Nach einem Gewinn von Tesla im dritten Quartal und überraschend vielen Auslieferungen im vierten Quartal 2019 scheinen Börsenanalysten zunehmend ihre lange gehegte Skepsis gegenüber dem Elektroauto- und Energie-Unternehmen zu verlieren. Eine besonders positive Einschätzung kam zu Beginn der neuen Woche von der Investmentbank Oppenheimer & Co – und trug dazu bei, dass die Tesla-Aktie im frühen US-Handel zum ersten Mal überhaupt die Marke von 500 Dollar überwand.
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Schon zum Ende von 2019 hin war die Aktie von Tesla den im Durchschnitt zurückhaltenden Kurszielen von Analysten längst enteilt. Seitdem haben mehrere Brokerhäuser ihre Prognosen für Tesla angehoben, konnten aber kaum mit der immer weiter steigenden Aktie Schritt halten. Der zuständige Oppenheimer-Analyst Colin Rusch sieht jetzt noch deutlich mehr Kurspotenzial: Am Montag hob er sein Kursziel von zuvor 385 Dollar auf 612 Dollar an, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Laut Bloomberg traut derzeit kein anderer Analyst eines großen Analysehauses der Tesla-Aktie mehr zu. Interessant an der neuen Studie ist aber nicht nur das hohe Kursziel, sondern auch die Begründung dafür: Analyst Rusch bezeichnet Tesla jetzt – wie es viele Fans des Unternehmens schon lange tun – als „existenzielle Bedrohung“ für andere Autohersteller.
Tesla habe mittlerweile eine „kritische Größe“ erreicht, die ausreicht, um dauerhaft einen positiven freien Cashflow zu unterstützen, schreibt der Oppenheimer-Analyst laut CBS Marketwatch. Das Unternehmen soll von nun an also in der Lage sein, seine weit reichenden Ambitionen aus den laufenden Einnahmen mit dem bisherigen Geschäft selbst zu finanzieren, und ist dafür nicht mehr auf externes Wachstumskapital angewiesen. Als entscheidende Vorteile von Tesla nennt der Analyst unter anderem einen Vorsprung bei Antriebsdesign und Batterie-Technologie, die Größe der Tesla-Flotte mit modernen Fahrassistenzsystemen und die Begeisterung von Verbrauchern für seine Elektroautos.
Zusammen mit der hohen Risikotoleranz, der Fähigkeit zum Lernen aus früheren Fehlern und den größeren Ambitionen als bei der Konkurrenz mache dies Tesla allmählich zu einer „existenziellen Bedrohung für Transport-Unternehmen, die nicht in der Lage oder bereit sind, schneller innovativ zu sein“, so der Analyst. Allerdings geht er nicht davon aus, dass die Aktie deshalb ab jetzt nur noch steigen wird: Trotz seines hohen Kursziels prognostiziert er, dass sich Tesla an der Börse weiter volatil zeigen wird.