Bild: Tesla (Giga Schanghai)
„Nimm Geld auf, wenn du kannst, nicht wenn du musst“ – das bringe er den Studenten in seinem Kurs über strategische Eigenkapitalfinanzierung an der Wharton Business School stets bei, schreibt der Dozent David Erickson in einem aktuellen Beitrag über die Bewertung von Tesla. Zumindest in dieser Hinsicht folgt der Elektroauto-Pionier also gängigen Management-Theorien: In dieser Woche gab er eine Kapitalerhöhung bekannt, obwohl CEO Elon Musk erst 14 Tage zuvor erklärt hatte, Tesla brauche absolut kein Geld.
Doch am selben Tag, an dem die unerwartete Kapitalerhöhung bekannt gegeben wurde, veröffentlichte Tesla ein weiteres Börsen-Dokument, das zeigt, dass ein wenig zusätzliches Geld bei Tesla vielleicht doch nicht schaden kann: das Formular 10-K mit detaillierten Angaben zu Geschäftsverlauf und Plänen. Wie es zeigt, will Tesla in diesem Jahr mindestens 2,5 Milliarden Dollar investieren.
Schon das wäre fast nahezu doppelt so viel wie 2019, als Tesla laut Finanzdozent Erickson statt wie geplant 2-2,5 Milliarden Dollar nur 1,3 Milliarden Dollar investierte. Und die Prognose von 2,5 Milliarden Dollar Tesla-Investitionen in diesem Jahr ist nur der untere Rand. Die Investitionen könnten auch 3,5 Milliarden Dollar pro Jahr erreichen, gibt Tesla im 10-K an, und zwar nicht nur 2020, sondern auch in den beiden Jahren darauf.
Wie viel genau es wird, lässt sich laut Tesla kaum sagen, weil „die Anzahl und Breite unserer Kernprojekte zu jedem Zeitpunkt hoch ist“. Bei jedem Produktionshochlauf für neue Produkte wie zuletzt Model Y und Solar Roof sei die Zeitplanung ungewiss, und je nach Fortschritt könnten manche Investitionen früher anfallen.
Bekannt ist für 2020, dass Tesla in der Gigafactory in China eine Produktionslinie für das Model Y fertigstellen will, deren Bau Ende 2019 begonnen wurde. Ebenso werden Ausgaben für die Vorbereitungen für und dann den Bau der Gigafactory in Deutschland anfallen, die im Sommer 2021 ihren Betrieb aufnehmen soll. Auch die Produktion von Superchargern der Generation V3 und des Photovoltaik-Dachs Solar Roof soll nach Aussagen von Tesla-CEO Musk deutlich erhöht werden.
Die große Unbekannte schließlich ist eine eigene Batteriezell-Produktion von Tesla, die laut Musk ein gigantisches Ausmaß annehmen könnte. Vorbereitungen für eine Pilotfertigung am Tesla-Stammsitz in Fremont werden derzeit getroffen. Wann es im großen Maßstab losgeht, sodass hohe Investitionen anfallen dürften, wird sich wohl frühestens in diesem Frühjahr bei einem Batterie-Anlegertag von Tesla klären.