationen folgen.
Viel Konkurrenz bei Crossover-Elektroautos
Damit könnte der zweite Volumen-Tesla doch noch vor dem Produktionsstart in der neuen Gigafactory in Grünheide bei Berlin Europa und Deutschland erreichen. Tesla selbst sieht für das Model Y noch bessere Marktchancen als für das Model 3. In Texas hat Tesla im Spätsommer 2020 mit dem Bau einer weiteren Gigafactory begonnen, die nach Berichten ebenfalls zuerst das Model Y produzieren soll und vor Ende 2021 damit beginnen könnte.
Anders als beim Model 3 und in den USA wird in Europa aber ein direkter Konkurrent schon zu haben sein, wenn das Tesla Model Y hier verfügbar wird: der Volkswagen ID.4 als zweites Elektroauto auf der MEB-Plattform des Konzerns nach dem im Herbst 2020 passabel gestarteten ID.3. Weitere Alternativen auf MEB-Basis kommen im Lauf des Jahres auch von den Volkswagen-Töchtern Audi, Seat und Skoda. Die Leistungsdaten liegen ebenso in der Region des Tesla Model Y wie die bislang bekannten Preise zumindest bei VW und Audi. Nach dem zumindest in der Basis niedriger positionierten ID.3 wagt sich der deutsche Konzern also direkter auf Tesla-Terrain.
Das Gleiche gilt für Ford mit dem Mustang Mach-E im Crossover-Stil, der als sportliche Version zudem selbst an die Performance-Variante des Model Y heranreichen soll. Und auch aus Asien kommen mit dem Ioniq 5 und dem Nissan Ariya neu entwickelte E-Crossover auf den europäischen Markt.
Neues Tesla-Ziel mit 100% Steigerung?
All diesen frischen Alternativen hat Tesla in 2021 nur das Model Y entgegenzusetzen, das nicht einmal völlig neu ist. Anders als andere Hersteller aber nimmt der Elektroauto-Pionier ständig Verbesserungen an seinen Fahrzeugen vor. Das gilt für die laufende Produktion und erst recht, wenn wie voraussichtlich bald in China eine neue Fertigungsstätte ihren Betrieb aufnimmt. Hinzu kommen die bislang überragenden Software-Fähigkeiten bei Tesla: Die sorgen nicht nur für eine erfreuliche Nutzer-Erfahrung, sondern halten mittels Funk-Updates sogar schon ausgelieferte Autos frisch.
Auch in den USA dürfte 2021 mit dem neuen Präsidenten Joe Biden unterdessen wieder Schwung auf den Elektroauto-Markt wie in China und Europa kommen, sodass die Voraussetzungen für die immer noch von Tesla angeführte Transport-Transformation sogar weltweit günstig sind. Die Investmentbank Morgan Stanley erwartet laut Marketwatch, dass die weltweiten Elektroauto-Verkäufe 2021 um mindestens 50 Prozent zunehmen werden.
Tesla hat noch keine Ziel-Zahlen für das neue Jahr genannt. Aber einem Analysten, der nach bis zu 1 Million Elektroautos in 2021 fragte, beschied CEO Elon Musk Ende Oktober, damit liege er „nicht weit daneben“. Tesla scheint sich also nach einer abzusehenden Steigerung auf 500.000 in 2020 (wieder einmal) doppelt so viel vorgenommen zu haben, wie dem Rest der Branche zugetraut wird.