Die Ansiedlung von Tesla im brandenburgischen Grünheide hat dem Anschein nach weitere Technologie-Unternehmen an Standorte in Ostdeutschland gelockt – allein voran in diesem März Intel, das in Magdeburg für 17 Milliarden Euro zwei Chip-Fabriken bauen will. Schon bevor die Tesla-Pläne für die Gigafactory bei Berlin bekannt wurden, hatte sich allerdings der heute weltgrößte Batterie-Hersteller CATL für eine Fabrik in Ostdeutschland entschieden, in diesem Fall in Thüringen. Anders als die von Tesla ist sie noch nicht fertig, bekam aber jetzt eine Teil-Betriebsgenehmigung.
CATL startet verspätet wie Tesla
Beschlossen wurde die Fabrik als das erste Werk von CATL in Europa im Juli 2018, im Oktober 2019 folgte der offizielle Baubeginn auf dem Gelände am Erfurter Kreuz – einen Monat später verkündete Tesla-Chef Elon Musk die Entscheidung für Brandenburg. Bei CATL hieß es zum Start, zunächst seien 14 Gigawattstunden und später 24 Gigawattstunden jährliche Batterie-Produktionskapazität vorgesehen, beginnend ab Anfang dieses Jahres.
Ähnlich wie bei Tesla, aber weniger intensiv beobachtet, gab es dabei offenbar Verzögerungen. In dieser Woche überreichte die Landesregierung Thüringens CATL zwar „die zweite Teilgenehmigung zur Inbetriebnahme einer Batteriefabrik am Erfurter Kreuz“, wie sie in einer Pressemitteilung informierte. Damit sei der Betrieb der Anlage mit einer Teilkapazität von 8 Gigawattstunden jetzt bestandskräftig zugelassen. Doch laut der Mitteilung werden derzeit noch Anlagen und Maschinen in den Hallen installiert. Die ersten Batterien sollen später in diesem Jahr produziert werden, vor seinem Ende wolle CATL die volle Plan-Kapazität erreichen.
In der Überschrift der Pressemitteilung wird das CATL-Werk als „größte Batteriezellfabrik Europas“ bezeichnet, und im Text heißt es, damit würden zum ersten Mal überhaupt Lithium-Ionen-Batterien in Deutschland produziert. Dabei sind 8 Gigawattstunden und selbst die späteren 24 Gigawattstunden pro Jahr heutzutage nur noch in Europa viel. Die Tesla-Gigafactory mit Panasonic in den USA kommt mittlerweile auf rund 40 Gigawattstunden, und CATL selbst erhöhte seine weltweite Kapazität im vergangenen Jahr auf rund 88 Gigawattstunden.
2030 viele Elektroauto-Batterien aus Europa
In Europa könnte als nächste die Batterie-Fertigung von Tesla in seiner deutschen Gigafactory fertig werden. Mit einer beantragten Jahreskapazität von 50 Gigawattstunden pro Jahr wäre sie gleich doppelt so groß angelegt wie die jetzt teilgenehmigte CATL-Fabrik. Laut einer Studie von diesem März sind bis Ende dieses Jahres (ohne Tesla, aber mit CATL) Batterie-Fabriken mit zusammen 106 Gigawattstunden jährlicher Kapazität in Europa geplant und bis 2030 mit knapp 800 Gigawattstunden. CATL war also, wenn alle Pläne umgesetzt werden, nur ein früher Anfang. Wer die Abnehmer für die ersten deutschen Elektroauto-Batterien sein werden, blieb zunächst offen, aber sie dürften leicht zu finden sein.