Website-Icon Teslamag.de

Schneller Lade-Strom zum Preis von 1 Liter Diesel: Wie teuer wird Elektroauto-Fahren?

ionity ccs säulen tritium

Tritium

Bild: Tritium (Symbolfoto)

Anzeige

Die Coronavirus-Krise machte es möglich: Nicht überall in Deutschland, aber an einigen Tankstellen, fiel der Preis für Diesel im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit langer Zeit wieder unter die Marke von 1 Euro pro Liter. Inzwischen ist der Verbrenner-Treibstoff, auch durch eine CO2-Steuer ab 2021, wieder merklich teurer geworden, aber für kühle Rechner bedeutet der Abstand zu den früheren Höchstpreisen bei Diesel (sowie Benzin), dass Elektroautos weniger attraktiv werden. Gleichzeitig zeigte sich 2020 eine bedenkliche Tendenz zu immer weiter steigenden Kosten für das schnelle Laden von Elektroautos.

Plugsurfing streicht günstigen Ionity-Tarif

Wie viel Aufbau und Betrieb von schnellen Ladesäulen sowie Einkauf oder Produktion des nötigen Stroms für die Anbieter kostet, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Sicher aber liegen die Kosten pro Kilowattstunde über den 0,00 Euro, die Tesla Fahrern seiner Elektroautos in den ersten Jahren berechnete. Inzwischen nimmt auch Tesla (außer bei den Premium-Modellen Model S und Model X) Geld für seine Supercharger. Der Preis dafür ist mit aktuell 35 Cent pro Kilowattstunde an den meisten deutschen Standorten nicht wesentlich höher als für Haushaltsstrom.

In der Branche heißt es deshalb manchmal, Tesla subventioniere den Strom für seine Elektroautos, um deren Absatz zu unterstützen. Fest steht, dass schnelles Laden ohne spezielle Arrangements bei allen anderen Anbietern deutlich teurer ist – und es zunehmend wird. Zuerst enttäuschte Anfang 2020 Ionity vor allem Tesla-Fahrer, die ihre Model 3 bis dahin gern zum Pauschalpreis von 8 Euro an den CCS-Stationen des Joint-Ventures deutscher Autohersteller luden: Der Preis für Spontan-Laden wurde auf 79 Cent pro Kilowattstunde erhöht, mehr als doppelt so viel wie bei Tesla selbst.

Zunächst gab es noch einige Ladekarten, die Elektroauto-Fahrern auch Ionity-Laden zu alten oder leicht erhöhten Tarifen ermöglichten, aber nach und nach fielen sie weg. Der Anbieter Plugsurfing führte erst sogar ein neues Abo-Angebot inklusive Ionity ein, bei 19,95 Euro pro Monat und 34 Cent pro Kilowattstunde attraktiv für Vielfahrer. Doch Ende 2020 gab das Unternehmen das Ende für sein plus-Paket bekannt – und setzte sich gleich an die Spitze der deutschen Ionity-Preise: Satte 1,09 Euro werden jetzt bei Plugsurfing pro Kilowattstunde verlangt, also in etwa so viel, wie ein Liter Diesel neuerdings wieder kostet.

Der neue Plugsurfing-Preis ist extrem, und das Unternehmen weist auf seinen FAQ-Seiten dazu darauf hin, dass es versuche, bessere Konditionen bei den Säulen-Betreibern auszuhandeln. Aber selbst ein Preis von 39 Cent pro Kilowattstunde schnellem Elektroauto-Strom plus Grundgebühr scheint in Deutschland bei einem bundesweiten Angebot nicht kostendeckend zu sein.

Elektroauto-Strom vom eigenen Dach

Dafür sprechen die aktualisierten Bedingungen des Energieversorgers EnBW, der stark in eigene Lade-Infrastruktur investiert und einen Abo-Tarif zu 39 Cent auch an fremden Säulen (bei 4,99 Euro Grundgebühr im Monat) anbietet. Seit diesem Januar gilt dieses Angebot laut den AGB explizit nur für Privatkunden und nur, wenn sie an zwei von drei Monaten nacheinander nicht mehr als 800 kWh bei EnBW laden. Das ist recht großzügig bemessen, erweckt aber den Eindruck, dass 39 Cent und die monatliche Grundgebühr nicht kostendeckend sind. Wie andere Anbieter, die das inzwischen aufgegeben haben, scheint EnBW gewisse Verluste im Lade-Geschäft als Anlauf- oder Querfinanzierung in Kauf zu nehmen, aber eben nicht unbegrenzt.

Sollte sich der Kilowattstunden-Preis (abseits von Tesla, wobei auch hier die Supercharging-Preise im Oktober 2020 leicht erhöht wurden) auf Dauer in der Breite auf den von Diesel zubewegen, würde sich der bisherige Energie-Kostenvorteil von Elektroautos ins Gegenteil umkehren – bei 20 Kilowattstunden Verbrauch käme man damit auf 20 Euro pro 100 Kilometer und mehr. Anders als bei Sprit besteht bei Strom allerdings die Möglichkeit, ihn billiger zuhause zu kaufen als unterwegs, und er lässt sich sogar auf dem eigenen Dach produzieren.

Anzeige
Die mobile Version verlassen