Bild: BNEF
Die Preise für Batterie-Pakete für Elektroautos und stationäre Speicher sind im Jahr 2021 weiter gesunken. Auf 132 Dollar pro Kilowattstunde bezifferte die Marktforschungsfirma BloombergNEF am Dienstag den Akku-Preis im volumengewichteten Branchen-Durchschnitt. Das sind noch einmal 6 Prozent weniger als in 2020 – doch dahinter verstecken sich höhere Preise ab der zweiten Jahreshälfte, die 2022 voraussichtlich noch stärker durchschlagen werden.
Preis-Zwickmühle bei Elektroautos
Je nach Betrachtungsweise ist der Trend stetig sinkender Preise bei Elektroauto-Batterien also schon gebrochen. Nach BNEF-Daten kosteten sie 2010 noch 1200 Dollar pro Kilowattstunde und 2013 inflationsbereinigt 684 Dollar. Mit dem jüngsten Jahres-Rückgang auf 132 Dollar pro Kilowattstunde sind die Batterie-Preise seit 2010 um real 89 Prozent gefallen. Doch in der zweiten Hälfte von 2021 zeigten sie abweichend von dem langjährigen Trend erstmals wieder eine steigende Tendenz.
NMC-Zellen mit Nickel, Mangan und Kobalt (also noch nicht fertige Akku-Pakete) kosten laut BNEF im vierten Quartal 2021 etwa 10 Prozent mehr als zu Beginn des Jahres, im Durchschnitt 110 Dollar pro Kilowattstunde. Zu insgesamt noch sinkenden Preisen trug zudem bei, dass der Anteil der billigeren LFP-Zellen deutlich zunahm – Tesla verwendet sie als erster Hersteller auch im Westen, erst in Europa und seit Anfang November auch in den USA. Laut BNEF kostete dieser Typ im Jahresschnitt 30 Prozent weniger als NMC.
Die Preis-Entwicklung schaffe ein schwieriges Umfeld insbesondere für europäische Autohersteller, wird in der BNEF-Mitteilung der Hauptautor der Auswertung zitiert. CO2-Emissionsvorgaben würden sie zwingen, mehr Elektroautos zu verkaufen – und dabei müssten sie sich jetzt entscheiden, entweder geringere Margen in Kauf zu nehmen oder ausbleibende Kunden zu riskieren.
Tesla kauft viel in Billigland China
Zudem enthält die Studie interessante Informationen über die Höhe des Preis-Unterschieds zwischen China auf der einen und dem Westen auf der anderen Seite. Im Land mit der höchsten Batterie-Produktion weltweit kosteten Akku-Pakete laut BNEF 2021 im Durchschnitt 111 Dollar pro Kilowattstunde. In den USA sollen es aber 40 Prozent und in Europa sogar 60 Prozent mehr gewesen sein. Das lasse die relative Unreife dieser Märkte sowie die niedrigen Volumina und Maß-Bestellungen erkennen, schreiben die Marktforscher.
Tesla dürfte mit den höheren West-Preisen aktuell weniger zu kämpfen haben, denn mit der Einführung auch in Amerika Anfang des Monats machen LFP-Zellen dort womöglich schon die Hälfte des weltweiten Volumens aus – beim Model 3 für China waren es über das Jahr gesehen nach aktuellen Daten 86 Prozent. Zudem bezieht das Unternehmen, anders als die anderen Hersteller von Elektroautos für den Westen, damit einen oder den Großteil seiner Zellen direkt im relativen Billigland China.
Kurzfristig hängt von den Batterie-Preisen erheblich die Wettbewerbsfähigkeit von Elektroauto-Hersteller untereinander ab – langfristig aber die Frage, ob alle zusammen preislich gegen Verbrenner konkurrieren können. Bislang sagte BNEF voraus, dass die Preise auf Paket-Ebene in 2024 die wichtige Grenze von 100 Dollar durchbrechen werden, ab der dieser Punkt ohne Elektroauto-Subventionen erreicht wäre. Das halten die Marktforscher weiter für möglich – aber auch erst einmal einen Anstieg auf 135 Dollar pro Kilowattstunde in 2023, der das Unterschreiten von 100 Dollar um zwei Jahre hinauszögern könnte.
Batterie-Rohstoffe als kritischer Faktor
Der Grund für diese unerwartete Wende liegt schlicht in Nachfrage und Angebot. Überall steigendem Bedarf stehen Rohstoff-Mengen gegenüber, die durch globale Logistik-Probleme und Kürzungen in China zuletzt obendrein geringer ausfielen als erwartet. So richtig zu spüren bekommen sollen das Batterie-Einkäufer zudem erst nächstes Jahr, weil laut BNEF viele Verträge Preis-Anpassungen mit einem halben Jahr Verzögerung vorsehen.
Auch langfristig sehen andere Marktforscher hier drohende Knappheit, weil zwar allerorten im Westen Batterie-Gigafactorys angekündigt oder gebaut werden, aber wenig von der dafür nötigen Rohstoff-Beschaffung zu hören ist. BNEF klingt insgesamt optimistischer: 100 Dollar pro Kilowattstunde bleiben nach deren Einschätzung klar in Sicht. Bis 2030 sollen außerdem neue Anoden- und Kathoden-Materialien und -Technologien sowie Herstellungsverfahren eine weitere Senkung auf 50 Prozent des heutigen Niveaus ermöglichen.