Bild: Gotion Hightech
Die weitaus meisten und größten Batterie-Fabriken der Welt stehen heute in China, und während westliche Unternehmen eine Aufholjagd planen, kommen sie auch dabei nur selten chinesische Hilfe aus. Das zeigte sich an diesem Dienstag einmal mehr durch eine Ankündigung von Gotion Hightech: Der immerhin achtgrößte Batterie-Hersteller der Welt, beheimatet in China, will ein von Bosch übernommenes Werk in Göttingen zur Produktionsbasis machen, um nicht nur den Großaktionär Volkswagen mit Elektroauto-Akkus zu beliefern.
Gotion in Deutschland allein und mit VW
Damit kommt nach allen voran dem Weltmarktführer CATL ein weiteres Unternehmen aus China mit einer Batterie-Produktion nach Deutschland – und ist hier hoch willkommen, wie die Anwesenheit von Niedersachsens Ministerpräsident (per Video-Zuschaltung) und Göttingens Oberbürgermeisterin bei einer Eröffnungsfeier am Montag zeigte. Den Start der Produktion markierte sie noch nicht – Ende des Jahres soll der Umbau des alten Bosch-Werks auf Batterien beginnen und die erste Linie im September 2023 laufen.
Mit 18 Gigawattstunden angepeilter Jahreskapazität sind die Göttinger Pläne zudem im globalen Maßstab bescheiden. Innerhalb Deutschlands würde die Gotion-Fabrik nach der geplanten von Tesla auf dem Gigafactory-Gelände in Grünheide und CATL in Erfurt aber zu den bislang größten zählen – und ohne Tesla wäre die Spitze fast rein chinesisch besetzt. Ein größeres Batterie-Werk wollen ansonsten Stellantis, Total und Daimler in Kaiserslautern bauen und Volkswagen in Salzgitter, das aber mit technischer Hilfe von Gotion für „eine zügige Industrialisierung“.
Europe & China are working together to build a lithium ion economy. @daisy_benchmark was at Gotion’s inauguration ceremony in Germany.
Gotion has a small total capacity but a huge footprint – 6 Gigafactories going to 11, all in China. Expect Europe to have multiple GigaGotion https://t.co/A1T996ZLAf
— Simon Moores (@sdmoores) June 27, 2022
Der deutsche Konzern hatte im vergangenen Jahr seine Beteiligung an dem chinesischen Unternehmen für rund 1,1 Milliarden Euro auf 26,5 Prozent erhöht. In Zusammenhang damit kündigte Gotion an, sein eigenes Produktionsziel für 2025 auf 300 Gigawattstunden zu verdreifachen. Schon heute ist das Unternehmen laut Simon Moores von der Rohstoff-Marktforschungsfirma Benchmark Minerals zwar vergleichsweise klein, aber mit sechs Großfabriken in der Heimat breit aufgestellt. Mit weiteren europäischen sei nach der in Deutschland ebenfalls zu rechnen.
Tesla setzt auf europäische Maschinen
Moores‘ Kollegin Daisy Jennings-Gray meldete sich auf Twitter von der Feier in Göttingen und erklärte, Zusammenarbeit zwischen europäischer und chinesischer Kompetenz werde dringend gebraucht, wenn die globale Lithium-Ionen-Wertschöpfungskette wachsen solle. Ähnlich äußerte sich in einer Pressemitteilung der Gotion-Chairman Li Zhen (s. Foto oben) über eine Kombination von moderner chinesischer Batterie-Technologie und moderner deutscher Verfahrenstechnik. Auch Tesla-Chef Elon Musk setzt nach eigener Aussage für die Zellproduktion in Grünheide stark auf Spezialmaschinen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Die Batterie-Kompetenz aber muss derzeit offenbar noch von außen kommen.