Bild: Tesla
Wäre die aktuelle Coronavirus-Krise früher gekommen, wäre Tesla womöglich das Geld ausgegangen. Noch vor etwa zwei Jahren hatte das Unternehmen schwer mit dem Produktionsstart des neuen Model 3 zu kämpfen und war laut CEO Elon Musk nur Wochen von einer Zahlungsunfähigkeit entfernt. Inzwischen aber ist die Produktion des Volumen-Elektroautos im Griff, die seines Crossover-Bruders Model Y hat begonnen und Tesla hat reichlich Geld auf der Bank. Selbst die jetzt vom Virus erzwungene Unterbrechung der Fertigung im Hauptwerk Fremont wird das Unternehmen deshalb nicht in eine existenzielle Krise stürzen, sagt ein langjähriger Tesla-Investor.
Schock, aber keine Gefahr für Tesla
Am Donnerstagabend hatte Tesla mitgeteilt, wegen des neuen Coronavirus werde die Produktion von Elektroautos in Fremont ab kommendem Dienstag eingestellt; auch die Photovoltaik-Gigafactory im Bundesstaat New York werde vorerst nur Ersatzteile produzieren. Keine Meldung zu einem Produktionsstopp gab es aber zunächst für die Batterie-Gigafactory von Tesla und Panasonic in Nevada, die Akkuzellen und -packs für Model 3 und Model Y produziert.
Nach Aussagen von Gene Munster, der mit seiner Wagniskapitalfirma Loup Ventures unter anderem in Tesla investiert, ist das Unternehmen heute „gut kapitalisiert und nicht in Gefahr, dass ihm das Geld ausgeht“. Die Unterbrechung der Produktion sei ein „dramatischer Schock“, aber vorübergehend, und werde kaum Auswirkungen auf die langfristigen Aussichten von Tesla haben. Beim Produktionshochlauf für das Model 3 seien die Liquiditätsreserven sehr knapp geworden. Heute aber würde nicht einmal ein Produktionsstopp mit anschließendem deutlichem Nachfragerückgang nach Autos weltweit Tesla finanziell gefährden, schreibt Munster.
Mehr als 8 Mrd. Dollar Reserven
Hilfreich dabei ist eine Kapitalerhöhung um 2,3 Milliarden Dollar, die Tesla in diesem Februar nahe an den Höchstkursen der Aktie vornahm – obwohl CEO Elon Musk noch kurz zuvor betont hatte, absolut keinen neuen Finanzierungsbedarf zu haben. Laut Munster bedeutet das, dass das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt Bar-Reserven von insgesamt 8,6 Milliarden Dollar hatte. Die Produktionsunterbrechung laufe zwar darauf hinaus, dass Tesla wieder Verluste macht. Diese würden aber nicht allzu hoch werden, weil ohne Produktion auch weniger Kosten für Personal und Teile anfallen.
Das aktuelle Quartal wird für Tesla laut Munster trotzdem nicht gut verlaufen, und auch für die Gesamtauslieferungen 2020 hat er seine Prognose von mehr als die von Analysten im Durchschnitt erwarteten 463.000 Elektroautos zurückgezogen. Tesla selbst hat vor der Corona-Krise mindestens 500.000 Auslieferungen in diesem Jahr angekündigt.
„Tesla wird schneller wachsen“
Allerdings, so der Investor weiter, seien vorerst nicht absolute Zahlen wichtig, sondern Marktanteile. Seiner Ansicht nach wird Tesla bei den Stückzahlen relativ gesehen im laufenden Jahr um 25-30 Prozentpunkte stärker wachsen als der Rest der Autobranche. Wenn die ganze Industrie also 20 Prozent schrumpfe, könne Tesla immer noch 5-10 Prozent mehr Auslieferungen erreichen. Ab 2021 erwartet Munster für den Elektro-Pionier wieder Wachstumsraten von 30 Prozent bei den Auslieferungen.