Noch spielt der Elektroauto-Hersteller Polestar, der sich wegen seines Sitzes in Göteborg als schwedisches Unternehmen bezeichnet, aber zusammen mit Volvo Cars zur chinesischen Geely Group gehört, bei den Verkaufszahlen eine untergeordnete Rolle. Neben dem hybriden Exoten Polestar 1 bietet er seit 2020 als bislang einziges reines Elektroauto den Polestar 2 an, bei dem schon europaweite Neuzulassungen von 2109 Stück in diesem Oktober einen Rekord darstellten. Aber so soll es nicht bleiben: Laut seinem CEO will das Unternehmen in den nächsten drei Jahren jeweils ein neues Modell starten und seine Verkäufe auf diese Weise bis 2025 verzehnfachen.
Polestar mit höherem Ziel als Tesla
Die Schwester Volvo Cars hat diesen Schritt schon Ende Oktober gemacht, im ersten Halbjahr 2022 soll auch der Polestar-Börsengang vollzogen sein, in diesem Fall über eine Fusion mit einer bereits notierten Spac-Gesellschaft. Im Vorfeld informierte das Unternehmen jetzt Anleger in New York über seine Produkt- und Geschäftsstrategie – und CEO Thomas Ingenlath zeigte sich selbstbewusst. Anders als andere Elektroauto-Startups sei Polestar „kein virtuelles Unternehmen, das darauf wartet, Fabriken zu bauen und Autos zu verkaufen“, sondern produziere und verkaufe schon weltweit, erklärte er.
Konkret sagte Ingenlath, in diesem Jahr werde der weltweite Polestar-Absatz voraussichtlich 29.000 Einheiten betragen. Das ist nicht besonders viel – mehrere chinesische Elektroauto-Startups melden inzwischen fünfstellige Verkäufe pro Monat, und die von Tesla dürften in manchen Monaten in den sechsstelligen Bereich reichen. Aber Polestar will in den nächsten vier Jahren mit einem fast spektakulären Tempo wachsen: Bis 2025 soll sich die Zahl der verkauften Elektroautos auf 290.000 verzehnfachen.
Das wäre ein Wachstum von gut 77 Prozent Jahr für Jahr und damit mehr als die durchschnittlich 50 Prozent jährlich, die Tesla nach eigenen Angaben über einen längeren Zeitraum anstrebt. In manchen Jahren könne der konkrete Wert auch unter diesem Durchschnitt liegen, hieß es dazu Anfang des Jahres, in anderen darüber. Für 2021 sieht es nach starken Zahlen in den ersten drei Quartalen und einem solide begonnenen vierten nach einer Erhöhung der Tesla-Auslieferungen um sogar 80 Prozent auf 900.000 aus.
Neue Elektroautos und Märkte bis 2024
Polestar wächst zwar von einer deutlich niedrigeren Basis aus, hat sich aber öffentlich eine Steigerung wie für 2021 bei Tesla absehbar im Prinzip für jedes der vier nächsten vier Jahre vorgenommen. Dazu beitragen soll ab dem kommenden Jahr der Polestar 3, ein sportliches SUV etwa im Format des Model Y, den das Unternehmen jetzt in einem Vorschau-Bild mit Tarnung zeigte (s. Foto oben). Laut CEO Ingenlath soll er in „Amerika für Amerikaner“ gebaut werden, und zwar in einer Volvo-Fabrik im US-Bundesstaat South Carolina. Denn auf gewisse Weise ist Polestar mangels eigener Kapazitäten sehr wohl ein virtuelles Unternehmen – es kann aber Produktionsstätten von Volvo und Geely nutzen.
Das nächste Elektroauto wird laut seiner Mitteilung 2024 kommen und wenig überraschend Polestar 4 heißen, ein „Performance SUV Coupe“ im etwas kleineren Format als der Polestar 3. Für 2024 ist dann mit dem Polestar 5 ein weiteres Performance-Elektroauto der Marke geplant, dieses aber als viertüriger GT. Als Polestar Precept wurde ein Ausblick darauf schon 2020 präsentiert. Preislich sollen die drei neuen Modelle zwischen den ab 40.000 Dollar für den Polestar 2 und den 150.000 Dollar für den Polestar 1 liegen, sagte CEO Ingenlath in einem Interview mit Yahoo Finance. Zu der Absatz-Verzehnfachung innerhalb von vier Jahren sollen nicht nur die neuen Elektroautos beitragen, sondern auch neue Märkte: Schon Ende 2023 will Polestar nicht nur auf 14 weltweit aktiv sein, sondern auf mindestens 30.