Bild: Tesla (Archiv)
Kritische Stimmen, die Tesla Betrügereien nachsagen oder zumindest die Aktie als hoffnungslos überbewertet bezeichnen, werden seltener – viele Leerverkäufer, die auf fallende Kurse setzen, hat der erneute steile Anstieg der Tesla-Aktie nach einem Corona-Einbruch bis Mitte März ohnehin aus dem Rennen geworfen. Statt ihnen melden sich jetzt vermehrt langfristige Anleger zu Wort, die Tesla Potenzial noch weit über das aktuelle Kurs-Niveau hinaus zutrauen. Einer von ihnen ist James Anderson von der schottischen Anlage-Gesellschaft Baillie Gifford.
Tesla Beleg für Energie-Wende
Tesla macht mit 11,1 Prozent Anteil die größte Position in dem von Anderson verwalteten Fonds Scottish Mortgage aus, dessen Gesamtvolumen knapp 12 Milliarden Pfund beträgt, berichtet aktuell der Finanzdienst Citywire aus einer Telefonkonferenz mit Großanlegern. Im ersten Quartal 2020 sei nicht nur die Coronavirus-Krise wichtig gewesen, soll Anderson darin gesagt haben, sondern etwas langfristig noch viel Bedeutenderes geschehen: Ende März habe die Welt einen Zustand erreicht, ab dem man sagen könne, dass das wahrscheinlichste Ergebnis im Ende des Verbrennens von Kohlenstoffen liegen wird.
Das sei „eine der wichtigsten Veränderungen, die wir in unserem Leben als Anleger je sehen werden“, zitiert Citywire den Fondsmanager weiter. Derartige Energie-Revolutionen habe es in der Geschichte der Menschheit wohl erst dreimal gegeben. Sie seien nicht nur „absolut zentral“ für die wirtschaftliche Entwicklung, sondern würden auch den Charakter unserer Gesellschaft selbst verändern. Und außer Tesla gebe es an den Börsen weltweit kein einziges Unternehmen, über das man in diesen riesigen Trend investieren könne.
Als Beleg für seine These vom nunmehr unaufhaltsamen Abschied vom Kohlenstoff führte Anderson laut Citywire unter anderem den Anteil von 52 Prozent erneuerbarem Strom in Deutschland im ersten Quartal 2020 an. Ebenfalls dafür spreche, dass in Kalifornien das Tesla Model 3 zuletzt das meistverkaufte Auto überhaupt gewesen sei.
Nachschub von der Tesla-Mafia
Er und sein Co-Manager würden sich viele Unternehmen ansehen, die wie Tesla führend bei der Entwicklung von erneuerbarer Energie und Batteriespeicher-Technologien seien, sagte Anderson. Die von ihm angesprochene Revolution geht also weit über die Umstellung auf Elektroautos im Verkehrssektor hinaus, die aber zugleich ein fester Teil des Gesamtbildes ist.
Als Börsen-Investment komme dafür bislang nur Tesla in Frage, sagte Anderson laut Citywire weiter – aber Besserung ist in Sicht, und sie kommt ebenfalls aus dieser Ecke: Mittlerweile gebe es wie schon vorher um das Unternehmen PayPal von CEO Elon Musk herum eine kleine „Mafia“ ehemaliger Tesla-Manager, die eigene Start-ups gründen. Eines davon ist laut Anderson Northvolt, das unter anderem zusammen mit Siemens und Volkswagen aus Deutschland Batterie-Zellen produzieren will.