Bild: Tesla
Kaum hatte er nach 21 Jahren seinen Job als zunehmend bekannter Apple-Analyst bei der Investmentbank Piper Jaffray aufgegeben, gründete Gene Munster Anfang 2017 mit Kollegen die Anlage-Firma Loup Ventures. Eigentlich ist sie auf Frühphasen-Investitionen spezialisiert, aber schon als er noch professionell Apple beobachtete, wollte Munster eigentlich Tesla-Aktien kaufen, wie in einem der ersten Blog-Beiträge auf den Loup-Seiten schrieb. Also stieg er bei erster Gelegenheit ein und erwartet nach jahrelangen Gewinnen mit Tesla noch mehr davon. In einer neuen Analyse beschäftigt er sich mit dem dort anstehenden zweiten KI-Tag – und bezeichnet ihn schon jetzt als Erfolg.
Zweiter KI-Tag als Chance für Tesla
Der erste KI-Tag (oder AI Day) fand im August 2021 statt und brachte neben detaillierten technischen Erläuterungen den Auftritt einer Tänzerin im Roboter-Kostüm (s. Foto) mit der Ankündigung von CEO Elon Musk, einen echten Tesla-Roboter auf den Markt bringen zu wollen. Das sei nur logisch, erklärte er: Tesla habe viel Erfahrung mit Batterien und Sensoren und müsse für autonomes Autopilot-Fahren ohnehin künstliche Intelligenz für die reale Welt in den Griff bekommen. Den zweiten KI-Tag kündigte er später für diesen September an – und wiederholte, möglicherweise werde es dann schon einen funktionierenden Prototypen zu sehen geben.
Möglicherweise würden Anleger nach der zweiten Auflage Ende dieses Monats denken, dass sie wenig Neues brachte, schreibt Munster jetzt dazu. Doch die entscheidende Botschaft werde sein, dass autonomes Fahren wirklich möglich ist und dass kein anderer Hersteller damit so weit fortgeschritten ist. „Irgendwann wird Tesla es hinbekommen und FSD ausgeliefert“, sagt Munster voraus. FSD ist die Abkürzung für Full Self-Driving und steht sowohl für diese Option als Autopilot-Erweiterung als auch für die Software dahinter, die sich aktuell in einem Beta-Test mit etwa 100.000 Tesla-Kunden in Nordamerika befindet.
Dass Tesla mit FSD noch längst nicht so weit ist, wie von Musk seit Jahren in Aussicht gestellt, bestreitet der Langzeit-Anleger nicht. Selbst das neueste Update auf die Version 2020.69.1 lasse auch erkennen, dass die Software bei grundlegenden Fahrfähigkeiten noch optimiert werden müsse, schreibt Munster. Aber sie mache Fortschritte, und der zweite KI-Tag sei für Tesla eine Chance, das gegenüber Aufsichtsbehörden und Kritikern zu belegen. Möglicherweise sogar sprunghafte Verbesserungen erwartet er durch das neue Dojo-System für das Trainieren der neuronalen Autopilot-Netze, das Tesla beim ersten KI-Tag vorstellte.
Riesiger Markt für schwierigen Roboter
Den mittlerweile Optimus genannten Roboter, von dem CEO Musk sagt, er könne sogar wichtiger werden als FSD für Autos, ordnet Munster dagegen in die „Spielwaren-Abteilung“ ein. Das gilt aber nur kurzfristig, weil Tesla es kaum schaffen werde, Ende September einen funktionierenden Prototypen zu zeigen. Eher erwartet er, dass das Unternehmen bei dem KI-Tag näher berichtet, wo die Schwierigkeiten bei der Entwicklung humanoider Maschinen liegen – aber auch darauf verweist, wie sehr sich diese Arbeit lohnen könnte. Denn der mit Optimus adressierbare Markt sei letztlich der gesamte für körperliche Arbeit weltweit.