Heutzutage äußert sich Tesla-Chef Elon Musk bevorzugt in langen Interviews und kurzen Twitter-Sprüchen, früher aber lieferte er gelegentlich recht ausführliche Texte für den firmeneigenen Blog. Der wohl berühmteste davon ist der mit „Master Plan, Part Deux“ überschriebene Beitrag, den Musk als Fortsetzung seines „Secret Tesla Motors Master Plan“ von 2006 veröffentlichte. Das geschah am 20. Juli 2016, also vor exakt fünf Jahren. Und so sehr und berechtigt ihm manchmal vorgeworfen werden mag, dass er es mit der Termintreue nicht allzu genau nimmt: Den groben Linien seines Planes ist der Tesla-Chef in dieser Zeit treu geblieben.
Cybertruck schon 2016 angekündigt
Der erste Master-Plan sei jetzt in den letzten Phasen der Umsetzung, begann Musk seinen zweiten Teil von 2016. Damals ahnte er vermutlich noch nicht, wie schwierig der Produktionshochlauf des Model 3 werden würde, das er 2006 als drittes Tesla-Modell angekündigt hatte. Auf den Sportwagen Roadster sollte zunächst eine sportliche Familien-Limousine (das damals noch nicht so genannte Model S) und dann ein noch bezahlbareres Elektroauto folgen. Das Model X muss sich irgendwann später dazwischen geschoben haben.
Im zweiten Teil bekräftigte Musk, Teslas Mission sei es, den unausweichlichen Umstieg auf erneuerbare Energien zu beschleunigen, und nannte recht konkrete Schritte auf diesem Weg. Der erste davon war die Integration von Energie-Erzeugung und Speicherung. Der CEO schrieb von einem integrierten und optisch ansprechenden Produkt mit Solardach und Batterie. Wenig später stellte Tesla sein Solar Roof vor, das in Kombination mit dem Heim-Akku Powerwall diesen Zweck wohl erfüllt. In der Zwischenzeit hat sich die Installation von Dächern als schwierig erwiesen, weshalb Tesla offenbar verstärkt mit Bau-Unternehmen kooperiert, und bei der Powerwall gibt es einen langen Bestell-Rückstau. Bearbeitet wird das Thema aber offensichtlich intensiv.
Zum Elektroauto-Geschäft heißt es in Musks zweiten Master-Plan, nach dem Model 3 werde ein kompaktes SUV kommen und ein „neuartiger Pickup-Truck“. Beide gibt es inzwischen, in Form des Model Y und des Tesla Cybertruck, der tatsächlich sehr ungewöhnlich geriet. Der keilförmige Pickup wird bislang nicht ausgeliefert. Allerdings nannte Musk im Firmen-Blog auch keinen Termin dafür und hielt sich damit anders als in jüngerer Vergangenheit auf Twitter auch sonst zurück.
Musk: „Kein Tesla unterhalb Model 3“
In einer Hinsicht aber hat der Tesla-Chef eine Prognose aus dem Viel-Jahres-Plan von 2016 schon korrigiert: Ein Elektroauto unterhalb des Model 3 werde wohl nicht nötig sein, schrieb er damals, doch erstmals mit einem konkreten Preis und Jahr kündigte Musk im September 2020 einen Tesla für 25.000 Dollar in 2023 an. Der Grund für diesen Sinneswandel dürfte sein, dass das Model 3 letztlich doch teurer geriet als die angepeilten 35.000 Dollar. Eine Version zu diesem Preis war nur kurz verfügbar. Zuletzt ist der US-Preis sogar wieder gestiegen und beträgt mindestens 39.900 Dollar.
Zusätzlich schrieb Musk 2016 schon über Nutzfahrzeuge: Tesla entwickle einen schweren Lastwagen und ein Fahrzeug mit hoher Passagierdichte für urbanen Verkehr, also wohl einen kleinen Stadt-Bus. Beide sollten ein Jahr später bereit zur Vorstellung sein, was Tesla mit dem Semi dann zumindest zur Hälfte umsetzte. Der Tesla-Sattelschlepper sollte ursprünglich schon Ende 2019 kommen, doch wie der Cybertruck wird er bislang nicht produziert. Pläne für einen Stadt-Bus bekräftigte Musk im Sommer 2020, Konkretes gibt es dazu aber noch nicht.
Warten auf geteilte Tesla-Flotte
Ebenfalls bereits in seinem Plan von 2016 skizzierte Musk einen Robitaxi-Dienst, den er damals aber noch nicht so nannte: „Sie werden in der Lage sein, sich der geteilten Tesla-Flotte anzuschließen, indem Sie einfach auf eine Schaltfläche in der Telefon-App tippen“, sagte er in Zusammenhang mit der Autopilot-Entwicklung zu autonomem Fahren voraus. Dies werde die realen Kosten für einen Tesla deutlich senken und manchmal sogar mehr einbringen, als er kostet. Auch dafür nannte Musk in dem Plan anders als später bei mehreren Gelegenheiten aber keinen Ziel-Zeitpunkt.
Aktuell befindet sich in den USA eine neue Version der Autopilot-Software in einem begrenzten Beta-Test. Nach neuen Twitter-Aussagen von Musk wird es noch etwa einen Monat dauern, bis der Test auf mehr Personen ausgeweitet werden kann. Sowohl bei den Fahrzeugen als auch bei der Software dafür halten sich Tesla und Musk also offenbar recht genau an den alten Plan des CEO mit leichten Anpassungen. Nur dauert das meiste davon eben deutlich länger als wohl zumindest erhofft – und manchmal auch gesagt.