Bei der Zeremonie zum Start der regulären Auslieferung von lokal produzierten Tesla Model 3 in China Anfang Januar wurde nicht nur gefeiert: Wie die Financial Times (FT) jetzt berichtet, verhandelten Führungskräfte von Tesla vor der Veranstaltung über einen Vertrag zur langfristigen Belieferung der Gigafactory in China (GF3) mit Kobalt durch das Schweizer Rohstoff-Unternehmen Glencore. Details zu dem Vertrag wie Mengen und Preise wurden zunächst nicht bekannt, zudem soll er noch nicht unterschrieben sein.
Die Direktbelieferung mit dem Akku-Rohstoff Kobalt spricht dafür, dass Tesla, wie weithin erwartet wird, tatsächlich eine eigene Batteriezell-Fertigung vorbereitet. Auf der anderen Seite könnte der Vertrag auch dazu dienen, genügend Kobalt für Zulieferer zur Verfügung stellen zu können, die den Rohstoff in Batteriezellen für Tesla verarbeiten.
Ähnlich geht bereits BMW vor: Im April 2019 bestätigte der deutsche Autohersteller, mit Glencore einen Vertrag über die Belieferung mit Kobalt für Akkus seiner neuen Generation von Elektroautos ab 2020 geschlossen zu haben. Im November 2019 gab BMW bekannt, die Zellen nicht selbst zu produzieren, sondern von CATL und Samsung SDI zu beziehen. Der Direkteinkauf von Kobalt (sowie Lithium) diene dem Ziel, „volle Transparenz“ über die Herkunft der Akku-Materialien herzustellen.
Nach den BMW-Angaben von April wird Glencore Kobalt aus seinen Minen in Australien und Marokko liefern, also nicht aus der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Dort befinden sich die größten Kobalt-Vorkommen der Welt, die zum Teil jedoch unter fragwürdigen Bedingungen in inoffiziellen Minen abgebaut werden.
Zusammen mit vier großen IT-Unternehmen wurde Tesla wegen Kobalt aus dem Land bereits zum Ziel der US-Menschenrechtsorganisation International Rights Advocates. In einer Klage im Namen der betroffenen Familien beschuldigt die Organisation die Unternehmen, Teil eines Systems von erzwungener Kinderarbeit in der DRC zu sein, das zu Todesfällen und schweren Verletzungen geführt habe. Allerdings wird Tesla in der Klage nur in Zusammenhang mit dem Akkuhersteller LG Chem genannt, der bislang nicht zu seinen Hauptlieferanten zählte.
Ob es bei den aktuellen Verhandlungen zwischen Tesla und Glencore ebenfalls um Kobalt von außerhalb der DRC ging, ist dem FT-Bericht nicht zu entnehmen. Die Agentur Bloomberg sieht sie jedoch als Anzeichen dafür, dass Autohersteller wie BMW und Tesla „sich darum kümmern, genügend Kobalt aus ethischen Quellen zu bekommen“.