Bild: FSD-Visualisierung (Foto: Tesla)
Wofür die drei Buchstaben FSD bei Tesla stehen, lässt sich auf der einen Seite eindeutig sagen: für Full Self-Driving. Auf der anderen Seite kann man das fast nicht ins Deutsche übersetzen, denn Abkürzung wie Begriff können je nach Zusammenhang für ganz unterschiedliche Aspekte stehen. Wohl vor diesem Hintergrund sorgte in dieser Woche eine offizielle Aussage von Tesla zu seinen FSD-Plänen für Verwirrung – und vielleicht für unnötige Aufregung.
FSD als Option, Software und Computer
Zum einen kann man FSD bei Tesla kaufen – als Software-Option bei neuen oder schon ausgelieferten Elektroautos. In Deutschland wird sie aktuell als „Volles Potenzial für autonomes Fahren“ bezeichnet und kostet 7500 Euro. Gleichzeitig steht FSD für den dafür nötigen, von Tesla selbst entwickelten Computer, der manchmal auch trockener als Autopilot-Hardware 3 (HW3) bezeichnet wird. Und FSD nennt Tesla zumindest informell auch die neueste Version seiner Autopilot-Software, die seit Oktober 2020 von Beta-Testern in den USA erprobt wird.
Nur zu diesem letzten Aspekt stellte der Tesla-Hacker und -Beobachter @greentheonly am vergangenen Sonntag ein interessantes Schriftstück auf Twitter ein: Auszüge aus einer Antwort des Unternehmens an die kalifornische Zulassungsbehörde DMV, in denen es um die Funktion „FSD City Streets“ geht. Diese unterscheidet Teslas mit der Beta-Version namens FSD aktuell von solchen mit der regulären Autopilot-Software (auch wenn für sie die FSD-Option gekauft wurde).
Hm, interesting docs @PlainSite got from CA DMV wrt Tesla communication about "FSDBeta" and it's future plans for it. Start from ~page 16. https://t.co/f1iYcYC2fu
In particular it looks like FSD Beta is planned to ever remain L2 ADAS? pic.twitter.com/4MA7zomiie
— green (@greentheonly) March 7, 2021
In dem Schreiben vom 20. November 2020 äußert sich Tesla auf DMV-Anfrage zum Funktionsumfang von FSD City Streets (lässt dabei in der Antwort aber das FSD weg). City-Streets werde sich bei der allgemeinen Veröffentlichung nicht sehr von der aktuellen Beta-Version unterscheiden und bewege sich damit immer noch klar im Bereich von Level 2 nach SAE, heißt es darin. Denn die Verantwortung für die eigentliche Fahraufgabe liege weiter bei der Person am Steuer. Dies entspricht der von Tesla angesprochenen SAE-Definition von Level 2: Das Auto darf selbsttätig lenken, bremsen und beschleunigen, aber der Mensch muss jederzeit eingreifen können.
Nächste Tesla-Stufe: Level 3+
Laut der Tesla-Antwort wird das auch dann noch so sein, wenn aus der Beta- nach weiteren Tests eine offizielle Software wird. Aber die Aussage bezieht sich wohlgemerkt nur auf City Streets, nicht auf eine zukünftige FSD-Software insgesamt oder das ganze Autopilot-System. Auf Twitter wurde sie dennoch zum Teil so verstanden, als habe Tesla seine Autonomie-Pläne aufgegeben. Der Entdecker @greentheonly wies aber selbst darauf hin, dass er nur über FSD-Beta geschrieben habe, nicht über FSD allgemein.
Dass es mit Level 2 nicht vorbei sein soll, lässt sich sogar dem Tesla-Schreiben selbst entnehmen, denn explizit wird darin zumindest „SAE Level 3+“ erwähnt, also die nächste Autonomie-Stufe und noch etwas mehr (wobei die Organisation selbst den Zusatz + nicht verwendet). Nach ihrer Definition für Level 3 fahren Autos auf dieser Stufe selbstständig und die Person am Steuer kann sich zurücklehnen – aber sie muss in der Lage sein, nach einer Aufforderung die Kontrolle zu übernehmen. Mit 3+ könnte Tesla auch diese und alle folgenden Stufen bis 5 gemeint haben.
CEO Musk will dieses Jahr Autonomie
Dass Tesla letztlich das höchste Level 5 anstrebt und nach seiner Einschätzung sogar mit der aktuellen Sensor- und Computer-Hardware auch erreichen kann, hat CEO Musk zuletzt im Juli 2020 explizit so gesagt. Und im Dezember 2020 sprach er bei einem Deutschland-Auftritt zwar nicht von Stufen, sagte aber, er sei „extrem zuversichtlich, volle Autonomie zu erreichen und nächstes Jahr für die Tesla-Kundenbasis freizugeben“.
Mit der Zeitplanung könnte es insbesondere außerhalb der USA knapp werden, denn in Europa hat noch nicht einmal der Beta-Test mit City Streets begonnen. Aber die Ziele von Tesla gehen offensichtlich weiterhin weit über die aktuelle Beta-Software namens FSD hinaus und sollen der Bezeichnung des bezahlten Extras FSD noch gerecht werden.