Bild: Geely
Der chinesische Auto-Konzern Zhejiang Geely Holding Group ist im Westen bislang kaum bekannt – aber das könnte sich ändern, denn erstens ist er mit smart, Volvo Cars und der gemeinsamen Elektroauto-Tochter Polestar schon in Europa vertreten, und zweitens hat Geely seine Elektroauto-Verkäufe unter verschiedenen Marken im vergangenen Jahr auf insgesamt 675.000 nahezu verdoppelt. Mit der Neugründung Zeekr steht Geely außerdem vor dem Sprung nach Europa, und hat in China soeben mit der Auslieferung des elektrischen Pickups Radar RD6 begonnen. Und insbesondere Polestar soll in den nächsten Jahren kräftig wachsen.
Geely mit vielen Elektroauto-Marken
Wie bei vielen chinesischen Unternehmen muss man Elektroautos bei Geely im breiten Sinn verstehen, nämlich einschließlich Plugin-Hybriden. Polestar als Joint-Venture mit der Tochter Volvo und inzwischen eigener Börsennotierung baut aber bereits nur noch die reine Form, ebenso wie die eigene Geely-Marke Geometry. Neu hinzugekommen ist außerdem die reine Elektroauto-Marke Zeekr, die im vergangenen Jahr bereits rund 72.000 Einheiten ihrer Limousine 001 verkaufte.
Ab diesem Jahr soll zunächst in China der Zeekr 009 starten, ein Premium-Van mit bis zu 140 Kilowattstunden Akku-Kapazität. In Europa beginnt die Geely-Marke eine Nummer kleiner mit dem im Januar präsentierten Kompaktvan 003. Preise und sonstige Daten sind noch nicht bekannt, dürften aber konkurrenzfähig werden. Eine Orientierung bietet als eine weitere Geely-Marke smart mit dem kompakten SUV #1 auf der gleichen Plattform, dessen Europa-Auslieferungen bald beginnen sollen.
Investoren scheinen Zeekr jedenfalls einiges zuzutrauen: Laut einer Mitteilung von dieser Woche nahm die Marke 750 Millionen Dollar neues Kapital unter anderem von dem Batterie-Hersteller CATL auf, was ihr einen Gesamtwert von 13 Milliarden Dollar verschaffte. Das Geld soll unter anderem für die Europa-Expansion verwendet werden. Weltweit sollen sich die Zeekr-Verkäufe dieses Jahr nahezu verdoppeln. Nach einem ähnlichen Muster soll in diesem Juni zudem Lotus an die Börse kommen. Der frühe Tesla-Partner aus Großbritannien gehört inzwischen ebenfalls Geely, wird auf Elektroautos umgestellt und soll in einer Spac-Fusion mit rund 5 Milliarden Dollar bewertet werden.
Elektrischer Pickup für 25.000 Euro
Polestar ist an der Börse derzeit etwa eine Milliarde weniger wert als Zeekr privat, soll aber ebenfalls kräftig wachsen. Für 2022 beziffert Geely die Elektroauto-Verkäufe auf 51.500 Einheiten und gab als Ziel für dieses Jahr eine Steigerung auf 80.000 vor. In einem Interview mit dem Handelsblatt bekräftigte der Polestar-Chef das und kündigte weitere Modelle ab diesem Jahr beginnend mit dem SUV Polestar 3 an. Nächstes Jahr sollen zwei weitere neue Elektroautos (konsequent als 4 und 5 bezeichnet) folgen, und für 2025 wird laut dem CEO mit 290.000 Verkäufen kalkuliert.
In China wurde die Geely-Auswahl an reinen Elektroautos unterdessen noch vergrößert durch eine weitere neue Marke: In dieser Woche hätten erste Kunden ihren Radar R6 bekommen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit – einen rein elektrischen Pickup mit bis zu 100 Kilowattstunden Akku-Kapazität (s. Foto oben). So spektakulär wie der Tesla Cybertruck sieht er längst nicht aus, und auch konventioneller als die E-Pickups, die inzwischen alle drei großen Auto-Konzerne der USA vorgestellt haben. Doch während sich Polestar laut dem CEO bei manchen Modellen auch Preise jenseits von 100.000 Euro vorstellen kann, gibt es den Radar R6 in China schon ab umgerechnet etwa 25.000 Euro.