Der CCS-Betreiber Ionity, ein Joint-Venture der deutschen Auto-Konzerne, ist offenbar fest entschlossen, weiter ganz am oberen Ende der Preis-Skala für schnelles Elektroauto-Laden anzutreten. Kurze Zeit über war er der Liebling vieler Fahrer des Tesla Model 3 in Europa, weil die dort für pauschal acht Euro komplett laden konnten, und das sogar schneller als am Tesla-Supercharger. In diesem Februar erhöhte Ionity die Preise massiv – nur über einige Lade-Karten war es zunächst weiter möglich, dort für weniger zu laden. Doch mit Maingau Energie hat jetzt auch der wohl letzte Anbieter eines solchen günstigen Ionity-Tarifs die Gebühren dafür drastisch erhöht.
Ionity-Preis auf neuem Niveau
Die E-Mail mit der Preis-Änderung ab September ging am Donnerstagnachmittag in der Redaktion von teslamag.de ein und wurde gleichzeitig mehrfach im Forum gemeldet. Wie zuletzt andere Karten-Anbieter führt Maingau darin eigens einen höheren Lade-Tarif nur für Ionity-Säulen ein. In diesem Fall sind es für normale Kunden jetzt 73,11 Cent pro Kilowattstunde. Das liegt immer noch leicht unter den 79 Cent, die Ionity von Direkt-Kunden ohne Vertrag nimmt und die auch die meisten Anbieter von Lade-Karten mit mehreren Netzen als Spezial-Preis für dieses Netz ausweisen. Aber bislang konnte man mit Teslas und anderen Elektroautos über Maingau für 35 Cent pro Kilowattstunde bei Ionity laden, also für weniger als die Hälfte und kaum mehr als am Tesla-Supercharger (33 Cent in Deutschland).
Selbst für die eigenen Energie-Kunden will Maingau künftig keine niedrigeren Ionity-Preise mehr bieten, ist der E-Mail weiter zu entnehmen. Für langsames Wechselstrom- und schnelles CCS-Laden anderswo bezahlen Bezieher von Maingau-Strom oder -Gas auch in Zukunft etwa 10 Cent pro Kilowattstunde weniger als Nicht-Kunden. Bei Ionity aber laden ab September alle zum erhöhten Kilowattstunden Preis von 73,11 Cent, der mit der Mehrwertsteuer-Rückkehr auf 19 Prozent ab 2021 auf 75 Cent steigen wird.
Rechnen für alle außer Tesla-Fahrer
Eine schlechte Nachricht ist das vor allem für Fahrer anderer Elektroautos als derer von Tesla. Zuvor hatten schon reihenweise andere Ladekarten den Ionity-Preis auf den neuen Quasi-Standard von 79 Cent pro Kilowattstunde angehoben – und Volkswagen strich fast zeitgleich mit dem Bestell-Start für den ID.3 ein verstecktes Sonder-Angebot zum Laden für Kunden der eigenen Marke an beliebigen Säulen.
Immerhin spricht das sowie die leichte Abweichung beim Ionity-Preis von Maingau dafür, dass das Joint-Venture weder die eigenen Anteilseigner systematisch bevorzugt noch die End-Preise diktieren kann. Derlei Machenschaften hatten vor allem Tesla-Fahrer nach dem Preis-Schock vom Februar befürchtet, weil manche speziellen Marken-Angebote für Ionity zunächst erhalten blieben.
Stattdessen aber scheint sich jetzt immer deutlicher zu zeigen: Schneller Elektroauto-Strom bei Ionity ist aus irgendwelchen Gründen einfach deutlich teurer als woanders. Entgegen dem anzunehmenden Wunsch des Teil-Eigentümers Volkswagen betrifft das auch den frisch startenden VW ID.3. Für das Hoffnungsträger-Elektroauto gibt es zwar unter der Marke We Charge eine Lade-Karte, die Ionity-Laden für 29 Cent (ab 2021 dann 30 Cent) pro Kilowattstunde möglich macht. Aber das kostet eine Grundgebühr von 9,73 Euro und bald 9,99 Euro, die auch in Monaten anfällt, in denen man kaum oder gar nicht bei Ionity lädt. In jedem Fall müssen Fahrer anderer Elektroautos jetzt wieder ein bisschen genauer rechnen, während Tesla-Besitzer nur in Einzelfällen betroffen sein dürften.