Mit der Ankündigung, mindestens 100.000 Elektroautos von Tesla zu kaufen, sorgte der Vermieter Hertz im vergangenen Oktober für Aufsehen – und dafür, dass die Aktie des Herstellers schwungvoll zum ersten Mal über Schluss-Kurse von 1200 Dollar stieg. Anschließend wurde es wieder etwas ruhiger um den Großeinkauf, zumal Tesla-CEO Elon Musk erklärte, Hertz könne trotz des Milliarden-Volumens nicht mit einer Sonderbehandlung rechnen. Tatsächlich hat der Vermieter nach eigenen Angaben bislang erst etwa 20.000 Elektroautos von Tesla bekommen – berichtete aber jetzt von besten Erfahrungen damit.
Höhere Preise für Tesla-Vermietung
In seinen Erläuterungen zu den Geschäftszahlen im zweiten Quartal 2022 Ende Juli sprach Hertz-CEO Stephen Scherr das Thema Tesla von sich aus an und beantwortete später noch Anleger-Fragen dazu. Bislang habe es gut 160.000 Tage Tesla-Vermietungen bei Hertz gegeben, und zwar zu Premium-Raten, die 30-35 Dollar über den sonst erzielbaren liegen würde, erklärte er. Hinzu kämen gut eine halbe Million rechnerische Vermietungstage an mehr als 15.000 Uber-Fahrer – mit dem Fahrdienst hatte Hertz eine Vereinbarung getroffen, bis zu 50.000 Model 3 wochenweise anmietbar zu machen. Sowohl direkte als auch Uber-Kunden zeigten sich laut Scherr von der Tesla-Erfahrung angetan.
Bislang habe Hertz 20.000 Elektroautos in seiner Flotte, beantwortete Scherr eine Analysten-Frage dazu. Der Großkäufer muss also offenbar tatsächlich genau wie alle anderen Kunden auf seine Teslas warten. Es kämen weiterhin neue hinzu, und das werde auch so bleiben, sagte der CEO, bestätigte also im Prinzip, dass er immer noch mindestens 100.0000 davon haben will. Man solle sich aber auch darauf einstellen, dass Hertz Elektroauto-Käufe in erheblichen Mengen von anderen Herstellern ankündigen werde. Bei einigen davon werde es „sehr attraktive Einstiegspreis-Punkte“ geben – ob für das Unternehmen, für seine Kunden oder beide Seiten, wurde nicht klar.
Nach der Ankündigung über 100.000 Model 3 im Oktober 2021 hatte Hertz in diesem April mitgeteilt, auch 65.000 Elektroautos von Polestar kaufen zu wollen. Dieser Hersteller wurde in der Q2-Konferenz laut einem Transkript nur einmal erwähnt, Tesla dagegen mindestens zehnmal. Nach den ersten Daten, die über diese neue Flotte einlaufen, sei ihr Restwert höher als zunächst erwartet, sagte CEO Scherr demnach. Und die Wartungskosten für die eigenen Elektroautos hätten sich bislang als 50-60 Prozent niedriger als bei den Verbrennern erwiesen. Nur die Ausgaben für Reifen seien überraschend etwas höher.
Hertz sieht sich im Elektroauto-Vorteil
Nach dem spektakulären Hertz-Geschäft von 2021 haben weitere große Vermieter ihre Zurückhaltung gegenüber Tesla abgelegt und ebenfalls Flotten-Käufe angekündigt und begonnen – in Deutschland zum Beispiel Sixt, das Ende Juni oder Anfang Juli nach eigenen Angaben allein mehrere hundert Model Y aus der lokalen Gigafactory bekam. Der Hertz-Chef sprach jetzt jedoch von einem Frühstarter-Vorteil für das eigene Unternehmen: Man selbst habe gelernt, die besondere Logistik für Elektroautos zu meistern, und die Kunden würden sich an diese Fahrzeuge gewöhnen und zu ihnen zurückkehren.