Bilder: Third Row Teala Podcast
Wenn die Partner von Elon Musk bei PayPal mehr Mut gehabt hätten, hätte er sich vielleicht erst viel später Elektroautos zugewandt – und die Geschichte der Finanzbranche und die von Tesla wären mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz anders verlaufen. Dies ist eine der interessanten Erkenntnisse, die sich der Abschrift eines langen Podcast-Interviews mit dem heutigen CEO von Tesla und SpaceX entnehmen lassen.
Unter anderem spricht Musk darin über seinen Weg von Südafrika über Kanada in die USA, wo er sein erstes Internet-Startup und dann den PayPal-Vorläufer x.com gründete. Nach dem Verkauf von PayPal stieß er im Februar 2004 zu Tesla, damals ein halbes Jahr alt, und machte das Unternehmen mit Geld aus den beiden früheren Firmen-Verkäufen und ebenso viel Einsatz zu dem Auto-Disruptor, der es heute ist.
Ähnlich Großes aber hatte Musk schon mit PayPal vor, wie er laut einer Interview-Abschrift von KarenRei auf Reddit jetzt erzählte. Nach der Fusion mit einem ähnlich agilen Konkurrenten und 100 Millionen Dollar frischem Kapital kurz vor dem Dotcom-Crash war das Unternehmen einerseits in trockenen Tüchern. Auf der anderen Seite, so erzählte der Tesla-Chef jetzt, wollten die neuen Investoren lieber ein relativ langweiliges und sicheres Geschäft als ein riskantes wie er selbst: Musk wollte PayPal zu einer vollwertigen Bank im Internet und letztlich zu einem Finanzriesen machen, der die traditionelle Branche unter Druck setzt. Den Geldgebern reichte ein Zahlungsdienst.
Das erinnert frappierend an Musks Vorgehensweise bei Tesla, wo er mit vollem Risiko in eine riesige Infrastruktur aus Fahrzeug- und Autopilot-Software, Gigafactory-Produktionsstätten für Elektroautos und Batterien und Supercharger-Lademöglichkeiten investiert. Nach langer Skepsis setzt sich zunehmend die Ansicht durch, dass Tesla bald die Früchte dieser intensiven Vorarbeit ernten kann. Bei PayPal aber wurde Musk mit seinen ehrgeizigeren Plänen überstimmt.
Wie viele anderen der bis dahin dort tätigen Talente verließ Musk dann das Unternehmen und wandte sich Elektroautos zu – endlich, wie er in dem Interview zu verstehen gab. Er habe sich schon lange Zeit, „bevor sie so offensichtlich wurden“, mit ökologischen Themen beschäftigt. Denn ihm sei einfach klar gewesen, dass die Kohlenwasserstoffe irgendwann ausgehen, wenn man sie fördert und verbrennt. Hinzu komme eine gewisse Wahrscheinlichkeit für katastrophale Folgen durch den massiven Eintrag in Meere und die Atmosphäre. Musk: „Warum sollte man so ein Experiment machen? Das ist das Verrückteste, was ich je gehört habe.“
Ersten Kontakt zu Elektroautos hatte Musk laut dem Interview schon im Studium, wo er für ein Unternehmen namens Pinnacle Research arbeitete, das Kondensatoren mit hoher Energiedichte entwickelte. Daran wollte er zunächst weiterforschen, aber seit es Lithium-Ionen-Akkus mit hoher Energiedichte gebe, seien Kondensatoren nicht mehr der richtige Weg, sagte er. Bis Musk sich dann tatsächlich mit Teslas an Elektroautos machte, gründete er aber noch den Branchenbuch-Dienst Zip2 und später x.com.
https://twitter.com/thirdrowtesla/status/1219502048510648320
Das Interview mit dem Tesla-CEO ist insgesamt mehr als zwei Stunden lang – und das ist nur der erste Teil. Geführt wurde es von @thirdrowtesla, einer Podcast-Gruppe, zu der auch eine deutsche Studentin gehört. Neben Elon Musk nahm auch sein Bruder Kimbal an dem Gespräch teil, der viele der Aktivitäten von Musk begleitet.