Der YouTuber Misha Charoudin begeistert sich für schnelle Autos aller Art einschließlich der elektrischen von Tesla, am Model S Plaid aber hatte er nach einem ersten Test auf dem deutschen Nürburgring etwas Entscheidendes auszusetzen. Beim Beschleunigen aus Kurven sei es gefährlich instabil, befand der Tester Ende Mai, und als Tesla kurz darauf einen neuen Nordschleifen-Rekord für Elektroautos damit fuhr, behauptete er, es könne nicht im Serienzustand gewesen sein. Jetzt aber fuhr Charoudin ein Model S Plaid mit dem neuen Track-Paket, das auch bei dem Ring-Rekord installiert war – und entschuldigte sich dann bei Tesla.
Plaid-Tesla mit Track-Paket überrascht
Die vorherige Behauptung wog schwer, denn wenn der Betreiber des Nürburgrings einen Rekord auf seiner Nordschleife meldet, dann ist bei Serienautos Voraussetzung, dass ein Notar die Zulassungsfähigkeit überprüft hat. Charoudin wollte es trotzdem nicht glauben, weil er das Model S Plaid ohne Track-Paket vorher als überraschend instabil erfahren hatte und davon ausging, dass Software allein daran nichts ändern kann. Teil des Pakets für mindestens 13.825 Euro sind Karbon-Keramik-Bremsen, ein Firmware-Update und optional andere Räder, aber keine neuen Federungskomponenten.
Doch der erfahrene Nordschleifen-Tester hat sich offensichtlich getäuscht – wie er in einem neuen Video mit einem geliehenen Model S Plaid bereitwillig zugibt. Inzwischen lebe er wohl in einem Zeitalter, in dem man die Federung doch mittels Software modifizieren könne, sagt er nach einigen Minuten auf der Strecke. Schon kurz nach dem Einfahren und dem lautlosen Überholen der ersten kompakten Verbrenner auf dem Ring gibt er als ersten neuen Eindruck wieder, dass er Tesla eine Entschuldigung schulde.
Das wiederholt der Tester im Verlauf der Fahrt mindestens einmal, und ebenfalls mehrere Male lobt er, wie viel besser der Plaid-Tesla mit dem Track-Paket geworden sei. Das Auto fühle sich jetzt stabil an, aber gleichzeitig spielerisch, sagt Charoudin. Von dem verbesserten Handling sei er wirklich überrascht. An das Torque-Vectoring müsse man sich wie bei anderen Fahrzeugen gewöhnen, aber auch das funktioniere beim Model S Plaid mit Track-Paket wirklich gut. Explizit nimmt Charoudin nach dieser Erfahrung die Behauptung zurück, dass der Rekord-Tesla nicht im Serienzustand gewesen sein könne.
Ein Teil der Begründung dafür ist allerdings wenig schmeichelhaft: Der YouTuber macht die Neubewertung nicht nur an den verbesserten Fahreigenschaften fest, sondern auch daran, dass dem Model S nach etwa der Hälfte der rund 20 Kilometer langen Rennstrecke die Kraft wegbleibt. Offenbar ist der Akku zu heiß – und laut Charoudin war schon bei dem Nordschleifen-Rekord zu beobachten, dass der Fahrer gelegentlich „coasten“ musste, also ohne aktiven Antrieb rollen, um ihn abkühlen zu lassen.
Bessere Kühlung nach Porsche-Rekord?
An der Kühlung des Model S Plaid zumindest mit dem Rennpaket könnte Tesla also als Nächstes arbeiten – und womöglich aus unveränderter Hardware auch hier mit anderer Software-Steuerung noch mehr herauskitzeln. Wenn er nicht kurz vorher noch am Supercharger geladen hätte, wäre vor dem Einsetzen der Leistungsreduzierung wahrscheinlich fast eine ganze Ring-Runde möglich gewesen, schätzt in dem Video der Verleiher des Test-Tesla, der als Beifahrer dabei ist. Für den Rekord für Serien-Elektroautos hat es bislang jedenfalls gereicht – aber spätestens wenn Porsche wie vermutet mit einem stärkeren Taycan Turbo GT nachlegt, dürfte Tesla am Track-Paket weiter feilen.