Einer der Gäste bei einer dreitägigen Konferenz der EU zu Batteriezell-Fertigung, begonnen am Dienstag, war Tesla-CEO Elon Musk. In einem Video-Interview zu früher Stunde in seiner Heimat Kalifornien bestätigte er, dass in der im Bau befindlichen Gigafactory bei Berlin auch Batterie-Zellen produziert werden sollen – mehr als irgendwo sonst auf der Welt, wie er jetzt ergänzte. Doch dafür sei noch viel zu tun: Fast die gesamten Anlagen für Teslas Zellfabrik müssten erst noch entwickelt werden. Und viele der nötigen Spezialmaschinen würden aus Deutschland und anderen Ländern Europas kommen, sagte Musk.
Tesla-Chef will 250 Gigawattstunden
Bereits zuvor hatte er wissen lassen, dass die deutsche Gigafactory der erste Standort sein werde, an dem Tesla die eigenen Zellen im XL-Format 4680 zum ersten Mal im großen Maßstab produziert. Jetzt nannte er Zahlen dazu. Zunächst solle die Kapazität 100 Gigawattstunden pro Jahr betragen, sagte Musk. Schon das werde Giga Berlin „möglicherweise“ zur größten Zellfabrik der Welt machen. Für später strebe Tesla sogar 200-250 Gigawattstunden pro Jahr an. Ab diesem Punkt sei er „zuversichtlich“, dass die Zellproduktion in Grünheide bei Berlin die größte der Welt sein werde.
Zur Zeitplanung machte der Tesla-Chef keine Angaben. Der Elektroauto-Teil der deutschen Gigafactory soll nach bisherigen Angaben die Produktion von Model Y Mitte 2021 aufnehmen, das dann schon mit den neuen Tesla-Zellen ausgestattet sein soll. Vorerst sollen sie allerdings aus der Zell-Pilotanlage neben dem Stammwerk in Fremont kommen.
Wenn die Pilotlinie in den USA bis zum Start der Zellproduktion in der Giga Berlin die einzige Quelle für 4680-Zellen bleibt, dürfte die Zahl der Model Y aus der deutschen Fabrik eine Weile begrenzt bleiben. Denn nach den Äußerungen von Musk meldete sich Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach auf Twitter zu Wort und erklärte, sich über das Vertrauen von Tesla zu freuen. Er sei „gespannt auf die detaillierten Pläne des Unternehmens“, schrieb der Minister freundlich – was auch bedeuten dürfte, dass Tesla noch nichts dergleichen vorgelegt hat.
Der heutige Beitrag von @elonmusk auf der Europäischen Batteriekonferenz bestätigt seine Ankündigung vom September. Wir freuen uns über das Vertrauen von Tesla in den Standort Brandenburg und sind gespannt auf die detaillierten Pläne des Unternehmens. https://t.co/DgTcJZGbYp
— Jörg Steinbach (@joergstb) November 24, 2020
Die ganze Fabrik für die eigene Zelle zu bauen sei viel schwieriger als ein paar Prototypen dafür, sagte Musk in dem Video-Interview weiter. Das gelte umso mehr, als sie voller Innovationen stecke, weil sie zur Kostensenkung extrem groß und schnell sein müsse. „Wir müssen für fast jeden Aspekt des Produktionssystem neuartige Anlagen entwickeln“, erklärte der Tesla-Chef. Und den deutschen Standort hat er offenbar auch deshalb gewählt. Die benötigten Spezialmaschinen gebe es zwar zumeist noch gar nicht, aber sie würden derzeit entwickelt, und zwar viele davon in Deutschland und anderen Ländern Europas, sagte er.
Deutsche Technologie für Trockenelektroden
Als konkrete Neuerung, die komplett neue Spielregeln in der Zellproduktion bringe und sie auch ökologisch weniger heikel mache, nannte Musk Technologie zur trockenen Beschichtung von Elektroden. Mit Maxwell Technologies hatte Tesla schon Anfang 2019 ein US-Unternehmen übernommen, das daran arbeitete. Für die Installation von Maschinen in der Pilotanlage in Fremont, in der Giga Berlin und später in China hat Tesla nach Informationen von teslamag.de aber das deutsche Unternehmen Saueressig beauftragt, das an mindestens einem Forschungsprojekt zur Trockenelektroden-Produktion beteiligt war.