Im laufenden Quartal dürfte Tesla wohl auch ohne Extra-Aktivitäten über die zum Ende hin stets vermehrten Auslieferungen hinaus profitabel sein – immerhin gelang das überraschend selbst im zweiten Viertel dieses Jahres, in dem noch schwere Corona-Beschränkungen bei Produktion und Vertrieb galten. Trotzdem aber hat Tesla kurz vor dem Ende des Quartals jetzt wieder eine Aktion gestartet, die hohe Zusatz-Einnahmen fast ohne Kosten verspricht: Bestehende Tesla-Besitzer können zum etwa halben Preis ein abgespecktes Paket mit Autonomie-Funktionen kaufen.
3800 Euro für Teslas kleines FSD-Paket
Bei neu bestellten wie schon ausgelieferten Teslas besteht stets die Möglichkeit, zusätzlich das Paket „volles Potenzial für autonomes Fahren“ (auf Englisch Full-Self-Driving oder FSD) zu bestellen. Aktuell bietet es mehr Assistenz-Funktionen als der inzwischen kostenlose Basis-Autopilot, in der Zukunft soll es der Person am Tesla-Steuer alle Arbeit abnehmen oder sogar fahrerlose Roboter-Taxis ermöglichen. Seit einer Preiserhöhung in diesem Juli verlangt Tesla in Europa 7500 Euro dafür. Eine Abo-Option hat CEO Elon Musk angekündigt, bislang aber nicht umgesetzt.
Aber dafür kommt jetzt ein abgespecktes FSD-Paket zum halben Preis. Tesla-Besitzer in den USA wie Deutschland (und vermutlich weiteren Ländern) fanden es ab Freitag in ihrer App. Im Bereich Upgrades, wo bislang nur der Punkt Autonomes Fahren zu finden war, gibt es jetzt die neue Option „verbesserte Autopilot-Funktionalität“. Sie umfasst die vier FSD-Funktionen Navigieren mit Autopilot (also einschließlich Autobahn-Wechseln), Spurwechsel-Assistent (zum automatischen Überholen), automatisches Parken sowie Herbeirufen des eigenen Tesla per App, aber nicht über größere Entfernung.
Alles zusammen kostet in Deutschland 3800 Euro statt der 7500 Euro für das komplette FSD-Paket, also etwas mehr als die Hälfte. Laut Tesla-App fehlen bei dem neuen Spar-Angebot nur die zwei Funktionen Reagieren auf Ampeln und Stopp-Schilder und automatisches Fahren innerorts. Beide sollen „demnächst“ kommen, heißt es dazu – die erste hat mit der Software-Version 2020.36.10 vor kurzem aber auch schon europäische Teslas mit der FSD-Option erreicht. Auf der Website ist als weitere FSD-Funktion zudem das erweiterte Herbeirufen angegeben, das es in Nordamerika als Smart Summon schon länger gibt, in der App fehlt sie.
Tesla-Angebot nur für bestehende Besitzer
Bei Neufahrzeugen von der Tesla-Website wurde das abgespeckte FSD-Paket zum halben Preis am Samstag nicht angeboten. Das bedeutet, dass es nur für bestehende Besitzer gedacht ist.
Mit dem Spar-Angebot kurz vor Quartalsschluss zeigt Tesla erneut, dass seine Elektroautos dank ihrer Konzipierung als rollende Computer auch Software-Einnahmen ermöglichen – denen nach erfolgter Entwicklung kaum Stück-Kosten gegenüberstehen, was sie zu fast reinem Gewinn macht. Schon in der zweiten Dezember-Hälfte 2019, also zum fast gleichen Zeitpunkt im Quartal wie jetzt, hatte Tesla ein vergleichbares Angebot gemacht: Für 1800 Euro wurden mehr Leistung und schnellere Beschleunigung für das Tesla Model 3 mit Allrad per Funk-Update eingeführt. Umsatz und Gewinn von Tesla im vierten Quartal fielen dann deutlich höher aus als von Analysten erwartet.