Bild: Tesla
Nicht alle Gerüchte über Tesla bewahrheiten sich, aber bei diesem ging es schnell: Vergangene Woche meldeten mehrere Beobachter, davon gehört zu haben, dass Tesla für sein kleinstes Model 3 bald auch in den USA Akkus mit LFP-Batterien von CATL aus China verwenden würde – und am Donnerstag bekamen mehrere Kunden dort E-Mails, die das bestätigen. Das schon in Europa und Asien verwendete Paket für das Model 3 Standard Range plus sei jetzt auch in Nordamerika erhältlich, schrieb Tesla.
Tesla als West-Pionier bei LFP
Tesla war der erste westliche Hersteller, der für ein modernes Elektroauto auf LFP-Zellen setzte – sie sind robust und relativ billig, aber weniger leistungsfähig als Zellen mit der NCM- oder NCA-Chemie. Inzwischen erlebt LFP ein kraftvolles Comeback. Andere West-Hersteller wie VW, Mercedes oder Ford planen damit, chinesische sowieso, und für Tesla hat CEO Elon Musk angekündigt, dass diese Chemie auf längere Sicht zwei Drittel der verwendeten Batterie-Kapazität in Autos und stationären Speichern ausmachen werde.
Kurz nach dem Start des Model 3 mit LFP-Akku in China wurden bereits einige tausend davon auch nach Europa geschickt – mit etwas Rabatt, aber auch überraschend mit gegenüber dem US-Modell um 10 Kilometer auf 440 Kilometer erhöhter Reichweite. Bald darauf machte Tesla Importe aus China beim kleinsten Model 3 für Europa zum Standard und senkte auch den regulären Preis.
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— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) August 26, 2021
Laut der E-Mail von Tesla ist jetzt auch Nordamerika an der Reihe, Model 3 mit LFP-Zellen aus China zu bekommen – allerdings scheinen die dortigen Kunden weniger zu profitieren, als es bei der Einführung in China und Europa der Fall war. Denn das Unternehmen informiert zwar, dass sie ein Model 3 Standard Range Plus mit LFP-Akku möglicherweise kurzfristig bekommen können, statt bis Ende 2021 oder Anfang 2022 darauf warten zu müssen. Aber einen Preisvorteil bietet Tesla nicht an, und die Reichweite ist 10 Meilen (16 km) sogar geringer als aktuell beim kleinen Model mit US-Akku.
Dennoch überlegten nach der mehrfachen Veröffentlichung der Tesla-Mail auf Twitter mehrere Empfänger, ob sie von dem Angebot Gebrauch machen sollten. Rasch wurden, wie darin angekündigt, auf den Webseiten für mehrere US-Standorte fertig produzierte Model 3 SR+ mit 253 Meilen statt 263 Meilen Reichweite entdeckt (s. Foto oben für Texas) – der Vorteil scheint hier vor allem in der früheren Verfügbarkeit zu liegen. Von CEO Musk kam eine auch technisch begründete Empfehlung: Tesla habe US- und China-Akku für eine ungefähr gleiche „Produkt-Erfahrung“ ausgelegt, schrieb er auf Twitter. Er persönlich neige leicht zu der LFP-Variante, die man auf 100 Prozent laden könne, während bei Nickel-Akkus 90 Prozent besser seien.
Model Y mit China-Akku könnte folgen
Wenn Tesla den europäischen Weg in Nordamerika nachvollzieht, dann dürfte bald auch dort der China-Akku Standard im Model 3 SR+ werden – die Autos darum herum werden aktuell aber weiter in Fremont produziert. In China wie Europa wurde zudem schon eine Variante des Akkus aus LFP-Zellen angemeldet, die 60 Kilowattstunden statt wie bislang 55 Kilowattstunden Kapazität hat, sowohl mit dem Model 3 als auch mit dem Model Y. Auch eine Standard-Variante des Model Y könnte somit wieder auf den US-Markt zurückkommen (sie wurde Anfang des Jahres nur kurz angeboten) – und für Tesla bedeutet der weltweite Teil-Umstieg auf LFP mehr Batterien aus der Gigafactory mit Panasonic in den USA, die in Elektroautos mit höheren Reichweiten eingebaut werden können.