Mit Volkswagen und Toyota waren die zwei bislang größten Hersteller der Welt nicht dabei, aber immerhin elf Auto-Unternehmen schlossen sich vergangene Woche im Rahmen der COP26–Klimakonferenz einer Erklärung zu 100 Prozent emissionsfreien Fahrzeugen bis 2040 an. Der effizienteste Weg dorthin liegt in Elektroautos, aber eine Marktforschungsfirma warnt: Schon vorher gab es eine gravierende Lücke bei der Rohstoff-Versorgung für das in den nächsten Jahren erwartete Wachstum auf diesem Markt, und durch die Glasgow-Deklaration ist sie noch deutlich größer geworden.
Lücke bei Elektroauto-Batterien droht
Die meisten Elektroauto-Batterien kommen derzeit aus Asien und innerhalb des Kontinents aus China. Westliche Staaten planen Milliarden-Ausgaben, um eine eigene Versorgung mit diesem Zukunftsbaustein zu fördern. Tatsächlich sind allein für Europa bis 2030 Zell-Fabriken mit einer Kapazität von bis zu knapp 1 Terawattstunde pro Jahr angekündigt (darunter 250 Gigawattstunden aus der Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin). An die Batterie-Produktion wird also durchaus gedacht – aber laut Benchmark Minerals nicht genug an die dafür nötigen Rohstoffe.
Schon seit einigen Monaten weisen die Marktforscher dort darauf hin, dass den ambitionierten Elektroauto- und Batterie-Plänen bei weitem nicht genügend Aktivität bei der Erschließung neuer Rohstoff-Vorkommen gegenübersteht. Das wirkt sich bereits jetzt aus – so ist der Preis für Elektroauto-Batterien in diesem Jahr zum ersten Mal seit 2014 wieder gestiegen. Auslöser dafür war laut Benchmark Lithium, das als -carbonat oder -hydroxid für sämtliche aktuell bedeutenden Batterien benötigt wird – auch für die LFP-Chemie, mit der Tesla laut CEO Elon Musk weitgehend von den teureren Rohstoffen Nickel und Kobalt wegkommen möchte.
Laut einem Benchmark-Kommentar zu dem Glasgow-Ergebnis läuft es darauf hinaus, dass 2040 mehr als 30-mal so viel Elektroauto-Batteriekapazität benötigt wird wie heute, bei einem entsprechend höheren Rohstoff-Bedarf. Wenn alle neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge in dem Jahr rein elektrisch seien, würden dafür 8,4 Terawattstunden an Lithium-Ionen-Batterien gebraucht. Bislang sagten die Marktforscher 6,2 Terawattstunden voraus. Der höhere Wert bedeute allein gut 7 Tonnen Bedarf an verarbeitetem Lithium – 17-mal so viel wie die erwartete Produktion in diesem Jahr.
Langer Vorlauf für Rohstoff-Projekte
Eine derartige Zunahme innerhalb von vielen Jahren ließe sich wohl organisieren. Aber laut dem Benchmark-Geschäftsführer Simon Moores wird es höchste Zeit, damit anzufangen. Aktuell gebe es noch nicht einmal genügend Investitionen in die Rohstoff-Lieferkette, um den erwarteten Bedarf für 2030 zu decken, erklärte er. Die Nachfrage bei Lithium wachse aktuell dreimal so schnell wie das Angebot. Das sei ein Problem, das gelöst werden müsse. Schließlich lasse sich eine neue Batterie-Fabrik innerhalb von zwei Jahren realisieren. Bei der Erschließung neuer Lithium-Vorkommen dagegen würden vom Start bis zur ersten Lieferung mindestens fünf Jahre vergehen.