Bild: GM
Vorerst sind es bei dem Nachzügler fast alles nur Ankündigungen – aber wie mittlerweile einer ganzen Reihe von Startups und natürlich allen voran Tesla ist es in der vergangenen Woche auch General Motors gelungen, mit einem klaren Elektroauto-Kurs Anleger an der Börse zu begeistern. Am Donnerstag erreichte die Aktie von GM, etwas mehr als zehn Jahre nach einer Insolvenz in der Finanzkrise, ein neues Allzeithoch bei 51,57 Dollar und beendete die Woche nur knapp unter 50 Dollar bei einer Marktkapitalisierung von gut 70 Milliarden Dollar. Der Auslöser war eine elektrische Marketing-Offensive zu der (virtuellen) Tech-Messe CES in der Vorwoche: GM gab sich ein eleganteres Logo und einen Elektroauto-Slogan und kündigte mutige neue Entwicklungen bis hin zu einem fliegenden Cadillac an.
Fahrende Palette mit Mutter-Elektroauto
Der neue GM-Spruch „Everybody In“ funktioniert nur auf Englisch, weil sich die ersten zwei Buchstaben hervorheben lassen, um das EV, also Elektroauto, im modernisierten Auftritt des Alt-Autokonzern zu betonen. Das Logo wiederum wird jetzt nicht mehr in Großbuchstaben gesetzt, sondern in kleinen (und wenn man die Reihenfolge der zwei Buchstaben umkehrt und einen davon kippt, lässt es sich wie „Elon“ lesen, was aber vermutlich nicht beabsichtigt war). Auch das zuletzt blaue Quadrat um die Lettern wird luftiger und abgerundet.
Alles neu also bei GM, lautet also die Botschaft, nachdem der Konzern schon im vergangenen März mit der Ankündigung neuer Elektroautos und selbst entwickelter Batterien zusammen mit LG Chem zunächst etwas vorsichtiger auf Tesla-Kurs gegangen war. Die als Ultium bezeichneten eigenen Akkus sollen die Grundlage für die jetzt deutlich erweiterten Pläne bilden. Konkrete neue E-Modelle über den schon zuvor genannten GMC Hummer EV und die Cadillacs Lyriq und Celestiq hinaus stellte GM jetzt nicht vor – aber dafür eine neue Geschäftseinheit für elektrischen Liefer-Verkehr namens Brightdrop. Und für die fernere Zukunft zeigte GM ein Konzept, das noch nicht sehr konkret ist, aber fasziniert: ein elektrisches Ein-Personen-Fluggerät mit vier Rotoren von Cadillac für urbane Mobilität.
Ähnlich futuristisch hört sich ein Produkt an, das die neue Einheit Brightdrop herausbringen soll – aber es kommt schon früh in diesem Jahr, wie es in einer Mitteilung dazu hieß. Gleichzeitig ist EP1 relativ bescheiden: Dabei handelt es sich schlicht um eine Palette mit eigenem Elektro-Antrieb, die Liefer-Personal den Weg von ihrem Fahrzeug bis vor die Tür von Kunden erleichtern soll. Für Anfang des nächsten Jahres ist dann auch das Mutter-Elektroauto dafür geplant, in Form des Lieferwagens EV600. GM schreibt zwar, er sei für den Langstrecken-Verkehr gedacht, nennt aber eine Reichweite von nur etwa 270 Kilometern pro Ladung. Beides wurde nach den Angaben in enger Abstimmung mit Kunden entwickelt, und die Fahr-Palette soll in Test mit FedEx 25 Prozent mehr Pakete pro Tag und Kurier ermöglicht haben.
„GM nimmt ein Stück vom Tesla-Kuchen“
Die Mischung aus Zukunftsmusik und konkreten Reaktionen auf aktuelle Bedürfnisse kam auch bei Börsen-Beobachtern gut an. Mehrere Analysten entdeckten, dass schon das heutige Auto-Geschäft von GM eigentlich unterbewertet sei und erhöhten ihre Kursziele, wie Marketwatch berichtet. Darunter war unter anderem Dan Ives, der für Wedbush Securities auch Tesla im Auge behält und für den Pionier in dieser Woche das mit 950 Dollar höchste Kursziel an der Wall Street verkündete. GM sei mit seiner Elektro-Show der Star des CES gewesen, schrieb er in einer Kurzstudie. Tesla werde als disruptives Technologie-Unternehmen betrachtet, und GM beginne, sich an der Börse ein Stück davon abzuschneiden.