Ein wichtiges Stück Zubehör für Elektroauto-Fahrende ist das Ladekabel – das mit Preisen um 300 Euro zudem nicht billig ist und bestimmungsgemäß stundenlang außen am geparkten Fahrzeug steckt. Dass das in größerem Maßstab Diebe anlocken würde, war vermutlich nur eine Frage der Zeit, und in den Niederlanden scheint es jetzt so weit zu sein: Allein der Polizei Amsterdam-Süd sollen in den vergangenen zwei Wochen 21 gestohlene Elektroauto-Kabel gemeldet worden sein, „hauptsächlich von Tesla-Fahrern“.
Tesla Model 3 am häufigsten betroffen
Davon berichtete am Mittwoch die niederländische Publikation AD, die sich auf Angaben der Polizei beruft. Der Vorsitzende eines Elektroauto-Clubs vermute, dass es im ganzen Land aktuell hunderte dieser Fälle gebe. Ihm selbst seien vergangene Woche zwei Kabel gestohlen, allerdings nicht beim Laden, sondern aus dem Kofferraum.
Besonders betroffen sind laut dem AD-Bericht Besitzer von Tesla Model 3, weil bei diesem Elektroauto bei Kälte der Diebstahlschutz für das Ladekabel nicht funktioniere. Ab einer gewissen Temperatur werde es beim Model 3 nicht mehr verriegelt, um ein Festfrieren der Sicherung zu verhindern. Einem Tesla-Besitzer seien auf diese Weise zwei Ladekabel innerhalb einer Woche abhanden gekommen. In Foren sei von Dieben auf Mopeds die Rede, die nachts auf Kabel-Jagd gingen.
Der Club-Chef vermutete und die Polizei bestätigte AD, dass das Phänomen auch den Rest der Niederlande schon erfasst hat – ob das vielleicht noch für weitere Länder gilt, blieb zunächst offen. Der Blog Electrek berichtete dazu, mehrere Besitzer von Model 3 hätten in der Vergangenheit festgestellt, dass ihr Ladekabel bei sehr niedrigen Temperaturen nicht gesichert war. Tesla-Mitarbeiter hätten dazu gesagt, der Sicherungsstift für das Kabel werde beim kalten Laden hin- und herbewegt, um ein Festfrieren zu verhindern.
Polizei: Elektroauto auf Kabel parken
Welche anderen Elektroautos von den Kabel-Diebstählen in Amsterdam betroffen sind, lässt sich dem AD-Artikel nicht entnehmen. Bei neueren Model 3 dürfte es nicht mehr dazu kommen, denn die sollen wie das Model Y eine beheizbare Ladebuchse haben, die den Stift-Trick unnötig machen dürfte. Davon abgesehen lässt sich das Ladekabel bei beliebigen Elektroautos natürlich mit Gewalt entfernen, aber dann riskieren die Täter Aufsehen und eine Beschädigung.
Besitzer älterer Teslas sowie möglicher anderer Elektroautos mit nicht oder nicht gut genug gesicherten Ladekabel-Buchsen dürfte das Update beim Model 3 wenig trösten. Aber die Polizei hat laut AD immerhin einen Tipp parat, der für alle funktionieren dürfte: Man solle beim Laden eines der Räder seines Elektroautos auf das Kabel stellen, natürlich links und rechts mit Latten daneben, damit es nicht beschädigt wird. Das klingt umständlich, ist aber wahrscheinlich besser als jede Woche ein neues Kabel für 300 Euro zu kaufen.