Mindestens zwei deutsche Auto-Händler bieten derzeit ein interessantes Modell an: Wer ein neues Model Y kauft, kann dort vorab vereinbaren, es ihnen nach sechs Monaten für 5000 Euro unter dem Neupreis zu verkaufen – in der gleichen Höhe erhält man die deutsche Elektroauto-Kaufprämie, sodass das halbe Jahr mit Tesla in dieser Hinsicht kostenlos war. Bei einem dieser Händler, dem Autozentrum Schmitz in Mönchengladbach, gab es dieses Angebot bislang auch für das Model 3 Long Range. Doch schon nach der ersten von zwei Preis-Erhöhungen bei Tesla in diesem März hat der Inhaber Sascha Schmitz es eingestellt. Und seiner Meinung nach bringen die höheren Preise für das Model 3 auch ein lukratives Geschäft zum Erliegen, das Privatleute damit entdeckt haben.
Kunden wollen Model 3 doch nicht abgeben
Zunächst in der zweiten März-Woche und dann noch einmal in dieser Woche hat Tesla seine Preise weltweit zum Teil drastisch erhöht. Am stärksten traf es die Premium-Elektroautos Model S und Model X, die bislang nur in Nordamerika wieder zu haben sind. Aber auch beim Model 3 in Deutschland stieg der Preis in zwei Schritten um bis zu 6000 Euro auf jetzt 56.990 Euro für die Ausführung Long Range und 61.990 Euro für die Performance-Variante. Einzig das Basis-Modell blieb beide Male unverändert bei 42.990 Euro. Beim Model Y änderte sich in Deutschland nichts.
Der Händler Schmitz nahm schon nach dem ersten Preis-Schritt das Model 3 LR aus seinem rechnerischen Kostenlos-Angebot, wie er teslamag.de am Freitag berichtete. Denn mit der Erhöhung bei Tesla steigt auch sein Einkaufspreis, und ihm erschien nicht mehr sicher genug, beim Verkauf entsprechend mehr erzielen zu können. Er selbst verkaufe kurz gebrauchte Model 3 LR für 51.000 Euro, was neuerdings weniger sei als der Neupreis abzüglich der Elektroauto-Subvention, sagte er. Dass die Gebrauchtpreise nachziehen werden, glaubt Schmitz nach eigenem Bekunden nicht, denn es seien viele gebrauchte Exemplare dieses Tesla auf dem Markt und mehr im Anrollen.
Allerdings bekommt Schmitz selbst nicht mehr so viele Model 3, wie es eigentlich vertraglich vereinbart war, wie er weiter berichtete: Mehrere Kunden hätten sich zuletzt entschieden, lieber die Konventionalstrafe von 4000 Euro zu bezahlen als ihren Tesla abzugeben. Denn vor den Preis-Erhöhungen hätten sie noch die Möglichkeit gehabt, mit dem Rückkauf-Geld von Schmitz plus neuem Umweltbonus ohne eigene Kosten gleich einen neuen Tesla zu kaufen. Das sei jetzt nicht mehr möglich, und so würden einige Kunden ihr Model 3 jetzt doch lieber länger behalten wollen.
Tesla erfüllt Wunsch der Regierung
Das Geschäft mit jungen Model 3 hatten zuvor nicht nur Profis für sich entdeckt. Manche Tesla-Kunden machten es reihenweise auf eigene Rechnung: Sobald die sechs Monate Mindesthaltefrist für die 6000 Euro Zuschuss abgelaufen waren, verkauften sie das Auto, gern nach Dänemark, wo niedrigere Steuern auf mindestens sechs Monate alte Autos die perfekte Ergänzung zu den Regeln der deutschen Elektroauto-Prämie bieten. Wie ein Autor von teslamag.de mit seinem Model 3 LR (s. Foto oben) selbst erlebte, konnte man damit bislang Preise nah am oder sogar über dem Neupreis vor Prämien-Abzug erzielen, also letztlich einen guten vierstelligen Gewinn machen.
Aber damit ist jetzt erst einmal Schluss, meint der Händler Schmitz. Wahrscheinlich kann man bei weiterhin hoher Gebraucht-Nachfrage immer noch mehr Geld bekommen, als man für ein Model 3 unter Berücksichtigung der Prämie bezahlt hat, aber eben nicht mehr um die 6000 Euro als fast sicheren Gewinn einplanen. Dass Tesla mit den Preisen so schnell so weit gehen würde, hätte er „nie gedacht“, sagte der Händler.
Immerhin habe das Unternehmen damit wohl jetzt indirekt den Wunsch der Bundesregierung erfüllt, die durch ihre hohe Subvention ermöglichten Elektroauto-Schnellverkäufe mit Gewinn zu unterbinden, erklärte Schmitz weiter. Vor kurzem war bekannt geworden, dass mit diesem Ziel ab 2023 eine längere Mindesthaltedauer für den Umweltbonus kommen soll. Zumindest für das Model 3 LR scheint das gar nicht mehr nötig, aber natürlich könnten die Tesla-Neupreise irgendwann auch wieder sinken.