Wir hatten Mitte Februar darüber berichtet, dass ein Tesla-Mitarbeiter öffentlich über die Arbeitsbedingungen in der Fremont-Produktionsstätte geklagt hatte. Tesla wurde vorgeworfen, die Mitarbeiter unter dem Industrie-Durchschnitt zu bezahlen, ihnen viele Überstunden aufzubürgen und durch schlechte ergonomische Ausstattung einen hohen Krankenstand hinzunehmen.
Tesla-CEO bestritt die Vorwürfe und beschuldigte den Mitarbeiter Werbung für die nordamerikanische Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) zu machen. „Er arbeitet nicht wirklich für uns, er arbeitet für die UAW“, schrieb Musk in einer Konversation mit dem Online-Magazin Gizmodo über Twitter Direct Message.
Während die UAW bestreitet, den Tesla-Mitarbeiter für das Anwerben neuer Mitglieder und die Durchsetzung einer Gewerkschaft zu bezahlen, wollte Musk den Vorwürfen des Mitarbeiters genauer nachgehen und überprüfen, ob diese tatsächlich stimmen. Er erklärte, eine eigene Untersuchung in der Fremont-Produktionsstätte durchzuführen.
Offenbar hat Musk seine Untersuchung abgeschlossen und die Mitarbeiter in einer internen E-Mail darüber informiert, wie die Ergebnisse der Untersuchung aussehen. Diese E-Mail liegt dem Branchendienst Electrek vor und kann wie folgt zusammengefasst werden:
Sicherheit als oberste Priorität
Für Tesla hat Sicherheit bei der Arbeit oberste Priorität. Als Ziel hat man sich gesetzt, möglichst kaum Arbeitsunfälle zu haben (gar keine sei bei über 30.000 Mitarbeitern unmöglich) und die sicherste Produktionsstätte in der Automobilindustrie zu sein. Deshalb glaubte Musk nicht den Vorwürfen des Mitarbeiters, das zeitweise drei Viertel seines Teams krankheitsbedingt ausfielen.
„Offensichtlich entspricht dies nicht der Wahrheit: Wenn drei Viertel seines Teams plötzlich krank gewesen wären, wären wir nicht in der Lage diesen Teil der Produktion durchzuführen“, schrieb Musk in der E-Mail. Wenn in anderen Bereichen angeblich sogar noch mehr Ausfälle zu vermelden sind, würde die Produktion komplett anhalten und der Mitarbeiterparkplatz wäre völlig leer. Laut Musk ist es jedoch genau gegenteilig: Es gibt nie genug freie Parkplätze an der Produktionsstätte und man arbeitet mit Hochdruck daran diese auszubauen.
Als Musk diesen Vorwurf untersuchte, stellte er somit fest, dass dies nicht nur bei diesem Team nicht zutreffe, sondern auch bei alle anderen Teams. Dennoch ist es wichtig die Überstunden zu reduzieren und die Sicherheit zu erhöhen. Deshalb hat Tesla tausende neue Mitarbeiter eingestellt und eine dritte Schicht eingeführt, welche die Situation deutlich verbessert hat.
Da die meisten Krankheitsfälle ergonomischer Natur sind, hat man allein dafür eine eigene Abteilung eingerichtet, die sich um Angelegenheiten rund um die Ergonomie bei der Arbeit kümmert. Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist die Anzahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle (Total Recordable Injury Rate) auf unter 3,3 gesunken. Der Industrie-Durchschnitt liege vergleichsweise bei 6,7.
Vergütung: Jeder ist Teilhaber von Tesla
Die Kritik, Tesla würde unter dem Industrie-Durchschnitt bezahlen, wies Musk ebenfalls zurück. Für Tesla ist es wichtig, dass jeder Mitarbeiter ein Anteilseigner am Unternehmen ist. Deshalb können die Mitarbeiter nach vier Jahren Betriebszugehörigkeit auch Aktien zu Sonderkonditionen beziehen. Dies müsse bei der Vergütung mit einberechnet werden.
In einer Vergleichstabelle wird aufgezeigt, dass ein Tesla-Mitarbeiter in der Produktion, der am 1. Januar 2013 bei Tesla begonnen hat, insgesamt mehr verdient hat, als ein vergleichbarer Mitarbeiter bei GM, Ford und Fiat Chrysler (FCA) in derselben Periode. Der Unterschied belaufe sich auf 70.000 bis 100.000 US-Dollar und soll in den nächsten Jahren ähnlich hoch ausfallen.
Model X-Produktionsstart sorgte für hohe Anzahl an Überstunden
Die durchschnittliche Arbeitszeit, die ein Mitarbeiter der Produktion in der Woche geleistet hat, beläuft sich laut Musk in diesem Jahr auf 43 Stunden. Der Anteil an Überstunden sei im Vergleich zum letzten Jahr, wo man die „super schwierige Zeit“ mit dem Produktionsstart des Model X hatte, um beinahe 50 Prozent gesunken.
Das Model X, welches Musk erneut als „möglicherweise das schwerste zu bauende Fahrzeug der Geschichte“ betitelt, hatte einen holprigen Produktionsstart, sodass Musk selbst teilweise direkt an der Fertigungsstraße in einem Schlafsack schlief, um den Prozess zu beobachten. Mit dem Model 3 soll das nicht passieren, denn dieses ist speziell für eine einfache Produktion konzipiert.
Zukunft: Große Party, Frozen-Joghurt-Stände und eine Achterbahn
Musk versprach am Ende seiner Nachricht, dass es zukünftig deutlich angenehmer für die Arbeiter werden soll. Unter anderem will man eine „wirklich großartige Party“ schmeißen, wenn die Produktion des Model 3 zum Ende des Jahres hochgefahren ist. Zudem soll es auch weitere kleine Annehmlichkeiten geben, wie beispielsweise mehrere Frozen-Joghurt-Stände um die Fabrik herum.
Da Tesla in Zukunft die Größe der Produktionsstätte verdoppeln will, wird es auch für die Mitarbeiter schwieriger werden, einen Parkplatz in direkter Nähe der Fabrik zu finden. Abhilfe soll eine Achterbahn schaffen, welche die Mitarbeiter auf dem gesamten Gelände einsammeln und an den unterschiedlichen Stationen wieder rauslassen wird.