Die Serie von Rückruf-Aktionen bei Tesla in diesem Jahr, die mit einem Software-Update erledigt werden sollen, setzt sich fort. Am umfangreichsten war Ende Januar ein Rückruf in den USA, der mit fast 820.000 Fahrzeugen wohl fast alle dort produzierten Model 3 und Model Y sowie neue Model S und Model X betraf. Gleichzeitig dürfte er der unbedeutendste gewesen sein, denn nur der Gurt-Warner bei Tesla funktionierte nicht unter allen Umständen ordnungsgemäß. In diesem April folgte zunächst in China ein Rückruf wegen eines Problems mit dem hinteren Motor in Model 3 und Model Y – ein Hardware-Fehler, den Tesla aber ebenfalls mit einem Funk-Update anging. Und jetzt passiert in den USA ungefähr das Gleiche in Zusammenhang mit einem Wärme-Problem des neuen Infotainment-Computers.
Teslas mit AMD-Prozessor betroffen
Insgesamt dreht sich der neue Software-Rückruf von Tesla in den USA um potenziell knapp 130.000 Elektroautos, geht aus Dokumenten der US-Behörde NHTSA hervor, wobei der Fehler nur bei geschätzten 1 Prozent davon wirklich auftreten soll. Er umfasst Model S und Model X von 2021 und 2022 sowie Model 3 und Model Y nur aus diesem Jahr. Nach den Angaben wird bei ihnen der Infotainment-Prozessor beim schnellen Laden möglicherweise nicht ausreichend gekühlt, was zu verzögerten Reaktionen oder einem Neustart des zentralen Touchscreens führen könne.
Die angegebenen Jahre sprechen dafür, dass das Problem nur bei den AMD-Prozessoren auftritt, die Tesla zuerst bei aufgefrischten Model S und Model X Mitte 2021 und in diesem Jahr auch bei Model 3 und Model Y einführte. Bei den beiden Volumen-Elektroautos ging der Wechsel von Intel Atom mit einer etwas verringerten Reichweiten-Angabe einher, denn der viel leistungsfähigere AMD-Chip verbraucht auch mehr. Damit braucht er auch mehr Kühlung, und die scheint nicht von Anfang an ausreichend gewährleistet gewesen zu sein.
Ende 2021 habe Tesla bei Routine-Tests mit dem Prozessor für Model 3 und Model Y festgestellt, dass er zum Schutz vor Überhitzung gedrosselt wurde, heißt es in einer Darstellung der Vorgeschichte. Wegen Bildschirm-Neustarts beim Supercharging sei dann Anfang Januar ein Model S von 2021 im Service gewesen und dessen CPU für Analysen zu Tesla geschickt worden. Mit Daten aus der Kunden-Flotte, physischen Tests und Simulationen identifizierte Tesla nötige Veränderungen am Wärme-Management. Nachdem sie vorläufig fertig programmiert waren, habe das Unternehmen Ende April den offiziellen Rückruf beschlossen.
Software-Update hat schon begonnen
Ähnlich wie in mehreren anderen Fällen besteht der darin, dass Model 3 bis Model X mit AMD-Prozessor und Software vor 2022.12.3.3 per Funk eine aktuellere Version bekommen. Anfang Mai habe dieses OTA-Update für einen verbesserten Umgang des Systems mit erhöhten Temperaturen begonnen. Dadurch würden langsame Reaktionen oder zeitweise Ausfälle des Touchscreens verhindert, heißt es in der Rückruf-Mitteilung der NHTSA. Tesla seien keine Unfälle oder Verletzungen durch das per Software-Update zu lösende Hardware-Problem bekannt. Es habe aber von Anfang Januar bis Anfang Mai in den USA 59 Garantie-Ansprüche und 59 Field Reports dazu gegeben.