Auf Twitter bringe er seine Persönlichkeit zum Ausdruck wie andere mit ihrer Frisur, sagte Tesla-Chef Elon Musk im Jahr 2018, nachdem er sich mit einer seiner Nachrichten unter anderem ein Verfahren der Börsenaufsicht SEC eingehandelt hatte. Kursrelevante Informationen darf er dort jetzt nicht mehr veröffentlichen, woran er sich aber nicht unbedingt hält, und auch sonst geht der Tesla-Chef auf Twitter gern zumindest an den Rand des gesellschaftlich Erlaubten. Dafür wird Musk viel kritisiert, wogegen er sich weitgehend immun zeigt. Doch am Donnerstag gab es einen der wenigen Fälle, in denen er einen Tweet wieder löschte.
Musk-Tweet findet kaum Verteidiger
Ende Januar hatte Musk auf Twitter seine Sympathie für kanadische Lastwagen-Fahrer bekundet, die als Protest gegen Corona-Einschränkungen Straßen blockieren. Inzwischen werden sie geräumt und Konten dahinter gesperrt, und obwohl der Tesla-Chef schon vorher Gegenwind für sein Blockierer-Lob bekam, zeigte er sein Missfallen an der kanadischen Politik am Donnerstag noch drastischer: Am Morgen deutscher Zeit veröffentlichte er ein Foto von Adolf Hitler mit dem Text „Hört auf, mich mit Justin Trudeau zu vergleichen – ich hatte ein Budget“ (s. Foto oben).
Für Musk-Kritiker war das natürlich ein gefundenes Fressen – der Tesla-Chef hatte den kanadischen Premier zwar nicht direkt mit dem deutschen Massenmörder vergleichen, ihn aber zumindest in dessen Nähe gerückt. Selbst für manche Fans und Kunden ging das zu weit: In Reaktionen auf den Hitler-Tweet meldeten sich mehrere Twitter-Nutzer, die erklärten, derzeit einen Tesla zu haben, sich jetzt aber ganz bestimmt kein weiteres Elektroauto oder anderes Produkt des Unternehmens mehr kaufen zu wollen. Verteidiger fand Musk in diesem Fall, anders als bei provokanten Twitter-Äußerungen in der Vergangenheit, nur relativ wenige.
Using the image of Adolf Hitler & therefore exploiting the tragedy of all people who suffered, were humiliated, tortured & murdered by the totalitarian regime of Nazi Germany created by him is sad & disturbing. It disrespects the memory of all victims & hurts many people.
— Auschwitz Memorial (@AuschwitzMuseum) February 17, 2022
Stattdessen kam deutliche Kritik auch vom offiziellen Twitter-Account der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Es sei „traurig und verstörend“, mit einem Foto von Hitler die Tragödie all der Menschen auszunutzen, die unter dem totalitären Nazi-Regime in Deutschland gelitten hätten und erniedrigt, gefoltert und ermordet worden seien, schrieb sie in einer Antwort auf Musk. Das zeige einen Mangel an Respekt gegenüber den Erinnerungen aller Opfer und verletze viele Menschen. Auch das American Jewish Committee meldete sich und erklärte, Musk müsse sein inakzeptables Twitter-Verhalten beenden.
Tesla-Chef lässt sich wieder loben
Zu diesem Zeitpunkt gab es die viel kritisierte Nachricht noch, aber während die Diskussionen darum auf Twitter noch weiter tobten, wurde sie gegen Abend deutscher Zeit gelöscht, laut Twitter vom Verfasser, also dem Tesla-Chef selbst. Er äußerte sich also zwar nicht direkt zu dem Protest-Sturm, scheint ihn aber zur Kenntnis genommen und darauf reagiert zu haben. Die vielfach geforderte Entschuldigung blieb allerdings zunächst aus. Stattdessen ließ sich Musk am späten Donnerstag deutscher Zeit auf Twitter schon wieder für seine Hartnäckigkeit in einem Umfeld voller Negativität feiern.